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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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der Aktiven, und es gab Dinge, die nur sie tun konnten, um ihre Partner im Zaum zu halten. Dafür wurden sie geschätzt und in hohe Positionen befördert, und man redete niemals mit ihnen, als wären sie Dienstboten oder Hunde.
    Er straffte sich, aber Aulis sah das nicht; sie hatte bereits ihre unverletzten Aktiven um sich geschart. Merrick hatte sich noch nie so abgewiesen gefühlt. Er hätte ihr Gespräch belauschen können, aber das hätte gleich mehrere Regeln des Ordens gebrochen, und von denen waren in letzter Zeit schon genug zerstört worden.
    »Diakon Merrick.« Nynnia tauchte aus dem Nebenzimmer auf, in dem die Schwerstverletzten untergebracht waren. Sie roch nach Salbei und Seife. Ihre schönen braunen Augen blickten ihn an, und ein breites Lächeln teilte ihre weichen Lippen. Der Diakon brauchte eine Weile, um zu bemerken, dass ihr streng dreinblickender Vater an ihrer Seite war.
    Nicht einmal das änderte etwas – Merrick merkte, wie er dahinschmolz, und hatte keine Ahnung, wie er das aufhalten sollte. Nüchtern betrachtet war es lächerlich, nach so kurzer Bekanntschaft von einer Frau verzaubert zu sein, aber seine Gefühle scherten sich nicht um die Mahnungen seines Verstands.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er leise und wusste sofort, wie töricht das war; ganz offensichtlich war ringsum gar nichts in Ordnung.
    »Die Verletzten leiden jetzt wenigstens keine großen Schmerzen mehr.« Sie sah Kyrix an. »Vater hat ihnen Beruhigungsmittel gegeben.«
    »Einigen wird das wohl nützen«, murmelte Kyrix. Er sah über die Schulter, als erwartete er, jemand werde von hinten an ihn herantreten. In Merrick regte sich Unbehagen.
    »Wisst Ihr mehr über den Angriff, Sir?« Merrick beschloss, lieber etwas zu diplomatisch zu sein, obwohl er in dieser Situation eigentlich der Ranghöhere war.
    Das Gesicht des alten Heilers verdüsterte sich. »Im Kloster ist seit Monaten nichts mehr in Ordnung.« Er berührte seine Tochter an der Schulter. »Auch deshalb habe ich Nynnia zu meiner Schwester in Vermillion geschickt. Leider muss ich sagen, dass es nicht besser geworden ist.«
    Die Sorge in seiner Stimme war spürbar, aber Merricks Sensibilität fing auch einen Unterton echter Furcht auf. »Was genau ist denn nicht in Ordnung?«, hakte er nach.
    Kyrix wechselte einen Blick mit Nynnia, aber nachdem sie seine Hand genommen und gedrückt hatte, schien er Kraft zu schöpfen. »Priorin Aulis.« Er sprach im Flüsterton. »Seit ihrer Ankunft ist es im Kloster … anders.«
    »Und nicht gerade besser«, fügte Nynnia hinzu.
    Der Heiler führte die beiden in eine Ecke. »Kaum war sie hierher versetzt worden, hat sie die meisten Laienbrüder rausgeworfen.«
    Das war tatsächlich … anders. Diakone waren auf Laienbrüder angewiesen, denn die erledigten die für den reibungslosen Betrieb des Ordens notwendigen praktischen Aufgaben. Aber so gern Merrick vorschnell geurteilt hätte, wusste er doch, dass die Gefühle zweier Menschen, die er gerade erst kennengelernt hatte, nicht Beweis genug waren. Er durfte sich auf keinen Fall von seiner Zuneigung für Nynnia beeinflussen lassen.
    Und vielleicht hatte die Priorin ihre eigenen Laienbrüder mitbringen wollen oder diejenigen entfernt, die sie für unter ihrem Niveau hielt. So etwas war zwar selten, kam aber vor und würde zu Aulis’ augenfälliger Arroganz passen.
    »Vielen Dank, Sir. Die Informationen, die Ihr mir gegeben habt, sind sehr wertvoll«, erwiderte er. Dann wandte er sich an Nynnia. »Wir haben zwar seit unserer Ankunft nicht geschlafen, aber ich würde gern mit meiner Ermittlung beginnen. Wollt Ihr Euch mir anschließen?«
    Kyrix sah Merrick streng an, und darum fügte der Diakon hastig hinzu: »Ich werde gut auf sie aufpassen.«
    »Du kannst ihm vertrauen, Vater.« Sie sprach mit Bestimmtheit und drückte seine Hand. »Und wer weiß, womöglich braucht Merrick mich, damit ich auf
ihn
aufpasse.« Sie stieß ein seltsames kleines Lachen aus.
    Kyrix musterte die beiden kurz und brummte dann: »Ich sollte besser bei meinen Patienten sitzen und wachen. Und Ihr gebt gut auf Nynnia acht.« Mit diesen Worten ging der alte Mann zurück in die Krankenstation.
    Merrick wollte zuerst die Haupthalle genauer in Augenschein nehmen. Sorcha hatte einen flüchtigen Blick darauf geworfen, aber sie waren alle in einem Schockzustand gewesen. Nynnia sah nun schweigend vom Bereich der Kanzel aus zu, wie er dorthin ging, wo der Geist erschienen war. Die Brandspuren im Stein waren wirklich

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