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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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entgegentreten. Sie hatte sie mitgebracht; sie war für sie verantwortlich.
    Aber so sehr sie auch lauschte und spähte, noch erkannte sie keine Anzeichen drohender Gefahr. Sogar ihr Sinn für das Gesunde lieferte keinen Hinweis. Die Ranyhyn witterten Gefahr in der Luft oder spürten sie vielleicht durch den Erdboden; die Wegwahrer und die Urbösen wussten, dass ihnen Gefahr drohte. Anele spürte die Annäherung von Albtraumgestalten. Nur Linden selbst blieb effektiv blind. Sie wartete mit angehaltenem Atem auf Bhapas Rückkehr, weil sie hoffte, der Seilträger werde alle ihre Fragen beantworten können, aber als das verschwommene Dunkel sich endlich in Form eines Mannes konkretisierte, flüsterte nicht Bhapa, sondern Mahrtiir ihren Namen.
    »Ich habe deinen Auftrag ausgeführt. Nun bitte ich dich, auf mich zu hören. Wir müssen aufsteigen. Die Schnelligkeit der Ranyhyn gewährt uns besseren Schutz als jede Faust oder Garrotte.«
    »Der Rat des Mähnenhüters ist gut«, warf Stave ein. Linden hatte den Haruchai nicht zurückkommen gesehen; Mahrtiir gleich schien er sich aus den Geheimnissen der Nacht materialisiert zu haben. »Angeblich gibt es nichts Herrlicheres, als auf einem Ranyhyn in die Schlacht zu reiten.«
    Linden zögerte nun nicht mehr. Die Ranyhyn standen ebenso unter ihrem Schutz wie die Urbösen und Wegwahrer. Ebenso wie Liand und Anele und die Ramen.
    Unter Mahrtiirs Führung stiegen ihre Gefährten und sie den Hügel zu den großen Pferden hinauf. Pahni übernahm es, Anele zu betreuen, damit Liand bei Linden bleiben konnte. Und hinter ihnen kamen in Keilformation die Wegwahrer, die in rituellem Sprechgesang die Weisheiten ihrer Lehre verkündeten.
    Die Geschöpfe kamen jedoch nicht den Hügel herauf. Stattdessen gingen sie unterhalb der Ranyhyn so in Stellung, dass die Spitze ihres Keils bergab und grob nach Osten gerichtet war. So erwarteten sie den Angriff.
    Eine warme Brise umfächelte Lindens Gesicht. Die Luft war seit Sonnenuntergang etwas abgekühlt, aber schiefriges Gestein, loses Geröll und spärliches Gras hatten Wärme gespeichert. Schon die kleine Anstrengung, zu den Ranyhyn hinaufzusteigen, ließ Linden, der nun Schweißperlen auf der Stirn standen, die Bluse am Rücken kleben.
    Einige der Pferde wieherten zur Begrüßung halblaut. Andere warfen die Köpfe hoch oder stampften mit den Hufen, als könnten sie es kaum erwarten, losgaloppieren zu dürfen. Im Dunkel sah Linden sie nicht deutlich genug, um sie voneinander unterscheiden zu können; aber Hyn kam zu ihr, drückte Linden ihre weichen Nüstern an die Schulter und drängte sie aufzusteigen.
    Mit dem Stab in den Händen vertraute Linden darauf, dass Stave sie auf den Rücken der Stute heben würde, und als er es tat, spürte sie sofort, wie beunruhigt Hyn war. Das machte sich von Fleisch zu Fleisch in ihren Nerven bemerkbar: ein Zittern in ihrem Innersten wie Vorboten von Panik. An sich waren die großen Pferde nicht leicht zu erschrecken, aber Hyn hatte jetzt Angst und sehnte sich danach, fortgaloppieren zu können. Doch als Linden die Flanke der Stute mit dem Stab berührte, beruhigte Hyn sich, und das Zittern ließ nach.
    Um sie herum gingen die anderen Reiter zu ihren Ranyhyn. Pahni musste sich von Liand helfen lassen, um Anele auf Hrama zu setzen; der Alte konzentrierte sich weiter in Richtung Norden und machte keinen Versuch, den beiden behilflich zu sein. Aber der Meister bestieg Hynyn ohne fremde Hilfe, und Mahrtiir schien auf den Rücken seines Pferdes hinaufzugleiten. Nachdem Pahni Liand unauffällig geholfen hatte, war sie mit einem eleganten Satz auf Naharahn. Nur Whrany blieb vorerst ohne Reiter.
    Bhapa war noch immer nicht zurückgekehrt.
    Um sie herum breitete sich Stille aus, die nur durch das ruhelose Stampfen der Pferde und das leise, fokussierte Bellen der Wegwahrer unterbrochen wurde. Keine Nachtvögel riefen; keine Insekten summten oder zirpten. Die Dunkelheit schien den Atem anzuhalten, und der blasse Mondschein erhellte nur wenig, als schrecke er davor zurück, was er vielleicht zu sehen bekommen würde. Linden spürte, wie sich in den Tälern unter ihr altes Übel ansammelte, als sei es aus dem Erdboden aufgestiegen. Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte.
    »Auserwählte«, sagte Stave plötzlich, »sei gewarnt! Es ist schlimm. Wir wussten nicht, dass dieses Übel fortdauert. Nach alten Überlieferungen soll der Ur-Lord es vollständig getilgt haben.«
    Noch während er sprach, fühlte Linden

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