Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)
als erotisch, doch Raed verspürte ein seltsames Widerstreben, ihn ihr zurückzugeben. Sie verdrehte die Augen. »Eure Tugend ist bei mir nicht in Gefahr, Piratenprinz. Aber eine Nacht in diesen nassen Sachen, und Euer Schiff braucht einen neuen Kapitän.«
Ihr Schmunzeln zeigte, dass sie sich im Recht wusste, und das Schlimmste war: Er konnte ihr da nur beipflichten. So würdevoll wie möglich reichte Raed ihr den Umhang und hoffte, sein Körper würde ihn nicht verraten. Er tat schnell, wie ihm geheißen, und legte sich dicht ans Feuer. Vorsichtig bedeckte sie ihn mit weiteren Farnwedeln.
Dann schluckte er, weil auch sie tat, was sie ihm geraten hatte. Ein anständigerer Mann hätte den Blick abgewandt, aber Raed konnte das nicht. Sorcha hängte ihren Umhang dicht am Feuer über ein paar Stöcke und zog dann ebenfalls die Kleider aus. Raed schluckte vernehmlich, als sie ihre Rüstung ablegte. Dann schälte Sorcha sich aus ihrem Untergewand und breitete es über den Stöcken aus, damit es mit dem Umhang trocknen konnte.
Er wollte sagen, dass er dem Rossin plötzlich dankbar sei, aber als sie ihr Haar ausschüttelte und ohne jede Verlegenheit ihre Nacktheit entblößte, wurde sein Mund trocken. Mit seinen Narben und Muskeln, die von einem harten Leben zeugten, wäre ihr Körper am Hof von Felstaad oder vielleicht am Kaiserhof fehl am Platz gewesen, aber er war ohne Zweifel schön. Der Prätendent war vom flackernden Licht des Feuers auf ihren sanften Kurven und den festeren Körperpartien verzaubert.
Sorcha ging zu Raed, der zusammengerollt im Grün lag, ließ die Handschuhe neben ihm auf den Boden fallen und schlüpfte hinter ihm unters Farnkraut. Raed spürte, wie sein Körper zum Leben erwachte, als sie sich an ihn presste, und als ihre knochigen Hüften und ihre weichen Brüste ihn berührten, sog er scharf die Luft ein.
»Bei den Alten«, flüsterte er und wusste ganz und gar nicht, was er tun sollte oder wie man sich in nächster Nähe eines nackten Mitglieds des Ordens protokollgerecht verhielt. Was dachte sich die Diakonin dabei? Sollte er sich umdrehen und sie küssen, oder würde sie ihn dann zu Asche verwandeln? All diese Gedanken rasten ihm durch den Kopf, während sein Körper nach Taten schrie. Am Rücken spürte er, dass auch sie angespannt war.
»Unsere Kleider sind bald trocken«, flüsterte sie unbehaglich. »Dann können wir aufbrechen.« Das Kitzeln ihres Atems im Nacken war die reinste Folter. Bei jeder anderen Frau hätte er sich umgedreht und den Dingen ihren Lauf gelassen. Aber dies war eine Diakonin, eine verheiratete Diakonin, auf die er obendrein angewiesen war, damit der Rossin nicht von ihm Besitz ergriff. Es kostete ihn all seine Willenskraft, sich nicht umzudrehen. Die Welt bestand nur noch aus einfachen und quälenden Empfindungen: dem Geruch ihrer Haut und dem Gefühl ihrer Brüste an seinem Rücken. Raed stieß einen langen Atemzug aus, während jeder Muskel seines Körpers sich zusammenzog. Er versuchte, die Erinnerung an den Rossin und die Verwandlung wachzuhalten, versuchte, die Erregung zu unterdrücken, die er überall spürte.
Das allerdings ließ sich von Sorcha nicht behaupten. Nach einer Minute merkte er an ihrer Atmung, dass sie eingeschlafen war. Sein Ego war darüber mehr als nur ein wenig gekränkt. Schon lange hatte er keine nackte Frau mehr neben sich gehabt. Raed war sich gewiss, dass sie seinen Kuss bei ihrer Rangelei im Tunnel erwidert hatte.
Stöhnend rollte er sich enger zusammen. Er hätte wirklich nicht wieder daran denken sollen. Die nächste Stunde litt er sehr unter seinem Verlangen. Immer wenn er dachte, er hätte seinen Körper und seinen Geist besiegt, murmelte Sorcha im Schlaf und berührte ihn an einer anderen Stelle.
Schließlich musste eine Art innerer Wecker geklingelt haben, da sie aufstand und sich streckte. Zum Glück war sie schnell angezogen. »Schön trocken«, sagte sie und warf Raed ihren Umhang hin. »Jetzt lasst uns diesen Hügel runtergehen und Eure verdammte Besatzung suchen.«
Alle Vorurteile, die der Prätendent über Diakone gehabt hatte, waren damit dahin. Zwar hatte er sich bisher nur auf eine schlechte Erfahrung stützen können, aber immer gedacht, sie lebten ein biederes, langweiliges Leben und seien weltfremde Asketen, die nur über Büchern hockten. Als Sorcha ihm erzählt hatte, es gebe nichts, was sie nicht könnten, hatte sie offenbar nicht gescherzt.
Kapitel 11
Der Märtyrer, der Prätendent
Sorcha konnte nicht
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