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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zu ihm auf, als könnte sie sich nicht vorstellen, was er sagen würde, obwohl sie jedes Wort bereits auswendig kannte.
    »Das darfst du nicht tun. Das wäre abscheulich. Die Gefahren sind unvorstellbar. Der kleinste Fehler könnte das Land in ewige Verdammnis stürzen.« Er gab sich sichtlich Mühe, seine Intensität etwas zurückzunehmen. »Muss ich dich daran erinnern, dass der Stab allein durch seine Existenz das Gesetz nährt und erhält? Er muss nicht gebraucht werden, um alles zu beeinflussen, was existiert, was vor sich geht. Wäre der Verderber nicht entzückt, wenn sein Einfluss auf die Vergangenheit des Landes zum Verschwinden gebracht würde?«
    Linden senkte den Kopf. Sie konnte seinen hitzigen Widerspruch nicht ertragen. »Stave«, sagte sie leise, mehr zu ihren gefalteten Händen als zu ihm, »ich muss es tun.«
    »Nein«, widersprach er ungewohnt heftig, »das musst du nicht! Das wäre Wahnsinn! Hast du dir überlegt, dass der Verderber drei Jahrtausende gebraucht hat, um wieder zu Kräften zu kommen? Ist dir bewusst, dass er so lange beeinträchtigt war, weil der Stab gegen ihn gewirkt hat? Ist dir das alles nicht klar? Der nicht benutzte Stab ist auch nicht missbraucht worden. Daher behindert er den Verderber weiter. Auch Grausamkeiten wie die Zäsuren sind durch die verdeckte Wirkung des Stabes eingeschränkt und begrenzt worden. Willst du solche Dinge nicht berücksichtigen, dann denke an die Meister. Wir haben geschworen, uns der Erhaltung des Landes zu widmen. Zu diesem Zweck bemühen wir uns seit Jahrhunderten, jeglichen Machtmissbrauch zu verhindern, der dem Verderber nützen würde. Du hast dir meine Duldung verdient. Ich habe nicht den Wunsch, gegen dich zu kämpfen. Aber meine Feindschaft – die Feindschaft der Haruchai – ist dir gewiss, wenn du auf deinem Vorhaben bestehst. Du bist mächtig, das wissen wir. Trotzdem muss ich dich daran hindern. Und kann ich es nicht, reicht selbst deine Macht nicht gegen die vereinigte Kraft der Meister aus.«
    Jedes seiner Worte war wahr; das wusste Linden nur allzu gut. Aber er hatte zu viel gesagt; sie konnte ihm nicht mehr zuhören. »Das verstehst du nicht!«, rief sie aus und sprang auf. Undeutlich nahm sie wahr, dass Liand an Staves Seite getreten war, um sie zu verteidigen, falls der Meister sie angriff. Die Mähnenhüter blieben jedoch sitzen, beobachteten sie mit Verwirrung im Blick. Bhapa hockte zusammengeduckt da, als hätte er mit Liand aufstehen wollen und sei durch ein Wort der Mähnenhüter zurückgehalten worden.
    Aber sie alle bedeuteten Linden jetzt nichts. Es war Stave, der ihr gegenüberstand; Stave, der sie herausforderte und ihr trotz seiner Verletzungen mit einem einzigen Schlag das Genick hätte brechen können. Selbst wenn sie sich hätte verteidigen können, war ihr der Gedanke unerträglich, ihn zum Feind zu haben. Sie brauchte keine neuen Feinde; sie hatte schon genug davon, sie brauchte Verbündete.
    Der Meister ignorierte die Schmerzen in seiner Hüfte. »Dann erklär es mir, Auserwählte«, forderte er unnachgiebig. Die Blässe seiner Narbe schien im Voraus alles zurückzuweisen, was Linden hätte sagen können. »Was verstehe ich also nicht?«
    Verzweiflung stieg wie helle Wut in ihr auf, aber ihre Stimme klang nicht zornig, sondern bittend. »Erinnerst du dich nicht an letzte Nacht? Hörst du nicht mal dir selbst zu, wenn du redest? Ich habe gefragt, warum die Ramen euch nicht verziehen haben, dass ihr versucht habt, den Weltübel-Stein zu gebrauchen, und du hast gesagt, das komme daher, dass sie nicht dabei gewesen seien. Sie können nicht wissen, was die Bluthüter an der Wasserkante erleiden mussten, weil sie nicht dort waren. Aber du kennst mich nicht besser, als die Ramen dich kennen.« Durch ihr Bitten wie verwandelt, erwiderte sie seinen Blick, als könnte er ihr nichts mehr anhaben. »Oh, dein Volk erinnert sich an alles. Aber ihr seid wie die Ramen. Ihr wart nicht dabei. Ihr wart so besorgt, ihr könntet euren Fehler mit dem Weltübel-Stein wiederholen, dass ihr zurückgeblieben seid, als Covenant und ich weitergezogen sind, um Lord Foul gegenüberzutreten. Ihr wart nicht dabei, als Covenant sich aufgeopfert hat. Ihr wart nicht dabei, als ich seinen Ring genommen und Hohl und Findail in den neuen Stab des Gesetzes verwandelt habe. Oder als ich das Sonnenübel geheilt habe. Oder ...« Ihre Stimme versagte kurz, als sie an den Abschied von Covenant dachte. Dann kreischte sie beinahe: »Und ihr wart nicht dabei,

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