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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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darauf. Pyet. Natürlich wählte sie Pyet. Das hätte er mühelos erraten.
    Feuer loderte von ihren Handschuhen auf, leuchtend und schön. Sorchas Macht schoss auf den Wehrstein, der genau unter dem zitternden Bogen der Halle postiert war, unter dem Deckengewölbe. Der Lärm des einstürzenden Marmors war wie ein Schrei von tausend Seelen aus dem Jenseits, die vor Trauer und Entsetzen klagten. Die Welt brannte und wirbelte vor Runen, ein Machtgeflecht, das für einen Moment hell aufloderte. Es war so viel, dass nur noch Zerstörung folgen konnte.
    Oben heulte das Wesen aus der Anderwelt zornig in den Strahlen eines weißen Lichts. Wie sehr es auch bockte, sich hin und her warf und gegen die natürliche Ordnung ankämpfte: Es konnte sie nicht überwinden. Die Anderwelt zog das Wesen zurück, doch es verschwand nicht ohne Gegenwehr. Das Kloster erbebte bis in die Grundfesten, als schlüge es sich selbst, um sich von der Kreatur zu befreien.
    Jetzt wusste Merrick, dass er sterben würde. Die reale Welt zog sich zurück und zerfiel zu Steinen, Mörtel und Staub. Etwas musste geopfert werden – notfalls er selbst und das Kloster. Dies war das Ende, aber zumindest würde es kein Eindringen der Anderwelt geben. Sein Blut hatte den Riss verursacht, und doch hatte er den Weg gezeigt, um das Eindringen der Anderwelt aufzuhalten. Er konnte jetzt gehen.
Nimm mich.
Er öffnete sich der Welt und ließ sie mit ihm machen, was sie wollte.
    Das Klingeln in seinen Ohren lenkte ihn ab. Es schmerzte. Das sollte es nicht. Die Welt drehte sich, und dann kehrte abrupt das Gefühl zurück. Jemand hielt sein Gesicht in eisernem Griff und rief seinen Namen in sehr forderndem Ton. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, wer es war.
    »Wacht auf, Merrick. Ihr schlaft während der Arbeit.« Es klang wie eine zynische Bemerkung, aber er vernahm den Anflug echter Sorge darin.
    Lächelnd erwachte er, während Raed ihn vom Abtropftisch befreite. Er sackte zusammen, doch Sorcha fing ihn auf und drückte ihn an sich. Sein Körper fühlte sich an, als wäre er gehäutet worden, und so war es ja auch gewesen. Merrick leckte sich versuchsweise die Lippen, dann krächzte er: »Wo – wo ist Nynnia?«
    »Bei den Knochen«, schnauzte Sorcha. »Dem Tod knapp von der Schippe gehüpft, und immer noch schmachtet Ihr dieser …«
    Er ließ seine Partnerin den Satz nicht beenden. »Sie war hier, sie hat mir den Riemen gebracht.« Als er sah, dass Sorcha ihn in ihren bloßen Händen hielt, riss er ihn entsetzt an sich, und diese Anstrengung ließ ihn beinahe wieder das Bewusstsein verlieren. Nicht einmal sie hätte in der Lage sein sollen, seinen Talisman zu berühren.
    Während er sich benommen umschaute, wurde ihm klar, warum seine Partnerin so reizbar war. Die Halle war nicht nur beschädigt, sondern völlig zerstört, als wäre das Gebäude von Kanonenfeuer dem Erdboden gleichgemacht worden. Nur wo er gelegen und wo Sorcha und Raed an der Westwand um ihr Leben gekämpft hatten, standen noch Mauern. Er sah die Leichen ihrer Gegner zwischen den Trümmern liegen.
    Sorcha grinste ihn an. »Ich weiß nicht, was Ihr getan habt, Merrick, aber erinnert mich daran, Euch in nächster Zeit nicht zu verärgern.«
    Er schaute entsetzt auf seinen Handrücken; der war rosa und warm und voller Blut. Und doch … und doch … Sein Gehirn versuchte, es zu verarbeiten. »Das war ich nicht«, murmelte er. »Das wart Ihr – Eure Aktive Macht. Ich habe Euch nur gezeigt, wo Ihr angreifen müsst.«
    »Wie bitte?« Er spürte, wie seine Partnerin sich neben ihm straffte. »Wie meint Ihr das?«
    »Durch die Verbindung.« Er spürte echte Stärke in seine Glieder zurückkehren, aber von wo, wagte er nicht zu vermuten.
    Sorcha sah ihn mit großen blauen Augen an. »Ich habe die Verbindung nicht gespürt, Merrick. Aulis hat etwas getan, um sie zu schwächen.« Und sie hatte recht. Jetzt merkte er, wie Wärme, Bewusstsein und Einblick in ihre Gedanken zurückkehrten. Sie sagte die Wahrheit.
    Er hatte nicht mit Sorcha kommuniziert – aber mit wem dann? Mühsam kam er auf die Beine und sah sich um, aber von Nynnia war keine Spur zu sehen.
    »Unmöglich«, murmelte er. »Ihr müsst es gewesen sein … Ihr habt es bloß nicht gespürt.« Manchmal waren Aktive so blind für die Realität, dass es beinahe beruhigend war.

Kapitel 16
Nach der Bedrängnis kommt die Erkenntnis
    Raed beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Sorcha und Merrick miteinander tuschelten. Diakone waren immer so

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