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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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näher kam, konnte sie spüren wie einen wütenden Hund, der zum Sprung ansetzte. Ein Sturm erwachte zum Leben und braute sich zusammen. Und dafür brauchten sie Raed, den Jungen Prätendenten. Diakonin Faris hatte viele Kämpfe um Seelen ausgefochten, zweifelte nun aber erstmals an einem Sieg.
    Die Feinde, die sie einkreisten, schienen ihr Zögern zu spüren, denn sie strafften sich und lächelten sich an. Sie beschworen jedoch keine Runen. Stattdessen zogen sie ihre Schwerter, und Sorcha verstand, warum. Die Atmosphäre war fein austariert. Was immer sie taten, war heikel und gefährlich. Jede Beschwörung der falschen Art Macht würde Folgen haben. Sorcha hielt es für eine schlechte Idee, jetzt alle im Raum zu töten, und war darum bereit, dem Beispiel der Abtrünnigen zu folgen. Als sie ihre Klinge zog, klang es wie das Zischen einer Schlange.
    Angesichts des vielen Bluts, das sie ihrem Partner abgenommen hatten, galten die üblichen Anordnungen zur Vermeidung von Blutvergießen natürlich nicht. Raed, der sich von der Verwandlung viel schneller erholte, als Sorcha zu hoffen gewagt hatte, zog seinen Säbel und richtete sich taumelnd neben ihr auf – eine noble und beeindruckende Geste, wenn man bedachte, dass er fast nackt war.
    »Also« – sein Atem ging schwer, doch er war draufgängerisch wie immer –, »werden wir sterben?«
    Dass seine Stimme trotz der eher peinlichen Situation großspurig klang, entlockte Sorcha ein schiefes Lächeln. »Ich weiß nicht – ich glaube, die wollen nur ein paar Liter von Eurem Blut.«
    »Na, das ist verdammt unfreundlich«, erwiderte er, und dann griffen die Aktiven auch schon an.
    Sorcha gab sich keinen Illusionen hin, was ihre Fähigkeiten im Schwertkampf betraf; man konnte sie als ausreichend bezeichnen. Raed Rossin dagegen war ein Meister. Während sie nach bestem Vermögen hieb und parierte, wirbelte der Kapitän mit toller Beinarbeit in atemberaubendem Tempo herum. Trotz der Härten der Verwandlung beherrschte er seine Gegner, während Sorcha sich gegen ihre Angreifer nur mit Mühe behaupten konnte. Sie wusste das, und es ärgerte sie. Bei dieser Erkenntnis entbrannte in ihr der Wunsch, sich mit ihm zu messen. Ihre Augen wurden schmal, sie konzentrierte sich auf ihren Angriff und nahm das angestrengte Ächzen des Prätendenten als Mahnung, es besser zu machen.
    Sie gelobte sich, mehr Zeit auf den Übungshöfen zu verbringen, falls sie heute überleben sollte. Für den Moment hätte sie lieber eine Pistole statt einer Klinge. Oder ein Dutzend treu ergebener Diakone hinter sich.
    Ihr Angreifer grinste, und seine schiefen Zähne blitzten im Dämmerlicht. Mist, er wusste, dass er siegte. Mit einem Knurren fing sie gerade rechtzeitig einen Hieb auf ihren Kopf ab. Im nächsten Moment kerbte eine Klinge die Schulterpartie ihrer Rüstung ein. Das war ihr bisher nie passiert. Es war schon eine Weile her, seit Sorcha – in den schlechten alten Tagen der ersten Landung des Ordens mit dem Kaiser – zum Nahkampf gezwungen gewesen war.
    Solange der Schwertkampf tobte, konnte Aulis ungestört schalten und walten. Sie hielt die Arme in der universellen Geste des Bittens ausgebreitet, und die sieben Wehrsteine flackerten. Auf Sorchas Kopf strahlte es mächtig warm herab, während sie sich wacker verteidigte. Sie konnte es sich nicht leisten, aufzuschauen, um zu sehen, woher die Wärme kam, doch dass ihr Gegner darüber lachte, konnte nichts Gutes bedeuten.
    Rechts von ihr ächzte ein Mann, und jemand ging scheppernd zu Boden. Mit schnellem Blick überzeugte sie sich davon, dass es nicht Raed gewesen war. Er wollte ihr zu Hilfe kommen, aber plötzlich hatte Sorcha eine drängendere Sorge. Der brodelnde Raum über ihnen zog ihren Blick an.
    Etwas zerriss jetzt die Luft. Ihr Angreifer und alle, die sich bewegen konnten, hielten sich die Ohren zu. Das Geräusch war eher fühl- als hörbar und drang ihnen bis ins Mark. Es ließ Muskeln zucken und Augen tränen. Tief im Innern ergriff Diakonin Faris die Angst.
    Sorcha hatte dieses Gefühl schon einmal gehabt, auf einer Treppe in einer alten Burg. Sie dachte nur selten daran zurück, doch jetzt griff die Erinnerung mit großer Klaue nach ihr. Mit tränenden Augen schaute sie auf. Aulis hielt sich ebenfalls die Ohren zu, aber ihr Gesicht war zu einer verzückten Grimasse verzerrt. Der Sieg konnte nur von kurzer Dauer sein – aus dem Land der Toten kam nie etwas Gutes. Die abtrünnigen Diakone hatten wirklich weit gegriffen. Kein Aktiver

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