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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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einsam und verlassen. Aber dann lieferte ihre Stablampe ein fast greifbares Bild; ein weiterer Blitzstrahl erhellte den Raum, und sie sah die Wahrheit.
    Auf dem Bett lag Sara Clint leblos in ihrem Blut.
    Neben ihrem Kopf war ein großes Küchenmesser in die Überreste des Kopfkissens gestoßen worden. Vielleicht hatte Roger das Messer hier gefunden und benutzt, weil es seinem Vater gehört hatte. Es ragte wie ein Mahnzeichen neben Saras Kopf auf. Wie eine Warnung ...
    Linden ließ unwillkürlich ihre Tasche fallen. Sie konnte ihr jetzt nicht helfen. Ärztliche Kunst reichte nicht aus, um Rogers Grausamkeit ungeschehen zu machen. Dunkles Blut trocknete an den Rändern der Schnitte in Saras Schwesternuniform an, sickerte aus tiefen Fleischwunden. Als Linden weiter ins Zimmer hineintrat, entdeckte sie mehr und mehr Stellen, wo das weiße Gewebe zerschnitten war, und fürchtete anfangs, er habe Sara eine Schnittwunde nach der anderen beigebracht und sie einfach verbluten lassen: langsam, hilflos, in Todesängsten. Sara war an Händen und Füßen mit etwas, das wie Gewebeband aussah, ans Bettgestell gefesselt. Selbst wenn es darum gegangen wäre, ihre Seele zu retten, hätte sie Rogers Messer nicht ausweichen können. Aber dann sah Linden die klaffend grinsende Wunde, die unter Saras Kinn von einer Halsseite bis zur anderen reichte. Dort hatte Roger ihr seine Klinge durch die Kehle gezogen und ihr den Lebensfaden abgeschnitten. Offenbar hatte er mehr Blut gebraucht, als aus den nicht tödlichen Wunden floss. Oder er hatte gewusst, dass seine Zeit ablief ... Hatte er ihre Scheinwerfer von der Straße herankommen gesehen? Wie viel Vorsprung hatte er noch?
    Sie hätte sofort die Verfolgung aufnehmen sollen, bevor Roger seinen Vorsprung vergrößern konnte. Sie konnte sich schneller bewegen als er. Sie brauchte nicht Sandy Eastwall mitzuschleppen, brauchte nicht Jeremiah und Joan vor sich herzutreiben. Vielleicht konnte sie ihn einholen, bevor er die nächste Phase seiner Wahnsinnstat durchführte. Bevor er Sandy wie zuvor Sara abschlachtete, um den Weg zur Zerstörung des Landes – und Jeremiahs – frei zu machen.
    Linden würde die Verfolgung aufnehmen. Das würde sie tun. Sobald sie noch einen Augenblick schockiert und kummervoll bei Saras Leiche ausgeharrt hatte. Das hatte die Krankenschwester verdient. Sie hatte zu den besten Leuten im Berenford Memorial gehört. Und ihr Mann ...
    Eigentlich hätte sie Blut riechen müssen. Nicht gleich, weil der stechende Ozongeruch übermächtig war. Aber dieser schwere Geruch war längst verschwunden, von den Luftwirbeln, die durch die Wände zu kommen schienen, aufgelöst und fortgetragen. So dicht vor dem Bett stehend hätte sie doch imstande sein müssen, Saras Blut zu riechen?
    Das konnte sie nicht. Sie roch Rauch.
    Sowie sie ihn wahrgenommen hatte, schien der Geruch stärker zu werden: der Qualm von brennendem Holz; Rauch wie die Arglist im Opferfeuer des Verächters. Sie hatte das Gefühl, er schnüre ihr die Kehle zu. Anscheinend hatte sie die Luft angehalten – oder der Rauch fing bereits an, in ihrer Lunge zu schmerzen. Jetzt zeigte die Stablampe ihr in der Dunkelheit leichte Rauchschwaden. Dünne Rauchfäden schienen nach dem Bett zu greifen, bis der nächste Windstoß sie zerfetzte.
    Großer Gott! Der gewaltige Blitz, der sie vor dem Betreten dieses Zimmers geblendet hatte. Er musste im Haus eingeschlagen haben ...
    All dieses trockene, ungestrichene Holz würde wie Zunder brennen.
    Wie vor zehn Jahren, als sie es nicht geschafft hatte, Covenant das Leben zu retten, lähmte die drohende Gefahr sie einen Augenblick lang. Der Gedanke, Roger habe Lord Fouls brennendes Portal hier – mit ihr in seiner Mitte gefangen – wiedererschaffen, machte sie benommen wie ein Fausthieb ins Herz. Vielleicht lauerte Roger jetzt draußen und wartete nur darauf, dass ihr Todeskampf den Weg frei machte ...
    Dann fiel ihr ein, dass er den Ring seines Vaters weiterhin nicht hatte, und sie setzte sich hastig in Bewegung, riss ihre Arzttasche an sich, verließ das Zimmer und zog sich in Richtung Küche zurück. Feurige Würmer fraßen sich bereits die Kanten der Fußbodendielen zwischen dem Bad und dem anderen Schlafzimmer, Covenants Zimmer, entlang und glühten dabei im Dunkel. Bevor sie den nächsten Schritt machen konnte, erschütterte eine dumpfe Detonation das Haus und ließ das gesamte Gebäude erzittern.
    Das Türschloss von Covenants Zimmer gab nach, und die Tür flog krachend auf. Dem

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