Die Runen der Erde - Covenant 07
abgelaufen ist, kehren wir auf die Ebenen von Ra zurück. So wurde unsere Geschichte unseren Vätern und Müttern erzählt und ihren und zuvor wiederum ihren, genau wie sie uns über Generationen hinweg überliefert wurde, seit die Ramen ihre Wanderschaft begonnen haben. So wird sie unseren Kindern und ihren und danach wiederum ihren überliefert werden, bis die Ramen ins Land heimgekehrt sind, das rechtmäßig ihnen gehört.«
Dann erhoben die Mähnenhüter gemeinsam ihre Stimmen, sangen im Chor gegen das herabsinkende Dunkel:
Verlorene Wanderer sind wir und lernen
Dass uns nichts als die Heimat bleibt
Doch endlos will die Zeit uns schinden
Wir suchen weiter, ohne zu finden
Und eines Tages heimzukehren
Bleibt auf ewig uns verwehrt.
Wie Lehm zerrinnt uns unsere Hoffnung
Unsere Kinder spülten ihn fort
Während Generationen vergehen
Wird unsere Spur in der Steppe verwehen
Wir sind wie Gischt, Schaum auf den Wellen
Und Weisheit der Jahre verweht der Wind.
Ostwärts suchten wir die Sonne
Aber das Meer war uns zu wild
Und konnte uns keinen Frieden geben
Da entschlossen wir uns, südwärts zu streben
Doch die endlose Suche in Hügeln und Tälern
Lässt uns noch immer leer zurück.
Im Westen harren bittre Lügen
Und eine Speise, doch sie verbrennt
Die Hoffnung im Herzen des Letzten, der wandert
Nichts hat sich an unserem Streben verändert
Doch eine Heimstatt, die unsere ist
Bleibt uns immer noch verwehrt.
Wir kehren zurück, wieder und wieder,
Während Generationen und Zeitalter vergehn.
Unser Schlaf voller Sehnsucht währt schon seit Jahren
Stumm wandern wir weiter und bewahren
Uns vor dem Tod, den wir verdienen
Bis unser Traum der Heimkehr sich erfüllt.
Die Seilträger hielten weiterhin den Kopf gesenkt und die Hände vor das Gesicht gehoben.
Als Linden wieder aufsah, hatten die Mähnenhüter erneut Platz genommen. Jetzt traten einige der jüngeren Ramen mit ihren Tabletts vor, um den im Kreis Sitzenden Essen und Getränke zu servieren, während andere die Wasserschläuche herumtrugen, damit die Ramen und ihre Gäste sich die Hände waschen konnten.
Dankbar spülte sich Linden den Schmutz ihrer langen Wanderung von den Händen und spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht, um ihre verbrannte Haut zu kühlen; aber sie ließ in ihrer Wachsamkeit nicht nach.
Für dich wird es hier Probleme geben ...
Hier bildeten Essen und sogar Geschichten ein Vorspiel zur Androhung von Gewalt.
Bestehst du deine Proben nicht, werden alle Ramen sich gegen dich vereinigen.
Sie bezweifelte nicht, dass hier trotz der Aufrichtigkeit der Gastgeber große Probleme auf sie warteten.
Ein Junge, jünger als Jeremiah, kniete nieder, um sein Tablett vor ihr abzustellen.
»Ich bin Sahahs Bruder«, murmelte er so leise, dass nur sie ihn verstehen konnte. »Ich heiße Char.« Dann war er fort, bevor Linden ihm ins Gesicht sehen konnte.
Unsicher die Stirn runzelnd, ohne erkennbaren Grund beunruhigt, warf sie einen Blick auf ihren Teller. Er enthielt eine Art Gulasch, dampfend und appetitlich, von einem klebrigen weißen Brei umgeben, der aus Kartoffeln oder Gemüse hätte bestehen können, aber nach keinem von beiden roch. Stattdessen verbreitete er einen lehmigen Geruch, als sei er durch Kochen und Passieren irgendeines Knollengewächses entstanden. Linden beobachtete, wie die Seilträger um sie herum aßen: Sie formten ein kleines Stück Püree mit den Fingern und nutzten es dazu, Fleischwürfel in ihren Mund zu schaufeln. Vielleicht, so dachte Linden, war sie hungriger, als ihr bewusst war.
Als sie sich zu einem ihrer Nachbarn hinüberbeugte, um ihn zu fragen, wie der Brei hieß, kniete eine weitere Ramen neben ihr nieder: die junge Frau, die Liand und sie zu Anele geführt hatte. Ihr herabhängendes dichtes schwarzes Haar verdeckte ihr Gesicht. Anscheinend fühlte sie sich in Lindens Gegenwart noch immer verlegen. Als Linden sie ansah, wisperte sie: »Mein Vater ist der Bruder von Sahahs Mutter. Mein Name ist Pahni.«
Linden starrte sie überrascht an.
Pahni flüsterte hastig und hörbar scheu weiter: »Das Gulasch besteht aus Elch, Wildhase und Schalotten; gewürzt ist es mit Rosmarin und getrockneten, zerriebenen Aliantha. Das Rhee ...«, sie deutete auf den Brei, »... wird aus den Wurzeln des in diesem Tal wachsenden Grases zubereitet. Allein schmeckt es nicht besonders, aber mit Fleisch und Schalotten ergibt es ein kräftigendes Mahl.« Dann zog sie sich zurück.
Erst Sahahs
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