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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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inneren Blutung. Zwei schlimm zersplitterte Rippen. Fünf einzelne Löcher. Drei ebenfalls blutende Risse. Im OP hätte sie ein halbes Dutzend Assistenten gebraucht, um solch massive Blutungen zum Stillstand zu bringen.
    »Aber die Niederlage der Bluthüter«, seufzte Stave, »hat in gewisser Weise auch die Treue der Ramen entwertet. Sie selbst haben die großen Pferde nie geritten, aber sich ganz in den Dienst dieser Tiere gestellt, die ihrerseits bereitwillig Männern gedient haben, die ihren Treueschwur nicht halten konnten.«
    Mit ihren eigenen Nerven analysierte Linden die Schwere seiner Verletzungen; aber es genügte nicht, nur zu sehen. Wahrnehmung allein würde ihr das Herz brechen. Sie brauchte Macht: die Fähigkeit, Veränderungen zu bewirken. Während sie beobachtete, wie Stave innerlich verblutete, tastete sie wie blind nach wilder Magie, wie eine Frau, die hinter sich nach der Klinke einer Tür tastet, die irgendwie zugestellt worden oder verschwunden war.
    Auf Staves Stirn standen Schweißperlen, die im Glutschein rötlich glänzten und wie im Takt zu seinem unregelmäßigen Puls von seinen Wangen tropften. Seine Narbe unterstrich die Schmerzen in seinem Blick.
    »Dass ihr Dienst so herabgewürdigt wurde, können die Ramen, die nie die Treue gebrochen haben, nicht vergeben.«
    Irgendwo im Labyrinth ihrer inneren Räume lag ein Raum, der mit potenziellem Feuer, den möglichen Auswirkungen von Covenants Ring angefüllt war. Wenn Linden die Zeit hatte, darüber nachzudenken, und sich bewusst auf die Suche nach ihm machte, war sie sich seiner Lage nie ganz sicher. Ihr zweifelnder Geist erhob zu viele Bedenken. Covenants Ring gehörte nicht ihr; sie hatte sein weißes Feuer nicht verdient. Versuchte sie, die ›Wildträgerin‹ zu werden, wozu die Elohim sie hatten verpflichten wollen, musste sie solcher persönlichen Aspekte entsagen.
    Staves Stimme war zuletzt fast unhörbar leise geworden. »Ist deine Frage damit beantwortet?«
    »Nein«, erwiderte Linden ebenso leise. »Die Ramen müssen wissen, weshalb Korik und die anderen so gehandelt haben.« Hamis Volk respektierte jedenfalls die eigenen Beschränkungen. Sonst wäre es nicht damit zufrieden gewesen, den Ranyhyn nur zu dienen. »Wie könnten sie dann nicht vergeben?«
    Alle anderen würden ihr verzeihen, wenn es ihr nicht gelang, Stave zu retten; sie wusste nur nicht, ob sie sich das selbst würde verzeihen können.
    »Weil sie nicht dabei waren«, flüsterte er.
    Letztlich war die Entscheidung ganz einfach. Sie war Ärztin. Jeder der Haruchai hätte sein Leben für sie geopfert. Und Lord Foul hatte Jeremiah in seiner Gewalt. Wie hätte sie sich sonst ihre eigene Erlösung verdienen sollen? Sobald sie sich ihrer Sache sicher war, schloss ihre Hand sich um die gesuchte Türklinke und öffnete die Pforten.
    »Wie soll ich es ausdrücken?«, wisperte Stave, während er mehr und mehr in den Tod hinüberglitt. »Du verlangst zu viel. Worte reichen dafür nicht aus. Sogar in der ungesprochenen Sprache der Haruchai übersteigt das ...«
    Linden straffte sich. Jetzt.
    »Was damals geschehen ist, können die Ramen nicht begreifen, weil nur Bluthüter mit Lord Hyrim am Ort des Gemetzels an den Riesen waren.«
    Bei ihrem Sturz vom Kevinsblick hatte Linden die scheinbar unabänderlichen Sequenzen von Zeit und Schwerkraft irgendwie verändert. Dies erneut zu versuchen hätte jedoch bedeutet, Stave zu Asche verglühen zu lassen. Noch immer drang seine Stimme leise an ihr Ohr.
    »Nur Bluthüter wurden Zeugen des Gemetzels an den Entwurzelten, als es in seiner Grausamkeit ganz frisch war. Nur Bluthüter sahen das Ergebnis ihrer schrecklichen Verzweiflung.«
    Selbst die kleinste Handvoll wilder Magie, die sie um Sahahs willen angewandt hatte, wäre hier viel zu mächtig gewesen. Staves Zustand erforderte Sanftmut, Präzision; eine Genauigkeit, die zugleich scharf wie frisch geschliffener Stahl und sanft wie ausgebildete Hände war. Das kleinste hervorleckende Flämmchen würde ausreichen. Die geringste Dosis mehr würde Verderben bringen. Würde ihre Selbstbeherrschung nur einen Herzschlag lang wanken ...
    Stave war fast mit seiner Kraft am Ende. »Nur Bluthüter«, keuchte er, »standen neben Lord Hyrim, als der Sippenmörder versuchte, jegliche Spur der Riesen aus Coercri zu tilgen.«
    Während Linden versuchte, ihre Wahrnehmung und wilde Magie auf dieselbe federsanfte Berührung einzustellen, klammerte sie sich an den Klang von Staves mühsamer Stimme wie an einen

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