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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sie sind unruhig, denn sie spüren das Nahen einer Gefahr. Aber sie denken nicht daran, vor ihr zu fliehen.« Aus seinem Tonfall sprach Stolz auf die großen Pferde. »Wenn ihr auf meinen Rat hören wollt«, fügte er hinzu, »steigen wir auf, damit sie rasch auf unsere Wünsche reagieren können.«
    »Was ist mit den Urbösen?«, fragte Linden ebenfalls flüsternd.
    »Ein unachtsamer Feind«, antwortete er, »könnte glauben, sie hätten uns verlassen, aber das ist nicht der Fall. Vielmehr haben sie sich in den Schatten am Fuß des Hügels versteckt.« Zwischen Lindens Begleitern und der heraufziehenden Gefahr. »Zweifellos planen sie einen Überraschungsangriff zu unserer Verteidigung.« Mahrtiir sah kurz in ihre Richtung, dann sagte er: »Vielleicht wollen sie auch etwas Abstand zu den Wegwahrern halten. Das wäre klug gehandelt. Die Dämondim-Brut traut einander nicht über den Weg und ist kaum bereit, füreinander zu kämpfen.«
    Linden suchte den Fuß des Hügels nach einer Spur der Urbösen ab, aber sie konnte keine entdecken. Das Wissen und die Schwärze der Wesen verbargen sie vor ihren Blicken.
    Trotzdem sah Linden, wie sie jetzt feststellte, unerwartet gut. Über den gezackten Graten der Berge weit ihm Osten war ein bleicher Mond, der nur wenige Tage vor dem Vollmond stand, aufgegangen und übergoss die vielgestaltigen Hügel und die weite vorgelagerte Ebene mit schwachem Licht, bleich wie Galle und Ungewissheit. In dieser zweifelhaften Helligkeit schienen die niedrigeren Hügel sich zum Horizont hinzuwälzen, schwerfällig und flüssig wie Wellenberge, und die flachen Täler und Senken zwischen ihnen, die das Hügelland erst definierten, waren mit Dunkelheit angefüllt. Die verschwommenen Gestalten der Ranyhyn rechts oberhalb von ihr glichen undeutlichen Schattenwesen.
    »Ring-Than«, fragte Mahrtiir drängend, »willst du nicht aufsteigen?«
    Linden schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ich will, dass ihr mit den Urbösen redet. Pahni oder du. Sie werden euch verstehen. Sagt ihnen, dass sie eilig kommen sollen, wenn sie mich rufen hören.« Falls es ihr gelang, eine Zäsur aufzureißen, oder wenn sie gegen die drohende Gefahr hilflos war ... »Wie sie zu den Wegwahrern stehen, ist mir egal. Ich kann niemanden retten, der nicht in meiner Nähe ist.«
    Der Mähnenhüter nickte energisch, dann schritt er in die Nacht hinaus davon. Einige Sekunden lang war er noch in dem ausgetrockneten Flussbett zu erkennen, doch dann kam er allmählich außer Sicht, als hätte er sich wie die Urbösen mit Dunkelheit getarnt. Auch die Ramen verstanden sich darauf, sich unsichtbar zu machen.
    »Stave«, forderte Linden den Meister flüsternd auf, »du sagst es den Wegwahrern. Ich muss wissen, dass sie kommen, wenn ich rufe.«
    Er fragte nicht, wieso sie nicht selbst mit den Geschöpfen sprach. Trotzdem fügte sie erklärend hinzu: »Ich muss nachdenken.«
    Der Haruchai zog sich geräuschlos in die Schlucht zurück, und Liand, der Anele mitbrachte, nahm seinen Platz ein.
    Der Alte stand in seinen Wahnsinn gehüllt da, als sei er allein. Er hielt den Kopf erhoben, musterte die Nacht mit Sinnen, die über das gewöhnliche Maß hinausgingen, und registrierte sämtliche Nuancen der Finsternis. Wie im Selbstgespräch murmelte er dabei vor sich hin: »Es ist böse. Böse und schrecklich. Albtraumgeschöpfe streifen über die Hügel. Das darf nicht zugelassen werden.«
    In diesem Augenblick wirkte er so vernünftig, wie Linden ihn nie zuvor erlebt hatte.
    Ich muss nachdenken.
    Eine Zäsur heraufbeschwören: Das war die auf der Hand liegende Lösung. Die Beherrschung wilder Magie zurückgewinnen und so die Zeit aufreißen. Ihre Gefährten, auch die Urbösen und Wegwahrer, den bekannten Schrecken einer Zäsur aussetzen, damit sie nicht Opfer von Esmers Verrat wurden. Aber sie hatte Stave bereits erklärt, welcher Denkfehler in dieser Überlegung steckte. Auf den Südlandebenen war eine tödliche Gefahr ausgebrochen, die nicht von selbst wieder verschwinden würde, sich nicht einfach auflösen würde, wenn ihnen die Flucht gelang. Wurde sie dadurch um ihre beabsichtigten Opfer gebracht, konnte sie versuchen, ihre zerstörerische Wut anderswo auszutoben. Sie konnte über Steinhausen Mithil herfallen. Liands Vorfahren würden sich dagegen nicht zur Wehr setzen können. Und ein Überfall dieser Art würde die bekannte Geschichte des Landes verändern. Er würde die unverzichtbare Integrität der Zeit schwächen.
    Linden musste der Gefahr

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