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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Unter Umständen war selbst mit wilder Magie nichts gegen ihre Macht auszurichten.
    »Ring-Than«, fragte Mahrtiir, »wollen wir uns nicht zum Kampf stellen? Die Urbösen können sich nicht halten. Binnen kurzem sind sie über den Haufen gerannt – und die Wegwahrer mit ihnen. Wir müssen ihnen zu Hilfe reiten.«
    »Nein!«, widersprach Linden. »Das dürfen wir nicht. Nicht hier. Weißt du nicht mehr, was Stave gesagt hat? In diesem Teil des Landes hat es keine bedeutenden Kämpfe ...« und keine besondere Ausübung von Macht »... gegeben.« Seit Linden das Sonnenübel ausgerottet hatte, nicht mehr. »Kämpfen wir hier und jetzt, verändern wir die Geschichte. Damit beschädigen wir den Bogen der Zeit.«
    Allein die Anwesenheit der Dämondim und eines Splitters vom Weltübel-Stein konnten ausreichen, um das Fundament der Realität zu untergraben. Trotzdem ließ die Notlage der Urbösen Linden nicht unberührt. Ihr verzweifeltes Bellen war ungleichmäßig, frenetisch gewesen; sie wurden überwältigt. Und dann würden die Wegwahrer an die Reihe kommen. Die grauen Geschöpfe standen bereits am Rand der Reichweite des Weltübel-Steins. Mit jedem weiteren smaragdgrünen Lichtblitz, jedem vielfachen Ausbruch von Gewalt, rückte ihr Untergang näher. Linden hörte ihr Singen, aber sie wusste auch, dass sie zu schwach und zu wenige waren.
    Gestalten, die sie nicht recht ausmachen konnte, schoben sich bergauf: dunkle Formen, die sich wie eine vom Sturm gepeitschte Welle in unglaublicher Höhe brachen. Sie schienen das Mondlicht zu absorbieren, sodass sie nur von ihrem eigenen grünen Übel erhellt wurden. Aber jetzt wurden auch andere Kräfte sichtbar: rasche Eruptionen eines tödlichen Schillerns, das aus kaum zu ahnenden Händen zu zucken schien.
    »Was müssen wir also tun?«, knurrte Mahrtiir. »Dass wir untätig zusehen, wie unsere Verbündeten abgeschlachtet werden, ist unerträglich.«
    »Mich beschützen«, antwortete Linden beherrscht, aber scharf. Die Wegwahrer hatten den Stab des Gesetzes für sie aufbewahrt. Die Urbösen hatten ihr bis zur Erschöpfung geholfen, ihn zu finden. Sie empfand den Drang, ihnen zu Hilfe zu eilen, ohne sich um die Konsequenzen zu kümmern. Aber sie hatte ihre wirkliche Gefahr erkannt. »Ich brauche Zeit ...«
    Das ist eine Auswirkung meiner Nähe.
    Du wirst nicht von wilder Magie abgeschnitten sein.
    Sie brauchte Zeit, um die Wahrheit über sich selbst zu erkennen.
    Endlich setzten die Wegwahrer das Ergebnis ihrer stetigen Anrufung ein. Aus ihrem Keil schoss eine Druckwelle den Hügel hinab: eine Detonation, die weit stärker als die frühere war, mit der sie ihre Höhle verteidigt hatten. Nur wahrnehmbar, weil sie so urgewaltig war, brach sie sich an der aufsteigenden Flutwelle der Angreifer.
    Die Antwort bestand aus einem überwältigenden smaragdgrünen Energiestrahl. Aus den Händen der Dämondim zuckte lautlos mörderisches Perlmuttfeuer. Eine elektrische Entladung – grausam wie Reißzähne und grell wie ein Dutzend Blitze – erhellte die Nacht, und in diesem flüchtigen Augenblick konnte Linden die Dämondim deutlich sehen.
    Augenlos wie die Geschöpfe, die sie erschaffen hatten, glichen sie ihren Schöpfungen nur darin, dass sie ebenfalls dunkel waren. Bhapa hatte recht gehabt. Sie sahen wie verkrüppelte Bäume aus, die irgendwie unbeschädigt aus Jahrhunderten von Moder und Fäulnis herausgerissen worden waren; wie Höhlenschrate, die von den Zeitläuften auf Skelette und Wildheit reduziert worden waren; wie Kresch und andere räuberische Bestien, die wiedererweckt worden waren, um ihren Tod heimzuzahlen. Zwischen ihnen marschierten menschliche Leichname, Männer und Frauen, die nur die animierende Lust der Geschöpfe kannten, von denen sie besessen waren. Und darüber hinaus gab es weitere Gestalten, die Ungeheuern aus Albträumen glichen. Die Dämondim schienen nach Hunderten zu zählen, die alle gegen die Abwehr der Wegwahrer hinaufbrandeten – alle so lange der hungrigen Umschlingung von Würmern überantwortet, dass sie vergessen hatten, was sie einst von ihrer Sterblichkeit gewusst hatten.
    Linden konnte nicht erkennen, wer von ihnen den Splitter des Weltübel-Steins trug. Vielleicht waren es mehrere gemeinsam. Ihren verängstigten Sinnen erschien seine Macht so absolut wie die des ursprünglichen Weltübel-Steins. Fielen die Wegwahrer, würde der Ansturm Linden und ihre Gefährten erreichen. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit: nur ein paar Augenblicke, einige wenige

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