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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Schlimmste sein, die sinnliche Freude daran, der er sich nicht entziehen konnte. Raed erinnerte sich an jede Einzelheit des letzten Albtraums, als seine Mutter in den Klauen der Bestie gewesen war.
    In diesem Gang gab es keinen Grund für Heimlichkeit. Der Rossin knurrte wieder und sprang sie an. Krallen rutschten weg und fanden kaum Halt am Stahl und Leder ihrer Rüstung, aber das Gewicht des Rossin warf sie zurück. Als sie zu Boden fielen, versuchte die Bestie, ihr an die Kehle zu gehen.
    Die Diakonin war stark. Sie schaffte es, den Rossin mit einer Hand von sich fernzuhalten, obwohl ihr wütendes Fluchen zeigte, wie schwer es ihr fiel. Die Bestie bedrängte sie stärker und knurrte und schnappte blutgierig.
    Sorcha hob den anderen Handschuh, dem noch immer unheimliches grünes Licht entströmte, das dem Rossin fast die Augen verbrannte. Die große Katze zuckte knurrend zurück, und die Diakonin stieß ihr die Rechte mitsamt der behandschuhten Macht in die Kehle. Raed hörte die Diakonin ächzen: »Genieße den Geschmack von Shayst, Miezekatze.«
    Der Schmerz war unmittelbar und köstlich. Grünes Feuer glühte in den zuschnappenden Kiefern des Rossin. Sorchas Schreie vermischten sich mit dem Brüllen der Bestie. Raed spürte, was die große Katze empfand, ein ziehendes Gefühl, als würde ihm die Seele aus dem Leib gesogen. So viel Schmerz konnte sein Körper unmöglich ertragen.
    Etwas knackte und zerbrach – anders ging es gar nicht. Der Rossin kämpfte, aber die Macht, von der er lebte, wurde in die Leere gerissen, die die Diakonin beherrschte. So schnell sie gekommen war, so schnell verschwand die Bestie wieder.
    Diese Abruptheit ließ Raed, der noch von Zorn und Wut des Rossin erfüllt war, keuchen. Seine Gefühle brauchten ein Ventil, und da er Sorcha noch immer auf dem Boden unter sich festhielt, schüttelte er sie kräftig und schrie frustriert auf.
    »Heilige Knochen«, fluchte sie und schlug ihm fest ins Gesicht. »Reißt Euch zusammen!«
    Sein Kopf dröhnte vor Schmerz, und in seinem Blut raste noch immer die Macht des Rossin. Unter ihm keuchte Sorcha in ihrer zerkratzten Rüstung.
    Sie fuhr hoch, als Raed sich zu ihr neigte. Ihr Kuss war grob und hungrig, mehr ein Kampf als ein Zeichen von Zuneigung. Die brutalen Begierden des Rossin wirbelten noch immer im Prätendenten und mischten sich mit dessen kaum gezügelten Lüsten. Raed hörte Sorcha stöhnen, als das Kribbeln in seinem Körper nachließ und sich von Wut in etwas nicht minder Primitives verwandelte.
    Sie rangen auf dem Tunnelboden, und es war mehr Balgerei als Umarmung. Ihre Lippen waren weich und heiß – es war lange her, dass er jemanden so geküsst hatte. Doch es war Raed, der sich zurückzog. Der Rossin hatte ihn immer beherrscht, und er würde ihm nicht erlauben, ihn auf einen Weg zu führen, den er nicht selbst gewählt hatte, so angenehm er auch sein mochte.
    Mit einem bebenden Atemzug kroch er rückwärts und wurde sich plötzlich seiner Nacktheit bewusst. Im flackernden Licht waren Sorchas Augen groß und wild, genau wie er sich die eigenen vorstellte. Sie leckte sich die Lippen. Er sah ihre Halsschlagader pochen und schien die Augen nicht von diesem Anblick abwenden zu können.
    Die Diakonin räusperte sich und reichte ihm ihren nassen Umhang. »Zieht – zieht das an.«
    Es war sehr kalt hier unten – Raed entsann sich dessen –, doch sein Körper brannte von der Flut der Verwandlung und von etwas eng damit Verwandtem: Begehren. Der nasse Umhang würde ihm beim Abkühlen helfen. Er legte ihn um und konnte sie nicht direkt ansehen. Sie würde nicht erwähnen, was geschehen war, sondern es einfach ignorieren. Er würde das Gleiche tun.
    »Wie ich sehe, hat sich Merrick geirrt«, murmelte er und versuchte, seine Würde wiederzufinden. »Ihr habt diesen Geist gar nicht gesehen.«
    Ihre Stirn verdüsterte sich. »Ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt ein Geist war …«
    Darauf rastete er aus. Er hob Hände, die gerade noch Klauen gewesen waren. »Nicht sicher! Nicht sicher … nun, ich kann Euch sagen, dass
ich
mir sicher bin!«
    Sorcha schüttelte den Kopf und wirkte verwirrter, als er es je bei einem Diakon erlebt hatte. »Ich muss mit Merrick reden.«
    »Wir gehen nicht zurück«, knurrte er, drehte sich um und stakste durch den Tunnel davon. Er bückte sich und hob die Überreste seiner Kleider auf. Alles war kaputt. »Beim Blut, das war mein Lieblingshemd.«
    »Die Stiefel kann man noch benutzen«, bemerkte Sorcha.

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