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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Bruder, dann ihre Cousine. Was hatte das zu bedeuten?
    Linden drehte sich um und sah unmittelbar hinter ihrem Platz drei Seilträger stehen: Pahni, Char und einen Mann, der alt genug war, um ein Mähnenhüter zu sein. Als er ihren Blick auf sich spürte, kniete er ebenfalls nieder, um sich vorzustellen. »Wie Char«, sagte er mit verlegenem Lächeln, »bin ich ein Bruder Sahahs. Wir sind Kinder derselben Mutter, obwohl wir nicht denselben Vater haben. Mein Name ist Bhapa.«
    Linden starrte sie verständnislos an. Sie wusste nicht, wie sie höflich fragen sollte: Was zum Teufel geht hier vor? Was macht ihr drei hier?
    Fühlten sie sich für sie verantwortlich, weil sie versucht hatte, Sahah zu helfen? Oder war es andersherum? War sie irgendwie für sie verantwortlich geworden?
    Sie schienen jedoch nichts von ihr zu erwarten. Nachdem Bhapa seinen Namen genannt hatte, erhob er sich wieder. Mit Char und Pahni stand er einfach nur hinter Linden, als seien die drei dazu bestimmt worden, ihr den Rücken freizuhalten, und hätten sonst kein Interesse an ihr. Aus Gründen beunruhigt, die sie nicht hätte definieren können, wandte Linden sich wieder ihrem Essen zu.
    Als Experiment versuchte sie einen Brocken Rhee für sich allein. Trotz seines Geruchs hatte das Zeug buchstäblich keinen Eigengeschmack; als sie es jedoch mit dem Gulasch kombinierte, stellte sie fest, dass es dem gewürzten Fleisch und den Schalotten einen leichten Beigeschmack wie von Dinkelbrot verlieh. Sie war entschieden hungriger, als sie geahnt hatte.
    Während Linden aß, boten Char, Bhapa oder Pahni ihr immer wieder einen Wasserschlauch an, aus dem sie trinken konnte. Sie bedankte sich steif und versuchte, nicht über die möglichen Folgen der Dienstleistung der Ramen nachzudenken. Unabhängig davon, was sich sonst über dieses Volk sagen ließ, legte es jedenfalls Wert auf verwandtschaftliche Bindungen.
    Schließlich war das Mahl zu Ende. Als die jüngeren Seilträger nochmals mit Wasser herumgegangen waren, damit jeder sich die Hände waschen konnte, trugen sie die Tabletts und Wasserschläuche ab. Die anderen Ramen blieben sitzen, warteten offensichtlich auf etwas.
    Hami starrte Linden lange prüfend an; dann erhob die Mähnenhüterin sich graziös und trat in die Mitte des Kreises, sodass sie neben dem kleinen Feuer stand. Zugleich drehten alle Ramen auf dem Platz ihre Sitze so um, dass die ganze Versammlung jetzt ihr zugewandt war. An Linden gewandt verkündete Hami: »Es ist nicht Art der Ramen, Vertrauen zu gewähren, wo nicht zuvor Vertrauen geschenkt wurde. Unter anderen Umständen würden wir nicht von uns selbst sprechen, bevor du uns deine Vergangenheit und deine Absichten dargelegt hättest.« Dann sprach sie lauter und hob den Kopf, sodass sie nun die versammelten Ramen ansprach. »Aber sie ist Linden Avery, von den Schlaflosen ›die Auserwählte‹ genannt. Und sie ist die Ring-Than. Das Vorhandensein ihres weißen Ringes ist jedem klar, der sie betrachtet. Und ich selbst und meine Seilträger sind Zeugen ihres silbrigen Feuers geworden. An den Namen des Ring-Thans erinnern wir uns ehrfürchtig. Als Covenant Ring-Than sah, dass die Ranyhyn ihn ehrten und zugleich fürchteten, wies er ihren Dienst zurück. Er ritt kein Ranyhyn in Gefahr und Tod. Stattdessen nahm er ganz allein den Kampf gegen den Reißer auf. Deshalb wird er bei uns in Ehren gehalten. Obwohl unsere Leben kurz wie das Gras auf der Erde sind, haben wir ein langes Gedächtnis, denn wir haben diese Geschichte erzählt, bis sie nicht mehr vergessen werden kann.«
    Mähnenhüterin Hami hob den Kopf und wandte sich dem Tal und den dunklen Bergmassiven zu. »Und es gibt noch mehr zu berichten. Linden Avery Ring-Than ist von Kresch verfolgt zu uns gekommen. Sie hat sich mit dem verrückten alten Mann angefreundet, dessen Not schon lange unsere Herzen gerührt hat. Sie verzehrt Aliantha mit Genuss und Respekt. Und sie hat Sahah von meinen Seilträgern vom Tode zurückgeholt, als unsere Heilkunst gegen ihre schweren Wunden machtlos war. Aus diesen Gründen werde ich aus Dankbarkeit und Anerkennung als Erste sprechen.«
    Die versammelten Mähnenhüter und Seilträger nickten ihre Zustimmung, und Linden nickte ebenfalls, obwohl niemand sie um ihre Zustimmung gebeten hatte. Sie war einfach nur froh, dass sie nicht aufgefordert wurde, sich zu erklären, bevor sie wusste, was auf dem Spiel stand.
    »Ich werde mich jedoch kurz fassen«, versprach Hami, »wie unser Leben kurz ist, denn die

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