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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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»Ich habe Ersatzschnürbänder. Zieht die Treter an, dann müsst Ihr wenigstens nicht humpeln.«
    Er runzelte die Stirn. Der Ton der Diakonin war beinahe sanft. Ob es ein schlechtes Gewissen oder Begehren war, das sie mäßigte? Nichtsdestotrotz war er überrascht, als sie auf ein Knie sank und ihm die Stiefel schnürte. Das geschah sicher nur, um den Anstand zu wahren – der Umhang bot nicht besonders viel Schutz –, aber er spürte, wie es ihm wieder warm über den Rücken lief.
    Während sie ihm die Stiefel band, räusperte sich Raed. »Niemand hat je geschafft, den Rossin zu verjagen. Wie habt Ihr das fertiggebracht?«
    Sorcha blickte auf. »Das war Shayst, die Rune der Machtnahme, die gewöhnlich gegen Geister eingesetzt wird, um sie zu schwächen.«
    »Es gab mal einen Diakon, der diese Rune ausprobiert hat.« Raed biss die Zähne zusammen, um ihr nicht zu erzählen, wie es ausgegangen war.
    Es musste aber in den Lehrbüchern gestanden haben. Nach der Art, wie Sorcha nickte, ohne ihn anzusehen, wusste sie wahrscheinlich Bescheid. »Vermutlich war er nicht nah genug dran.«
    Raed stieß ein ersticktes Lachen aus, doch der Gedanke daran, wie nah sie sich eben gewesen waren, machte ihm klar, wie nah sie ihm jetzt war.
    »Bitte sehr.« Sorcha klopfte auf seinen Fuß, und sicher bildete er sich nur ein, dass ihre Hand für einen Moment dort verweilte. Ihm wäre es viel lieber gewesen, sie wäre damit an seinem Bein hinaufgewandert …
    Solche Gedanken waren gefährlich und dumm. Der Prätendent räusperte sich. »Danke. Das wird mir das Laufen sehr erleichtern.«
    Sorcha erhob sich, wrang ihr feuchtes Haar aus und untersuchte die tiefen Kratzspuren an ihrer Rüstung. »Es war interessant, den Rossin aus der Nähe zu sehen. Ich habe die Bestie als Novizin studiert und werde in der Abtei nun ganz schön was zu erzählen haben.«
    »Aber könnt Ihr erklären, was gerade passiert ist?« Raed zog den feuchten Umhang fest um sich. »Aulis ist schließlich die Einzige, die weiß, dass wir hier unten sind …«
    Ihre Miene verdüsterte sich, und ihre blauen Augen schienen beinahe fähig, ihn an Ort und Stelle zu töten. »Mir gefällt Eure Andeutung nicht, Prätendent. Der Orden wird angegriffen, so viel ist klar. Wollt Ihr nun Eure Mannschaft retten, oder sollen wir weiter streiten?«
    Im nassen Umhang und mit nichts als einem Paar Stiefel am Leib war er kaum in der Position, Streit mit der Diakonin anzufangen, zumal ihn noch immer ein Schauer der Erregung durchlief. Er machte eine kleine Verbeugung. »Ich bitte darum, lasst uns weitergehen.«
    Der restliche Weg durch den Tunnel verlief zum Glück so still wie ereignislos. Die anfängliche Wärme der Verwandlung verging schnell, und Raed zitterte bald. Als sie in den Hügeln südlich der Stadt herauskamen, klapperte er mit den Zähnen. Starke Böen kamen vom Meer.
    Sorcha warf ihm einen Blick zu, und obwohl ihre Miene im Mondlicht schwer zu deuten war, vermutete er, dass sie lächelte. »Habt Ihr nicht genug zum Anziehen, Prätendent? Soll ich Euch noch etwas leihen?«
    Eine Bemerkung reichte aus, um eine heftige körperliche Reaktion in ihm auszulösen. Raed zog den Umhang fester um sich. Es war eine Sache, die Oberhand über die Diakonin zu haben, wie es der Fall gewesen war, als er sie aus dem Meer gefischt hatte. Eine ganz andere Sache war es, ihr gegenüber im Nachteil zu sein. »Ich komme schon zurecht«, erwiderte er steif.
    »Papperlapapp.« Sie wies mit dem Kopf auf die schwachen Lichter der Stadt. »Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Ehe wir ankommen, seid Ihr völlig durchgefroren.«
    »Was schlagt Ihr vor?« Jetzt zitterte er vor Kälte.
    Ehe er sichs versah, hatte sie ganz in der Nähe eine kleine Höhle gefunden. Dorthin brachte sie ihn und kehrte wenige Minuten später mit einem Arm trockener Zweige und frischen Farnkrauts zurück. Während er schweigend dasaß und sich kreuzunglücklich fühlte, machte sie Feuer. Er fand das höchst interessant, da sie keinen Zunder hatten. Er hatte immer gedacht, Diakone würden ihre Runen nur für Dinge von großer Wichtigkeit benutzen, aber sie setzte ihre Handschuhe ohne Aufhebens ein. »Pyet«, flüsterte sie. Eine winzige Flamme zuckte hervor und entzündete das trockene Holz. Um sie zu ersticken, schloss Sorcha nur die Fäuste, bevor sie die Handschuhe auszog.
    Dann baute sie ein Bett aus dem frischen Grün und streckte die Hand aus. »Gebt mir den Umhang, damit ich ihn trockne.«
    Ihr Ton war alles andere

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