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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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»Steig sofort auf. Ich kann deine Wunde jetzt nicht versorgen.«
    Der Seilträger nickte. Er schien sich einige Augenblicke lang zu ducken, über seiner Verletzung zu kauern; und Linden fühlte seinen brennenden Schmerz, als sei auch sie mit Säure benetzt worden. Dann war er mit einem Satz auf Whranys Rücken.
    »Beschreib sie uns, Seilträger.« Stave sprach ruhig, aber seine Stimme durchdrang die Unruhe der Pferde mühelos. »Wie sehen sie aus? Was hast du von ihnen erkannt?«
    Grüne Bösartigkeit zerriss die Nacht, ließ die ihr zugekehrten Flanken der Hügel aufleuchten. Sie wirkte jetzt wilder und reichte weiter: Ihre Träger kamen den Hügel herauf voran, oder die gegen sie kämpfenden Urbösen waren dezimiert worden. Frenetisches Kläffen breitete sich gegen den Wind aus, und Geysire aus Obsidian beeinträchtigten das smaragdgrüne Leuchten, ohne es jedoch ganz zerfetzen zu können.
    Linden klammerte sich an das warme Holz des Stabes und die breite Stärke von Hyns Rücken und versuchte sich einzureden, sie sei imstande, gegen einen Splitter vom Weltübel-Stein anzukämpfen.
    Ohne wilde Magie ...
    »Sie sind verbittert«, berichtete Bhapa mit gepresster Stimme, »und älter, als ich abschätzen kann. So habe ich sie empfunden. Sie scheinen aus der Erde aufzusteigen, als seien sie aus ihren Gräbern befreit worden. Manche sind in Gestalt und Größe Bäumen ähnlich, obwohl sie wie Menschen gehen. Andere gleichen Höhlenschraten und ähnlichen Geschöpfen. Wieder andere sind Monstergestalten, wie ich sie noch nie gesehen habe, sodass ich sie nicht benennen kann.« Mit zusammengebissenen Zähnen stöhnte er: »Sie sind zu viele. Viel zu viele. Die Urbösen können sie unmöglich aufhalten.«
    Lindens Herz verzagte, während Bhapa erzählte. Aus Gräbern befreit ... O Gott! Sie schien Staves Antwort zu hören, bevor er sprach. Lebende Tote, Untote ...
    »Das sollte nicht sein«, sagte der Meister. »Und dennoch ist es so. In diesem Punkt sprechen die Erinnerungen der Haruchai eine eindeutige Sprache.« Vor einigen Tagen hatte Stave vom Wissen und dem Selbsthass der Bösen in Form von getötetem Fleisch, von Leichnamen mit der Macht von Lords gesprochen.
    Wieder pulsierte die Nacht von einem smaragdgrünen Leuchten, das an das Pochen eines kranken Herzens erinnerte. Es war schon weit den Hügel heraufgekommen. Einige nachtschwarze Spritzer versuchten es zu unterdrücken, versagten jedoch gleich wieder.
    Die Ranyhyn stampften und wieherten ängstlich.
    »Wir haben die Erinnerungen an sie über Jahrtausende hinweg von Verstand zu Verstand weitergegeben«, fuhr er fort. »Unverändert und eindeutig klar.«
    Das Vitriol, mit dem die Urbösen Zerstörung bewirken, pulsierte in ihrem Herzen.
    »Anfangs widerstrebte es mir, zu benennen, was ich wahrnehme. Es widerspricht der Zeit und allen Gesetzen. Trotzdem bin ich mir meiner Sache jetzt sicher.«
    Er verstummte abrupt.
    Die Dämondim stiegen in Leichentücher und Verwesung gehüllt aus den Gräbern der Gefallenen auf, und ihre Berührung war wie Feuer.
    Liand, der an Lindens Seite auf Rhohm saß, glich im Mondschein einem dunklen Klumpen aus Schmerz, voller unbestimmter Ängste. Hinter ihnen beugte Pahni sich so weit wie möglich zu Bhapa hinüber, um nach seiner Wunde zu sehen, und Anele murmelte Verwünschungen in seinen schütteren Bart.
    »Sprich den Namen aus, Bluthüter«, verlangte Mahrtiir schroff. »Dein Wissen wird gebraucht.«
    Ausbrüche von grünem Übel erhellten die Nacht, sammelten sich wie sommerliches Wetterleuchten. Linden glaubte, rennende Schritte, verzweifelte Hast zu hören. Auf dem Hang unter ihr nahmen kleine schwarze Wirbel Gestalt an – noch ein gutes Stück von den Wegwahrern entfernt.
    Die Urbösen waren in die Flucht geschlagen worden.
    Wie die Bösen existierten sie außerhalb oder jenseits von Leben und Tod. Und wie die Urbösen besaßen sie Erscheinungsformen, in denen sie berührt oder verletzt werden konnten.
    »Sie sind Dämondim«, antwortete Stave. Empfand er Angst oder Unsicherheit, ließ er sich nichts davon anmerken. »Esmer hat sie in diese Zeit gebracht.«
    Der Verrat, den Cails Sohn begangen hatte, war groß – sehr groß. Trafen die Geschichten zu, die über die Dämondim erzählt wurden, und war ihre Lehre tatsächlich so weit gespannt und heimtückisch, wie Stave berichtet hatte, würden sie den Stab des Gesetzes vernichten können. Mit etwas Zeit konnten diese Geschöpfe die letzten Urbösen und Wegwahrer vernichten.

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