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Die russische Gräfin

Die russische Gräfin

Titel: Die russische Gräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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befürwortet, wenn Friedrich heimgekehrt wäre, um die Unabhängigkeitspartei anzuführen, vorausgesetzt, er hätte ihre Bedingungen erfüllt, und die waren unverrückbar.«
    »Ist Ihnen bekannt, wie sie lauteten?«
    »Natürlich. Ich würde mich an keiner Vereinbarung beteiligen, die nicht von der Königin gebilligt würde.« Mit einem Anflug von Galgenhumor fügte er hinzu: »Und selbst wenn ich eigenmächtig gehandelt hätte, hätte ein solcher Plan nie funktioniert.«
    Rathbone wurde sichtlich lockerer. »Ich nehme an, die Königin ist eine Frau von beträchtlicher Macht?« fragte er.
    »Von enormer Macht«, nickte Florent. »Sowohl politischer als auch persönlicher.«
    »Und wie lauteten ihre Bedingungen, Mr. Barberini?«
    »Daß er allein kommt«, antwortete Florent wie aus der Pistole geschossen. Die Geschworenen, den Richter und das Publikum schien er nicht mehr zu registrieren. »Sie war nicht bereit, Prinzessin Gisela in ihrem Land zu dulden. Sie mußte im Exil bleiben und von ihm getrennt werden.«
    Ein Aufschrei ging durch den Saal.
    Gisela hob den Kopf ein wenig und schloß die Augen. Sie weigerte sich, irgendwen anzusehen.
    Harvester verzog den Mund, blieb aber stumm. Gründe, einen Einspruch zu erheben, lagen nicht vor.
    Zorahs Miene blieb unbewegt.
    Rathbone setzte nun alles auf eine Karte. Er wußte, daß er seine eigene Regel brach, keine entscheidenden Fragen zu stellen, wenn er die Antwort darauf nicht schon kannte, aber er hatte keine Alternative. »Und wurden ihm diese Bedingungen bekannt gemacht, Mr. Barberini?«
    »Ja.«
    Wieder gab es Unruhe im Publikum. Jemand zischte ein böses Wort.
    »Sind Sie sich dessen sicher?« drängte Rathbone. »Waren Sie dabei?«
    »Ja, das war ich.«
    »Und wie lautete Friedrichs Antwort?«
    Atemlose Spannung herrschte im Saal. In der letzten Reihe verlagerte ein Mann das Gewicht. Das Knirschen seiner Sohlen war bis zu Rathbone deutlich zu vernehmen.
    Ein müdes Lächeln zuckte über Florents Lippen. »Er gab keine Antwort.«
    Rathbone brach der Schweiß aus allen Poren. »Überhaupt keine?«
    »Er verhandelte«, erklärte Florent. »Er stellte eine Menge Fragen, aber bevor die Diskussionen zu einem definitiven Ergebnis hätten führen können, geschah der Unfall.«
    »Demnach lehnte er nicht rundweg ab?« fragte Rathbone mit lauter werdender Stimme, die sich trotz all seiner Bemühungen nicht mehr kontrollieren ließ.
    »Nein, er stellte Gegenforderungen.«
    »Und die lauteten?«
    »Daß Gisela mitkommen mußte.« Florent vergaß unbewußt den Titel ›Prinzessin‹, womit er unterschwellig seine Meinung über Gisela verriet. In seinen Augen würde sie zeitlebens eine Bürgerliche bleiben.
    »Ging Graf Lansdorff darauf ein?« setzte Rathbone nach.
    »Nein.« Wieder zögerte Florent keine Sekunde.
    Rathbone zog die Augenbrauen hoch. »Dieser Punkt stand nicht zur Verhandlung?«
    »In keiner Weise.«
    »Wissen Sie, warum? Wenn die Königin und Graf Lansdorff wirklich so leidenschaftlich für die Freiheiten eintraten, von denen Sie vorher gesprochen haben, dann wäre die Duldung gewiß das kleinere Übel gewesen. Er hätte wie kein anderer die Kräfte bündeln können. Und als ältester Sohn des Königs und eigentlicher Thronfolger war er doch der geborene Führer.«
    Jetzt hielt Harvester es nicht mehr im Sitzen aus.
    »Euer Ehren, Mr. Barberini fehlt die Kompetenz, eine solche Frage zu beantworten, es sei denn, er kann beweisen, daß die Königin ihm die Vollmacht dazu erteilt hat.«
    Der Richter maß Rathbone mit einem strengen Blick. »Sir Oliver, beantragen Sie die Vernehmung von Graf Lansdorff? Sie können Mr. Barberini nicht an seiner Stelle antworten lassen. Wie Sie wissen, würde seine Stellungnahme auf Hörensagen beruhen.«
    »Sehr wohl, Euer Ehren«, antwortete Rathbone ernst. »Mit Ihrem Einverständnis möchte ich Graf Lansdorff aufrufen. Mir wurde zu verstehen gegeben, daß er nur ungern in den Zeugenstand tritt, was ich gut nachvollziehen kann, aber ich denke, nach Mr. Barberinis Aussage hat er keine andere Wahl. Der gute Ruf, vielleicht sogar das Leben einiger Menschen hängen davon ab, daß die Wahrheit ans Licht kommt.«
    Die Enttäuschung war Harvester anzumerken, doch mit einem Einspruch hätte er den Eindruck erweckt, daß Gisela nicht die volle Wahrheit vertragen würde, was zwangsläufig eine Niederlage zur Folge hätte, wenn nicht vor Gericht, so auf alle Fälle in der öffentlichen Meinung. Inzwischen waren die gesetzlichen Aspekte

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