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Die russische Gräfin

Die russische Gräfin

Titel: Die russische Gräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ein Interesse daran haben, zu erfahren, was wirklich geschehen ist, und uns zumindest mit ihrem Namen unterstützen.«
    Er blickte sie niedergeschlagen an. »Beim Beweis, daß ein Mitglied der königlichen Familie von Felzburg einen Mord begangen hat? Das bezweifle ich. So etwas ist ein gräßlicher Schandfleck, egal wie heftig sie Gisela abgelehnt hat.«
    »Ach, Oliver!« Sie beugte sich vor und legte spontan die Finger auf die seinen. »Seit Menschengedenken werden immer wieder Könige von ihren Verwandten ermordet. Keiner, der die Bibel kennt, wird meine These so unglaublich finden!«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht.« Er entspannte sich und nahm sein Glas. »Danke für Ihre aufmunternden Worte, Hester.«
    Nun hob auch sie ihr Glas, und sie stießen mit einem sanften Klirren an. Dabei sah er ihr mit warmem Blick in die Augen.
    Dank einer kurzen Mitteilung von Rathbone erfuhr Hester, daß Monk aus Berkshire zurückgekehrt war. Einen Tag später suchte sie ihn in seiner Wohnung in der Fitzroy Street auf. Ihre Beziehung zueinander war von Anfang an schwierig, oft kritisch und am Rande eines Streits und immer von einer merkwürdigen Mischung aus Zorn und Vertrauen geprägt. Er konnte sie zur Weißglut reizen. Sie ärgerte sich über seine Vorurteile und kannte seine Schwächen. Und doch war sie überzeugt davon, daß er zu gemeinen Lügen und Grausamkeit nicht fähig war und notfalls sein Leben hergeben würde, um feige Verbrechen zu verhindern. Zugleich taten sich in ihm aber auch dunkle Abgründe auf, die Erinnerungslücken, vor denen er mehr Angst hatte als sie.
    Es hatte Augenblicke gegeben – insbesondere einen bestimmten –, in denen sie geglaubt hatte, er liebe sie. Inzwischen war sie sich dessen nicht mehr so sicher, ja, wies diese Vorstellung sogar von sich. Aber ihre Freundschaft war unzerbrechlich und über jeden Zweifel erhaben.
    Heute erfolgte ihr Besuch gerade noch rechtzeitig, denn Monk packte schon wieder für die nächste Reise.
    »Sie können die Jagd doch jetzt nicht abblasen!« rief sie empört. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand sie mitten im Empfangszimmer, das sie selbst entworfen und gegen seinen Widerstand durchgesetzt hatte, um eine behagliche Atmosphäre zu schaffen, in der es seinen Klienten und denen, die es vielleicht werden mochten, leichter fiel, ihm ihre Probleme anzuvertrauen. Es hatte lange gedauert, bis er ihr endlich geglaubt hatte, daß Leute, die sich körperlich unwohl fühlten, kaum die richtigen Worte für schwierige, vielleicht sogar peinliche Details fanden, wenn sie überhaupt wiederkamen.
    Monk stand vor dem Kamin und starrte sie stirnrunzelnd an.
    »Rathbone braucht Sie!« fuhr sie fort. Es ärgerte sie, daß man Monk das extra sagen mußte. »Die Chancen gegen ihn stehen noch viel schlechter, als er ahnt. Er hätte die Finger von diesem Fall lassen sollen, aber jetzt läßt sich das nicht mehr ändern, und es hat keinen Zweck, ihm Vorhaltungen zu machen.«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß Sie es ihm in Ihrer Gouvernantenmanier genau so gesagt haben.« Wie immer ließ er ihre Kritik nicht auf sich sitzen.
    Sie gab nicht nach. »Haben Sie ihm Vorwürfe gemacht?«
    »Ich habe ihm gesagt, daß es schwierig ist…«
    »Und jetzt soll er allein weiterkämpfen?« Hester war so vor den Kopf gestoßen, daß ihr die Worte fehlten. Sie hätte Monk vieles zugetraut, aber daß er Rathbone in einer solchen Krise im Stich lassen würde, das konnte sie nicht fassen. So kannte sie ihn nicht. Das entsprach doch nicht seiner Natur. Er hatte verzweifelt und brillant gekämpft, als sie Hilfe gebraucht hatte, und genauso engagiert hatten Rathbone und sie sich für ihn eingesetzt. Konnte er so schnell vergessen?
    Er wirkte sowohl wütend als auch zufrieden. Um seine Lippen spielte ein fast schon höhnisches Lächeln. »Und was, glauben Sie, sollte ich als nächstes untersuchen?« fragte er sarkastisch.
    »Machen Sie bitte einen Vorschlag.«
    »Nun, Sie könnten noch sehr viel mehr über den politischen Hintergrund herausfinden. Gab es wirklich Pläne für Friedrichs Rückkehr? Glaubte Gisela, er würde ohne sie gehen, oder wußte sie, daß er sie nie verlassen würde? Platte er darauf bestanden, daß man sie als Preis für seine Rückkehr akzeptierte? Wenn ja, was war die Antwort? Wußte Gisela Bescheid? Warum haßt die Königin sie so sehr? Was wußte der Bruder der Königin, Graf Lansdorff?« Sie holte Luft, nur um sogleich fortzufahren. »Wer von all den Leuten, die am

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