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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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aufhören, in sich hineinzulächeln, als sie den schweigsamen Prätendenten den Hügel hinabführte. Er war über ihr Benehmen schockiert, und sie war es ehrlich gesagt auch. Einerseits war es nur praktisch gewesen, ihre Kleider zu trocknen, nachdem sie durchnässt worden waren, und sie hatten sich warm halten müssen, während sie darauf warteten, dass die Gewänder trocken wurden. Andererseits war sie sich immer noch nicht sicher, warum sie Raed gequält hatte.
    Schlaf vorzutäuschen war das Erste, was Novizen in der Abtei lernten. Wenn der Presbyter nach dem Löschen der Laterne kam, um nach den Schülern zu sehen, zahlte es sich aus, diese Kunst zu beherrschen. Sie hätte still liegen können, aber etwas in ihr – etwas, das sie schon lange für tot gehalten hatte – hatte sie gelockt, sich absichtlich am Rücken des Prätendenten zu bewegen. Was sie getan hätte, wenn er ihrer Provokation erlegen wäre, wusste Sorcha nicht.
    Seit fast zwei Jahren hatte sie nicht mehr mit Kolya geschlafen. Ihre Partnerschaft mochte noch bestehen, aber ihre Ehe war schon lange tot. Welchen sicheren Hafen sie von ihm auch erwartet hatte: Sie hatte die falsche Wahl getroffen. Bei diesem Gedanken war ihr gar nicht wohl, aber da war sie nun mal … die Wahrheit.
    Mit lindem Erröten räumte sie ein, dass sie den Anblick des nackten Mannes unerwartet stark genossen hatte. Und dieser Kuss …
    Sorcha geriet auf dem felsigen Hang ins Stolpern und fing sich erst im letzten Moment. Es hätte ein übler und peinlicher Sturz werden können. In Wahrheit war ihr der Kuss wie eine Erweckung vorgekommen. Wie lange war es her, seit sie so geküsst worden war?
    Fluchend schüttelte sie den Kopf. Sie war viel zu alt für diesen Unsinn – es war nur ein Kuss gewesen, und der war jetzt vorbei. Es gab schon genug Komplikationen in ihrem Leben. »Beeilung«, blaffte sie in Raeds Richtung. Er schwieg dazu, und für die nächsten zwei Stunden kletterten sie wortlos durch die zerklüftete Landschaft auf Ulrich zu.
    Sie blickte durch ihr Zentrum, bevor sie den Ort betraten, fand aber keine Spur von den Unlebenden. Nach den letzten Begegnungen war das jedoch keine Beruhigung mehr. Als sie Raed hinter sich hörte, stieß sie einen Seufzer aus. »Sieht schön ruhig aus hier.«
    »Genau wie im Tunnel«, knurrte er.
    Seine Unverblümtheit ließ sie bitter lächeln. »Wohl wahr. Wir sollten deshalb nicht auf direktem Weg zu Eurem Schiff gehen.«
    Er nickte. Im Schutz der Häuser erreichten sie kurz darauf das Schiff. Auf dem Kai allerdings boten nur einige Stapel Frachtgut etwas Deckung. Sorchas Haut prickelte von einer Hitze, die so gar nicht zur Jahreszeit passte.
    »Da brennen jede Menge Lichter«, flüsterte Raed über ihre Schulter, »und Aachon hat anscheinend Wachen postiert.«
    Tatsächlich saßen zwei Matrosen an Deck bei einer Lampe, doch statt Ausschau zu halten, spielten sie Karten. Sorcha sah den Prätendenten an und zückte eine Braue. »Und diesen Leuten vertraut Ihr Euer Leben an?«
    »Die meisten Schwierigkeiten erwachsen ihnen aus der Gegenwart ihres Kapitäns; solange ich an Land bin, brauchen sie nicht wachsam zu sein.«
    Sorcha schnaubte. Das war der Grund, warum alle die Diakone für so effizient hielten: Der Rest der Welt war einfach hoffnungslos inkompetent. Sie hätte gern ihre Handschuhe übergestreift und selbst eine Runde ausgeteilt. Raed schritt jedoch bereits auf das Schiff zu. Ihre Einschätzung seiner Mannschaft hatte ihn offenbar nicht gerade erfreut.
    Sie hörte die Kartenspieler ihren Kapitän begrüßen, und ihr Gruß wurde Gelächter, als sie herankam. Die Männer hatten gemerkt, dass ihr Kapitän unter seinem geborgten Umhang splitternackt war. Als sie an Bord kletterte, verstummte das Lachen abrupt. In Gegenwart eines Diakons war vieles nicht mehr sonderlich komisch.
    Der Erste Maat der
Herrschaft
erschien und lachte nicht mit der Mannschaft. Er betrachtete die Kleidung des Prätendenten und zog den logischen Schluss.
    »Mylord – der Rossin?« Auf Raeds Nicken hin ließ er die ernüchterten Matrosen frische Kleidung aus der Kajüte holen.
    Der Prätendent machte eine knappe Geste Richtung Sorcha. »Wer weiß, was ohne die Hilfe der Diakonin geschehen wäre.«
    »Nun, da ich sein erstes Opfer gewesen wäre, kann ich nicht behaupten, es sei ein völlig selbstloses Tun gewesen.« Sorcha verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln.
    Aachons strenges Gesicht erinnerte sie an Presbyter Rictun. »Aber Ihr wart bei den

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