Die Runen der Erde - Covenant 07
wusste.
Wenn Foul sie nicht irgendwie veranlasst hatte.
Erzähl mir einfach, was du getan hast.
Getan? Ich? Nichts. Ich habe nur hier und dort ein paar Ratschläge geflüstert und die weitere Entwicklung abgewartet.
Linden, jetzt wütend auf sich selbst, wollte aufstehen, aber die Beine versagten ihr den Dienst. Wie lange hatte sie geschlafen? Offenbar lange genug, um ihre Nerven taub werden zu lassen. Sie stöhnte leise, als das zurückkehrende Gefühl in ihren Beinen wie Feuer brannte.
Du brauchst den Stab des Gesetzes.
Das hatte sie nicht vergessen; aber der Ratschlag aus ihren Träumen hatte das Gewicht von Verzweiflung angenommen.
Plötzlich kamen ihr Hände zu Hilfe. Mit ihrer Unterstützung konnte sie endlich aufstehen. Als Linden wieder klar sehen konnte, starrte sie in Chars ernstes junges Gesicht. Sahahs Bruder, der eine Dankesschuld abtrug. Wie Pahni und Bhapa es taten, indem sie Esmer widerstanden. Die drei hatten offenbar über sie gewacht, während sie um Staves Leben gekämpft und als sie danach geschlafen hatte.
Sie versuchten noch immer, ihr dienstbar zu sein.
Das Kochfeuer war zu rötlicher Glut heruntergebrannt, aus der nur noch kleine Flammen züngelten. In seinem schwachen Lichtschein sah Chars Gesicht aus, als sei der Junge errötet. Die Gestalten Esmers, Bhapas und Pahnis, die sich vor weiteren Feuern im Lager abhoben, wirkten auf Linden undefinierbar bedrohlich.
»Ihr versteht die Schwierigkeit nicht«, erklärte Esmer Sahahs Cousin und ihrem Halbbruder. »Ihr seht einen Teil dessen, was ich bin, aber ihr wisst nichts von dem Preis, den ich für meine Natur zahle.« Aus seinem Tonfall sprach bemühte Geduld, hart erkämpfte Zurückhaltung. » Vorerst steht der Weg mir noch offen. Aber die Zeit, in der ich zu ihrem Vorteil mit der Wildträgerin sprechen kann, läuft bald ab. Ihr wisst, dass ich die Ramen wegen ihres Diensts an den Ranyhyn hoch schätze. Verkennt mich jetzt nicht. Es wäre falscher Pflichteifer ...« Narretei, besagte sein Tonfall. »... mich jetzt zurückzuweisen.«
Trotz seiner Frustration versuchte Esmer nicht, sich seinen Weg mit Gewalt zu bahnen. Ein Mann, der Stave fast umgebracht hatte, hätte die beiden Seilträger mühelos beiseite stoßen können; doch derlei schien nicht in seiner Absicht zu liegen.
»Lasst ihn herein.« Müdigkeit und Erschöpfung schnürten Linden die Kehle zu; sie konnte sich kaum verständlich machen. »Ich will mit ihm reden.«
Sie war sich nicht sicher, ob irgendetwas, das Esmer zu sagen hatte, ihr nützen würde, aber er verstand die Sprache der Urbösen. Er besaß unschätzbar kostbares Wissen – wenn er bereit war, es mit ihr zu teilen.
»Die Ring-Than ist wieder wach«, fügte Char hinzu, als wolle er ihre Autorität unterstreichen. »Es ist ihr Wunsch, Esmer vorzulassen.«
Bhapa und Pahni gaben Esmer widerstrebend den Weg frei.
Er hatte sich als Sohn von Cail und der Tänzerinnen der See bezeichnet. Er hatte erstaunliche Macht bewiesen, gegen die Linden hilflos war. Dennoch betrat er die Wohnstätte vorsichtig, fast zögernd, als schüchtere Lindens Gegenwart ihn ein. Der rötliche Widerschein der Kochfeuerglut ließ seine smaragdgrünen Augen wie in Scham glänzen.
Auch diesmal rief seine Nähe in ihr ein unbehagliches Gefühl, eine beunruhigende Übelkeit hervor. In gewisser Weise schien er ihre Wahrnehmungen, ihren Sinn für das Gesunde, sogar ihr Realitätsbewusstsein zu unterwandern.
Die Seilträger folgten ihm – offenbar aus Sorge, dass Linden ihren Schutz benötigen könnte.
Esmer wich ihrem Blick aus. Als er das Kopfende von Staves Lagerstatt erreichte, blieb er stehen, um den Haruchai zu begutachten. Mit unbehaglichem Stirnrunzeln murmelte er: »Du übertriffst mich. Kein Wunder, dass du ›Auserwählte‹ und ›Wildträgerin‹ genannt wirst. So viel Heilung mit wilder Magie zu bewirken ...« Er riskierte einen raschen Blick in ihr Gesicht, dann sah er wieder weg. Halblaut zitierte er:
Diese Kraft ist ein Paradoxon,
Denn Macht existiert nicht ohne Gesetz,
Und wilde Magie kennt kein Gesetz.
Geistesabwesend forderte er die Seilträger auf: »Verlasst uns. Ich will allein mit der Wildträgerin sprechen.«
»Das wirst du nicht«, widersprach Bhapa steif.
Char und Pahni sahen Linden fragend an.
»Das ist in Ordnung«, versicherte sie ihnen. Sie hatte eigene Gründe, mit Esmer unter vier Augen sprechen zu wollen. »Ihr könnt gehen. Er tut mir nichts.«
Jetzt nicht mehr.
Die Ranyhyn hatten die
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