Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
habe nichts getan, für das ich Dank verdient hätte. Und ich wäre ein schlechter Gefährte, wenn ich nicht ...«
    Sie unterbrach ihn nochmals. »Dafür, dass du hier bist. Dass du mein Freund bist. Ich hatte fast vergessen, wie es ist, einen zu haben. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen; die Ramen tun mir nichts. Selbst wenn sie zu dem Schluss kommen, dass wir nicht vertrauenswürdig sind, geschieht keinem von uns etwas. So sind sie nicht.«
    Er runzelte die Stirn, während er sie prüfend musterte; dann nickte er widerstrebend. »Du siehst solche Dinge klarer als ich. Und die Seilträgerin hat recht gehabt. Du brauchst dringend Nahrung.«
    Linden lächelte schwach. »Dann begleite mich, damit ich mich auf dich stützen kann. Ich will nicht vor all diesen Mähnenhütern zusammenklappen.«
    Liand grinste sie mitfühlend an und bot ihr seinen Arm an, und so – sich gegenseitig eine Stütze – gingen sie auf den freien Platz zwischen den Wohnstätten zurück.
     
    *
     
    Als sie das niedergetrampelte Gras des Platzes erreichten, kam Mähnenhüterin Hami ihnen mit besorgtem Blick entgegen.
    »Ring-Than«, sagte sie ernst, »es beschämt mich, dass du in unserer Obhut verletzt worden bist. Dieses Feuer war ein Aspekt der Notlage des Alten, den wir noch nie wahrgenommen hatten. Weil wir glaubten, du seist von so vielen Ramen umgeben außer Gefahr, haben wir in unserer Wachsamkeit nachgelassen. Das hätten wir offenbar nicht tun dürfen.«
    Linden schüttelte den Kopf. »Das war nicht eure Schuld. Ihr konntet nicht ahnen, was passieren würde. Und ich bin nicht schwer verletzt.« Das sah Hami zweifellos auch. »Aber ich bin sehr müde. Können wir diese Sache hinter uns bringen, diese Proben? Ich möchte, dass wir anfangen, einander zu vertrauen.«
    Hami verbeugte sich zustimmend. »Das ist auch unser Wunsch. Komm.« Die Mähnenhüterin berührte respektvoll Lindens Arm. »Die Seilträger sind mit ihren Vorbereitungen fertig. Lass uns gemeinsam essen, damit wir für das Geschichtenerzählen gestärkt sind.«
    Als Linden nickte, führte Hami sie zu einem in der Platzmitte angeordneten Kreis aus Sitzgelegenheiten. Dort hatte die Mähnenhüterin acht oder zehn ihrer älteren Seilträger versammelt, die sich alle gemeinsam mit Linden niedersetzten. Gleichzeitig wurde Liand zu einem benachbarten weiteren Kreis und Stave zu einem dritten begleitet. Wie in Lindens Fall gesellten sich jeweils ein Mähnenhüter und seine Seilträger zu ihnen. Bald waren alle Kreise von Mähnenhütern und Seilträgern besetzt. In jedem Kreis brannte ein Feuer, das beim Mahl Licht und Wärme spenden würde. Am Rand des Platzes standen die jüngeren Ramen mit kleinen Tabletts und prall gefüllten Wasserschläuchen bereit und warteten auf ein Zeichen, mit dem Servieren anzufangen.
    Sobald alle Platz genommen hatten, bildeten die Mähnenhüter eine kleine Gruppe. Sie wandten sich mit hoch erhobenen Häuptern gemeinsam nach Nordosten. In einem der Kreise, die Linden überblicken konnte, erhob ein älterer Mann mit grau meliertem Haar und einem Geflecht von Narben auf den Unterarmen seine leicht wiehernde brüchige Stimme. »Wir sind die Ramen«, rief er halblaut in die sich verstärkende Abenddämmerung hinaus, »seit langem aus unserer angestammten Heimat im Land vertrieben. Seit hundert und mehr Generationen sind wir ohne Bleibe und Willkommen auf der Wanderschaft, tragen unsere Enteignung wie Nomaden, Wanderer, auf dem Rücken und erzählen keinem außer uns selbst die lange Geschichte unserer Herkunft. Dennoch halten wir der Vergangenheit die Treue. Wir erzählen weiter die Geschichte von uns selbst, genau wie sie uns von einer Generation zur anderen überliefert wurde, damit wir nichts vergessen, niemals wankend werden und unser großes Ziel unbeirrbar im Auge behalten.«
    Die Seilträger hörten dem älteren Mann mit gesenkten Köpfen zu. Aber die anderen Mähnenhüter standen hoch aufgerichtet beisammen, und der Widerschein der Lagerfeuer glänzte in ihren Augen.
    »Wir sind die Ramen, durch unseren Dienst beraubt und erlöst, und werden unsere Heimat wiedersehen. Diesmal ist uns kein Ende unseres Exils versprochen wie damals, als Hoch-Lord Kevin Landschmeißer uns warnend aufgefordert hat, das Land zu verlassen. Trotzdem halten wir die Treue. Auch wenn die Erde sich spaltet, der Himmel einstürzt und alle Völker der Welt verraten werden, halten wir an der Geschichte unserer Herkunft fest. Und dereinst, wenn die Zeit unseres Exils

Weitere Kostenlose Bücher