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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sich an Hoch-Lord Kevin, Sohn von Lorik, in all seiner Erhabenheit – mit Schwelgenstein als seiner prächtigen Residenz und dem Großrat der Lords einig und stark an seiner Seite.« Als Stave fortfuhr, verfiel er in einen leicht psalmodierenden Singsang. Gelegentlich erwähnte er Dinge, die Linden von Covenant und anderen gehört hatte, aber das meiste davon war ihr neu. »Vor ungezählten Jahrhunderten«, erzählte er, »verließen die Haruchai ihre eisige Festung im Westlandgebirge auf der Suche nach einem Gegner, mit dem sie sich messen konnten. Sie hatten nicht den Wunsch, anderswo lebende Völker zu unterwerfen oder zu beherrschen. Vielmehr wollten sie im Kampf gegen andere die wahre eigene Stärke entdecken. Deshalb kamen sie in das Land. Und deshalb forderten unsere Vorfahren Hoch-Lord Kevin zum Kampf heraus, als sie seine Macht gesehen und das Wunder seiner Werke gespürt hatten. Er weigerte sich jedoch, die Herausforderung anzunehmen. Er begehrte nur Frieden und Schönheit, er wusste den Reichtum des Lebens im Lande zu schätzen, und er hieß die Haruchai in Freundschaft und Ehren willkommen. Mit euren Worten lässt sich kaum schildern, welche Wirkung das auf unsere Ahnen hatte. Vor allem empfanden sie den Wunsch, es den bewunderten Lords gleichzutun. Da sie sich nicht im Kampf bewähren konnten, beschlossen sie, ihren Wert im Dienst zu beweisen. Miteinander schworen sie einen immerwährenden Eid, der durch Erdkraft ermöglicht und bewahrt wurde. Sie wurden die Bluthüter: fünfhundert Haruchai, die der starken Liebe ihrer Frauen und der kargen Schönheit ihrer Heimat entsagten und weder schliefen noch rasteten noch in der Verteidigung der Lords wankend wurden. Fiel einer von ihnen im Dienst, sorgte der Schwur dafür, dass ein anderer seinen Platz einnahm. Viele Jahrhunderte lang hielten die Bluthüter ihren Lords die Treue. Sie kannten die Wunder von Andelain und schauerliche Wälder voll überbordender Erdkraft. Sie kannten die Liebe und den Heldenmut der Entwurzelten, der Riesen von der Wasserkante. Sie kannten den breiten Rücken, die starken Sehnen und die grenzenlose Treue der Ranyhyn, der von Erdkraft beflügelten großen Pferde von Ra. Durch ihren Eid wurden die Bluthüter selbst zu Wundermännern.«
    Ein Unterton in Staves Stimme ließ erkennen, wie gern er in jener längst vergangenen Zeit gelebt, diesen Treueid geleistet hätte.
    »Dann wurde Hoch-Lord Kevins Größe jedoch durch den Verderber in die Irre geführt. Weil er die wahre Natur des Verächters nicht erkannte, duldete er aus Friedensliebe und Harmoniebedürfnis, dass der Verderber einen Platz im Großrat der Lords einnahm. Und aus dieser ehrenwerten Blindheit entstanden die fortwährenden Plagen, die das Land befallen haben. Denn als der Verderber endlich seine Fratze zeigte, war er schon zu mächtig, um mit gewöhnlichen Kräften oder Waffen besiegt werden zu können, auch wenn das unter hohen Verlusten versucht wurde. Die Bluthüter brannten darauf, es mit dem Verächter aufzunehmen, seine Macht durch die eigene Tapferkeit zu überwinden. Sie hielten sich für unbesiegbar. Der Verderber hatte sie noch nicht eines anderen belehrt.
    Aber der Hoch-Lord verbot ihnen den Kampf. Er konnte es nicht ertragen, das Risiko auf sich zu nehmen, dass sie versagen und fallen könnten. Indem er seine Verzweiflung in seinem Herzen verbarg, verwies er die Bluthüter des Landes. Und weil sie ihn verehrten – weil sie ihm vertrauten –, gehorchten sie seinem Befehl und zogen sich ins Westlandgebirge zurück.«
    Staves leicht musikalischer Singsang klang mit einem Mal traurig. »Sie begriffen nicht, welche Dunkelheit das Herz des Hoch-Lords erfasst hatte. In seinem Kummer hatte er sich ein verzweifeltes letztes Mittel ausgedacht. Auf seinen Befehl hin wurden die Bluthüter und die Entwurzelten aus dem Oberen Land verbannt. Gleichzeitig ließ er weite Teile des Landes evakuieren und wies die Ramen an, die Ranyhyn fortzubringen. Dann traf er im Kiril Threndor mit dem Verderber zusammen und forderte dort den Verächter zum Ritual der Schändung heraus.«
    Der flackernde Lichtschein spiegelte sich in Staves Augen, als seien sie voller Glut und Kienholz, das nur noch aufs Anzünden wartete.
    »Angeblich ist der Verderber freudig darauf eingegangen. Schändung ist seine Domäne, und er wusste besser als Hoch-Lord Kevin, dass keine Lebensform, kein Wesen, keine Macht hoffen durfte, einen solchen Ausdruck von Schmerz unbeschadet zu überstehen.«
    Linden ließ

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