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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nicht aufhielten ...
    Aber sie blockierten weiter ihren Weg. Als Linden sich in Bewegung setzte, begannen mehrere von ihnen, noch lauter zu bellen. Aus ihrer zusammengeklumpten dunklen Formation trat ihr einer der Urbösen mit einem in den Händen gehaltenen Objekt entgegen.
    »Auserwählte«, sagte Stave warnend.
    Ob er spüren konnte, wenn sie in Gefahr war?
    Der Urböse hielt ihr etwas hin, das sie nur verschwommen wahrnahm. Es schien ein kleiner Becher zu sein.
    Liand packte sie am Arm. »Linden. Nein. Das sind Urböse. Dämondim-Brut.«
    Bis zu diesem Abend hatte er noch nie von solchen Lebewesen gehört. Wie Ramen und Ranyhyn, den Einholzwald und Wüteriche hatte er sie nicht einmal aus Sagen gekannt. Linden schüttelte seine Hand ab. »Sie haben uns gerettet«, sagte sie leise. Sie hatte bereits Hilfe von Lord Foul persönlich angenommen.
    »Und sie sind Abkömmlinge des Bösen«, wandte Liand ein. »Das hat der Meister gesagt.«
    Haruchai logen nicht. Trotzdem bellten die Urbösen sie drängend an, und das Wesen vor ihr wollte ihr den Becher in die Hände drücken. Der strenge, faulige Gestank der Urbösen widerte Linden an; er schien gegen ihre Haut zu wehen wie die Dämpfe eines Ätzmittels ... und brachte zugleich einen weiteren Geruch mit, der moderig und potent war: ein aus Staub und Alter und Vitalität zusammengesetztes Aroma.
    Diesen Geruch kannte sie. Im ersten Augenblick ließ ihre Erinnerung sie noch im Stich; schwer fassbar, durch Blutvergießen und Verluste beeinträchtigt. Dann kehrte sie mit jäher Klarheit zurück.
    Die Nordlandhöhen und bittere Kälte, sie selbst von Cail und Riesen begleitet. Ein unnatürlich strenger Winter, den Arghuleh aus dem Norden mitgebracht hatten. Und ein Rhyshyshim, eine Versammlung von Wegwahrern.
    Dort bei den Wegwahrern hatten Linden und ihre Gefährten Hilfe und Sicherheit gefunden, Wärme und Ruhe und Nahrung erhalten. Und ein dunkles, moderig riechendes Getränk, das sie wie destillierte Aliantha gestärkt hatte.
    »Stave«, murmelte sie verwundert und überrascht, »das ist Vitrim. Sie bieten uns Vitrim an.«
    »Vitrim?«, fragte Liand. »Was ist Vitrim? «
    Stave stand dem Steinhausener gegenüber neben ihr. »Weißt du das bestimmt? Die Haruchai haben Cails Erzählung von der Suche nach dem Einholzbaum nicht vergessen. Auch er hat von Vitrim gesprochen. Aber die Urbösen sind keine Wegwahrer.«
    Linden hätte ihn auffordern können, den Becher an ihrer Stelle entgegenzunehmen; seinen Inhalt zu kosten. Sie zweifelte nicht daran, dass er es getan hätte – im Vertrauen darauf, dass seine Sinne und seine Kraft ihn vor jedem subtilen Gift schützen würden. Aber die ewigen Verdächtigungen widerten sie an, und sie hatte schon genügend Feinde. Abrupt öffnete sie die Hände, um den dargebotenen Becher entgegenzunehmen; und der Urböse drückte ihr kaltes Eisen in die Hände, trat einen Schritt zurück und bellte dabei nochmals. Vielleicht war es eine Ermunterung.
    Bevor sie der Mut verließ, hob Linden den Becher rasch an ihre Lippen und trank einen kleinen Schluck.
    Das Nass schmeckte wie Moder und Vernachlässigung; Linden hatte Mühe, es hinunterzuschlucken. Trotzdem schien es ihren Körper mit Spannung zu erfüllen, mit ungeduldiger Begierde, die sich fast augenblicklich in Stärkung verwandelte, als sie ihren Magen erreichte. Mit jedem Herzschlag verlor die Kälte ihre Gewalt über sie; der scharfe Wind trieb ihr weiter Tränen in die Augen, aber es waren Tränen der Erleichterung und neuer Hoffnungen. Eine Art Schwindel befiel sie, und sie hätte beinahe laut gelacht. »Hier«, sagte sie und gab den Becher Liand. »Nimm einen Schluck. Die Wirkung wird dir gefallen. Wenn du den Geschmack ignorieren kannst.«
    Er zögerte, sah sie unsicher an.
    »Mach schon!«, forderte sie ihn auf. »Nur einen kleinen Schluck.« In Wellen eintretende Verjüngung, die dem Rhythmus ihres Pulsschlags folgte, schwemmte alle Müdigkeit mit sich fort; ihre Nerven schienen zu leuchten, als die warme Flut sich durch ihren Körper ausbreitete. Liand hätte den sanften Lichtschein, den sie abstrahlte, wahrnehmen müssen.
    Stave konnte es jedenfalls.
    Der Steinhausener würde sich nicht weigern; das wusste Linden. Er hatte die Grenzen seiner bisherigen Erfahrungen weit überschritten und war darauf angewiesen, sich ihrer Führung anzuvertrauen. Und tatsächlich hob Liand den Eisenbecher vorsichtig an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck.
    Der Meister sagte nichts und bewegte

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