Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)
Schwache Menschen verdienten nicht zu atmen. Er verstreute ihre Überreste auf dem Gelände wie Spreu.
Die Diakonin war jetzt näher hinter ihm, und er spürte die Verbindung stärker als erwartet: wie Spinnweben – hauchfein, aber stahlhart. Der Rossin warf sich stärker gegen das Netz. Bei den tiefen Schatten: Es zog sich zusammen!
Wie konnte diese Frau es wagen, einem Geistherren Zügel anlegen zu wollen? Das Bild des ersten Diakons, der ihn einst an sein Schicksal gekettet hatte, blitzte in seinem alten Gedächtnis auf. Die Schande dieses Ereignisses machte den Rossin immer noch zornig. Jetzt würden diese Menschen bezahlen. Keine Strafe war genug. Die Muskeln in seinem Körper spannten sich, und seine Glieder schossen vor, als er sich blitzschnell zu ihr umdrehte. Sie würde die Lektion lernen, die er dem ersten Diakon nicht hatte erteilen können. Die Bestie wirbelte herum und wollte die Diakonin zerreißen, aber etwas hielt sie zurück.
Es gab eine Eigenschaft in der menschlichen Welt, die der Rossin bewunderte: Schönheit. Nicht die Schönheit des Fleisches, die Männer band, sondern die Schönheit der Macht. Als er seine flammenden Augen auf sie richtete, sah er diese Schönheit, glänzend wie ein Juwel in einem Abgrund der Finsternis. Vielleicht war es der schwache Einfluss seines Foki – obwohl das Tier so etwas nie zugeben würde –, der ihn zu springen hinderte. Stattdessen kauerte er sich dicht vor sie und atmete ihr Vernichtung und Blutgeruch ins Gesicht. Er sah die Diakonin leicht zurückweichen, und ihre blauen Augen tränten von der Nähe seiner Macht. Sie hatte ihn schon einmal mit ihren Runenhandschuhen fortgesandt, als er von der Verwandlung geschwächt gewesen war. Selbst wenn sie es schaffte, seine Kiefer aufzustemmen und jetzt das Gleiche zu tun, würde es keine Wiederholung geben. Der Rossin hatte gefressen und war stark geworden. Sie wusste es. Er wusste es.
Diakonin und Geistherr standen sich Auge in Auge gegenüber. Sie hatte Angst, aber sie wich nicht zurück. Er war wie gebannt von dem, was nur er sehen konnte. Vorläufig würde er sie leben lassen.
Drei Laienbrüder, die aus den Ställen kamen und auf das Tor zurannten, beendeten das Patt. Die Bestie schüttelte gewaltig die dunkle Mähne und setzte ihnen knurrend nach. Es war herrlich, sich auf sie zu stürzen, und er konnte sich diesmal nicht lange genug bezähmen, um die Jagd zu genießen. Blut strömte ihm heiß und süß durch die Kehle und stillte für einen Moment den scheinbar endlosen Durst. Knochen brachen in seinem Maul, und er hörte das Klagen der ihren Fleischkäfigen entrissenen Seelen. Das Prickeln von Macht und Blut in seinen Adern war eine berauschende Wonne.
Erneut brüllte er voll Macht und Freude und sah sich dann im Hof um. Außer der Diakonin mit ihrer Verbindung war kein Lebewesen mehr da. Ihre große Macht und Schönheit retteten sie für den Augenblick, würden ihn jedoch nicht für immer aufhalten. Er würde sie sich bis zum Schluss aufsparen. Sobald er genug Energie von den Menschen des Klosters bezogen hatte, konnte keine jämmerliche Verbindung ihn mehr halten. Der Rossin freute sich darauf, wie diese blauen Augen sich vor Entsetzen weiten würden, bevor er über sie herfiele. Er fragte sich, wie ihre Seele wohl schmeckte.
Jetzt war es Zeit, mehr Fleisch zu finden. Er sprang davon, und sein gewitterwolkenfarbenes Fell wogte sanft im Licht der Fackeln. Prachtvoll, das wusste er. Gewaltige Pfoten mit eingezogenen Klauen bewegten sich lautlos über das Pflaster des Innenhofs auf den Palas zu. Die Türen zerbrachen ganz herrlich, als der Rossin sich gegen sie warf. Sein massiger Leib riss sie aus den Angeln und verstreute ihre Bruchstücke auf dem verschrammten Boden.
Fackeln und mondheller Zauberschimmer erleuchteten die Festung von innen. Sieben große Wehrsteine beschrieben einen Raum, der den hinteren und mittleren Teil des Saals umfasste. Die Ohren des Rossin lagen flach am Nacken, und seine weißen Reißzähne leuchteten, als er in schrecklichem Zorn knurrte.
Der Geruch der Anderwelt war überwältigend und ließ ihn kurz innehalten und die Erinnerung an sein Zuhause einatmen. Sein gewaltiger Kopf schwang hin und her, und smaragdgrüne Augen spähten wie Suchscheinwerfer aus, wer als Nächstes sterben sollte. Am Rand standen die glühenden Gestalten derer, die die Beschwörung durchführten. Diese Welpen tauchten tief in die Anderwelt ein und suchten mehr als den normalen Durchschnittsschatten
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