Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
verweigert, das in unmittelbarer Gefahr schwebte. Für Linden und die Meister schwebte das Land in unmittelbarer Gefahr; Jeremiah war vorerst nur indirekt gefährdet.
    Gutes kann nicht mit schlimmen Mitteln bewirkt werden.
    Sie konnte Covenants Beispiel nicht dazu benutzen, ihre Entscheidungen zu erklären oder zu rechtfertigen.
    Endlich stand Liand auf und kündigte an, er gehe jetzt; er musste gemerkt haben, dass sie kurz davor war, in ihrem Sessel einzuschlafen. Sie dankte ihm mit schwacher Stimme und ließ ihn ziehen. In ihren Gedanken gefangen, hatte sie nicht erkannt, wie dringend sie Schlaf brauchte.
    Nachdem sie sich aus dem Badetuch gewickelt hatte und zwischen die groben Decken gekrochen war, fürchtete Linden, sich nicht entspannen zu können. Dann fürchtete sie, dass sie es tun würde; dass Ghule sie im Traum heimsuchen und sie mit Kummer quälen würden.
    Als sie kurze Zeit später aufstand, um auf die Toilette zu gehen, war der Tag vor den geschlossenen Fensterläden bereits zur Nacht geworden, und im Kamin lag nur noch wenig Glut. Irgendwie war sie also doch eingeschlafen, ohne es zu merken.
    Im Wohnzimmer hatte ein neues Esstablett das andere ersetzt, das Liand und sie leer gegessen hatten. Die Mahdoubt musste lautlos hereingeschlüpft sein, während Linden nebenan geschlafen hatte.
    Als Liand gegangen war, hatte sie vergessen, die Tür wieder zu verriegeln.
    Trotzdem löste dieser Beweis für die Fürsorglichkeit der älteren Frau einige Verkrampfungen in Linden. Die Güte der Mahdoubt schien geeignet zu sein, alle Alpträume und Depressionen zu vertreiben. Fast ohne zu merken, was sie tat, schob Linden den Riegel vor, legte mehr Holz im Kamin nach und blies alle Lampen bis auf eine aus. Dann kippte sie wie ein gefällter Baum wieder ins Bett und schlief weiter.

11

Die Meister des Landes
     
     
    Später hörte sie Covenant ihren Namen rufen. »Linden«, sagte er wieder und wieder. »Linden.« Nachdrücklich, als wollte er sie vor einer unmittelbaren Gefahr warnen. Sie wusste, dass sie auf ihn hätte hören, sich aufraffen und Entscheidungen treffen sollen, die ihre Gefährten nicht anzweifeln oder zurückweisen konnten. Aber stattdessen bemühte sie sich, ihn nicht zu hören, weil sie dachte, wenn sie sich einfach taub stelle, würde er wieder weggehen. Vielleicht würde er sogar zu existieren aufhören, und dann wäre sie endlich aller Sorgen ledig.
    Aber er ließ nicht locker. Aus ihr unerklärlichen Gründen leuchtete er ihr mit einer starken Taschenlampe in die Augen. Er beschwor eine Illumination herauf, die sie durchdrang, sie sich winden ließ. Ein gedämpftes Dröhnen begleitete den Lichtschein, ein Geräusch wie der ferne Trommelschlag, der den Untergang von Welten ankündigte. Als sie jedoch versuchte, das Blenden und den Zwang wegzublinzeln, merkte sie, dass sie mit zusammengekniffenen Augen in einen schmalen Streifen Sonnenlicht sah, der durch die Lamellen des Fensterladens über ihrem Bett fiel. Die Stimme, die sie im Traum gehört hatte, gehörte Liand, nicht Covenant – war nicht so streng wie Covenants, sehr um sie besorgt. Dazwischen klopfte er immer wieder an ihre Tür, um sie vielleicht so wach zu bekommen.
    Linden stemmte sich ächzend aus dem Bett hoch. Wie lange hatte sie geschlafen? Sie hatte keine Ahnung, fühlte sich von Schlaf durchweicht, mit Träumen vollgesogen: Sie hatte zu viel Ruhe in sich gespeichert, um rasch wieder hellwach zu werden.
    »Komme schon«, murmelte sie, obwohl sie wusste, dass ihre gedämpfte Stimme nicht durch die schwere Tür dringen würde. »Verdammt, ich komme gleich. Lass mich nur erst was anziehen.«
    Als sie jedoch ihre Jeans angezogen hatte und sich die Bluse zuknöpfte, holte die vertraute Hektik plötzlichen Gewecktwerdens sie ein. O Gott, was konnte passiert sein? Waren die Dämondim in Schwelgenstein eingedrungen?
    Wieso hatten sie so lange gebraucht? Sie hatten den Weltübel-Stein ...
    Sie lief noch barfuß zu Tür, riss sie auf und hatte nun Liands Besorgtheit und Galts Gleichmütigkeit vor sich.
    »Was?« Ihre Stimme war rau vor Besorgnis. »Was gibt es? Was ...«
    Dann verstummte sie, weil ihr plötzlich bewusst wurde, dass ihr Sinn für das Gesunde jetzt gänzlich dahingeschwunden war. Sie konnte Grund und Ausmaß von Liands Besorgnis nicht erkennen. Der polierte Stein von Schwelgenstein blieb ihr verschlossen, war leblos wie ein Grabmal.
    Obgleich sie diesen Verlust erwartet hatte, schmerzte er.
    »Linden«, murmelte der

Weitere Kostenlose Bücher