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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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heimlichtuerisch!
    Der Prätendent stieß einen langen Atemzug aus, als hätte er seit Stunden die Luft angehalten. Seine Nerven zuckten immer noch unwillkürlich, seiner Verwandlung wegen, aber auch vor Erleichterung. Sorcha hatte ihn nicht im Stich gelassen und sein Vertrauen nicht enttäuscht. Niemand hatte es je geschafft, dem Rossin zu gebieten, doch Sorcha hatte das binnen weniger Stunden zweimal getan.
    Er schaute zu ihr hinüber und schlüpfte dabei in Hemd und Kniehose. Ihr bronzefarbenes Haar hatte sich gelöst und war voller Staub, der eine kleine Wolke bildete, während sie temperamentvoll mit ihrem Partner sprach. Sorcha wirkte müde, aber entspannt. Bei den Alten, sie war schön! Schön, mächtig … und verheiratet, rief er sich ins Gedächtnis, derweil sich das schwache Mondlicht auf den Runen ihrer Handschuhe brach.
    Ein ganz entscheidender Punkt.
Er war an den Schock nach einem Gefecht gewöhnt, und selbst die Nachwirkungen der Bestie waren ihm vertraut; neu dagegen war, dass ein Gebäude beinahe über ihm zusammengestürzt wäre. Das Grollen dieses Ereignisses ließ ihn noch immer halb taub sein. Raed schüttelte den Kopf wie ein Taucher, der Wasser aus den Ohren bekommen will. Hoffentlich würde sich das Klingeln bald geben.
    Während die Diakone sich berieten, beschloss er, sich zu vergewissern, dass die Priorin und ihre verbliebenen Lakaien tatsächlich tot waren. Er hatte in zu vielen Schlachten mit angesehen, wie Männer von Feinden niedergemetzelt wurden, die sie für tot gehalten hatten. Der menschliche Körper war bemerkenswert; ein Mann konnte noch immer den Abzug einer Pistole betätigen, selbst wenn ihm bestimmt war, eine Sekunde später sein Leben auszuhauchen. Was ein Diakon in seinen letzten Augenblicken tun konnte, wollte er wirklich nicht herausfinden.
    Raed schnallte sich den Säbel um und wandte sich – froh, wieder bekleidet zu sein – seiner Aufgabe zu. Staub und Rauch kratzten ihm im Hals, während er ihre Feinde im Schutt suchte. Ob Sorcha und Merrick ermitteln würden, was sie vor der Zerstörung bewahrt hatte, war ihm gleich; jemand hatte ihnen einen Gefallen getan, und das war Raed genug.
    Bedauerlicherweise war dieser Jemand den Diakonen des Klosters nicht so freundlich gesinnt gewesen. Raed fand ihre beiden ersten Angreifer unter einer großen Säule, die sie wie eine riesige Hand zerquetscht hatte. Ein Blick reichte: Sie waren wirklich und wahrhaftig tot. Der Sieg erlaubte es Raed, in seiner Einschätzung dieser Männer ein wenig barmherziger zu sein. Er bückte sich sogar zu dem, der noch ein Gesicht hatte, und schloss ihm die toten Augen. Der Prätendent murmelte ein Gebet an die kleinen Götter, obwohl er nicht wissen konnte, ob diese Männer gläubig gewesen waren.
    Jetzt musste er Aulis finden. Beim Einsturz des Gebäudes hatte er sie zum Hinterausgang rennen sehen, und dort fand er sie auch. Ein Stützpfeiler hatte nachgegeben, und die Priorin war von herabfallenden Steinen getroffen worden, bevor sie die relative Sicherheit der Tür erreichen konnte. Es war jedoch noch immer Leben in dem alten Mädchen. Sie war zwar eingeklemmt unter dem Geröll und lag zweifellos im Sterben, aber ihre knochenbleichen Finger streckten sich nach den zerfetzten Handschuhen aus, die lockend nah lagen.
    Raed ging keine Risiken ein; er trat die Reste der verfluchten Dinger weg und hockte sich neben die Sterbende. Sie musste starke Schmerzen haben, doch ihre Augen waren klar und voller Zorn, als sie ihn ansah und »Verräter« zischte.
    Er hatte solch ein letztes Aufbäumen bei vielen Todgeweihten gesehen, wusste aber nicht, wie er mit einer sterbenden Diakonin umgehen sollte. Ihre feinen roten Roben waren zerrissen, und eine silberne Scheibe um ihren Hals glänzte auf eine Weise, die Raeds Blut gefrieren ließ. Er wusste, dass er den von Sorcha erwähnten Foki gefunden hatte. Schnell, als würde er brennen, riss er ihn von Aulis’ Hals und warf ihn in die Trümmer.
    Die sterbende Priorin grinste ihn schief an. Raed hätte vielleicht Sorcha oder Merrick herbeirufen können, aber etwas in ihrem Blick ließ ihn innehalten.
    »Verräter am Kaiser?« Sein Lachen war kurz. »Ich bin nicht mehr sein …«
    Ihr Grinsen ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. »Nicht am Kaiser – an der großen Gabe, die Ihr besitzt.«
    Eine Gewitterwolke zog über seine Stirn hinweg. »Ihr habt keine Ahnung, wovon Ihr redet – wenn Ihr wüsstet, wie es ist …«
    So nah dem Tod hatte Aulis offenbar

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