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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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diesem Tempo weiter, und du bekommst mächtig Ärger«, sagte Eugen. »Willst du, der Thronfolger, etwa durch den Saal torkeln?« Demonstrativ stellte er sein eigenes Weinglas beiseite und zündete sich stattdessen eine Zigarette an.
    »Lassmich doch trinken! Du glaubst doch auch, dir alles erlauben zu können. Das Königspaar wird jedenfalls gewiss nicht erfreut sein, wenn du dich in Bälde aus dem Staub machst«, fuhr Wily den Freund an.
    »Du willst schon gehen?«, rief Wera entsetzt. »Aber … Es ist nicht einmal zehn Uhr!«
    Eugen zog hektisch an seiner Zigarette. »Noch bin ich ja da, aber das kann sich schnell ändern, wenn mein lieber Cousin mich weiterhin ärgert.«
    Wily! Wütend funkelte Wera den Prinzen an. Wehe, er trieb sein Spiel so weit, dass Eugen davonlief.
    »Bestimmt sucht deine Mutter nach dir, willst du nicht mal zu ihr gehen?«, fragte sie mit Eis in der Stimme.
    »Von wegen, meine Mutter wäre hocherfreut, wenn sie uns hier zusammen sähe«, erwiderte Wily in einem ironischen Ton, mit dem Wera nichts anfangen konnte. Dann wandte er sich wieder an Eugen.
    »Und du brauchst nicht so zu tun, als ob ich es wäre, über den du dich ärgerst!«
    Wera runzelte die Stirn. Was meinte Wily damit? War sie etwa der Stein des Anstoßes?
    »Wo ist denn eigentlich Lutz von Basten?«, fragte sie und wedelte dezent Eugens Zigarettenrauch davon. »Ich kann es kaum erwarten, ihn zu sehen.«
    »Lutz? Was, bitte schön, willst du ausgerechnet von dem?« Wily schaute stirnrunzelnd von Wera zu Eugen. »Sagt mal, ihr beiden – wann ist es eigentlich in Mode gekommen, sich unter seinem Stand zu vergnügen?«
    Wera war mehr als irritiert. Wily benahm sich wie ein streitbarer Gassenjunge und nicht wie ein verdienter Soldat Württembergs! Wie konnte sie ihn bloß loswerden?
    »Du bist nun also hochoffiziell Prinzessin von Württemberg?« Eugens Frage kam so überraschend, dass Wera erschrocken zusammenzuckte.
    »Ich? Äh … Karl und Olly haben mich im Januar adoptiert, ja.« Siespürte, wie ihr Leib unter dem grünen Samt des Kleides von einer Hitzewelle überflutet wurde.
    »Das heißt jedoch nicht, dass Wera damit Anspruch auf den Thron hat, auch wenn ihr gewisse Ehren zustehen«, sagte Wily.
    »Gratulation, nun bist du also Königstochter. Aber wie kam es nach all den Jahren zu dieser Adoption?«, wollte Eugen wissen, ohne Wilys Einwurf zu kommentieren.
    Wera zuckte mit den Schultern. »Olga wollte schon immer eigene Kinder, da hat sie halt mich genommen.« Beim Gedanken an ihre Tante, die nun gleichzeitig ihre Adoptivmutter war, musste Wera lächeln. »Aber ausschlaggebend war gewiss die Tatsache, dass meine Eltern endgültig das Interesse an mir verloren hatten.« Sie sah das Stirnrunzeln der Männer und führte ihre Bemerkung weiter aus. »Erst gab es diese unrühmliche Geschichte mit meinem Bruder Nikolai. Und als hätte das nicht gereicht, hat mein Vater kurz darauf ein Verhältnis mit einer Ballerina begonnen. Sie soll inzwischen schwanger von ihm sein. Meine arme Maman! Vor lauter Kummer über ihr eigenes Unglück war es scheinbar ein Leichtes für sie, mich endgültig abzuschreiben.« Obwohl ihre Worte als amüsante Anekdote hätten daherkommen sollen, schwang mehr als leichte Bitternis in ihnen mit.
    »Eine Affäre mit einer Ballerina! So etwas scheint also recht gewöhnlich zu sein, mein Lieber.« Wily schaute Eugen vielsagend an, dann wandte er sich diensteifrig an Wera.
    »Du musst nämlich wissen, die schlechte Laune unseres Herzogs liegt darin begründet, dass er unglücklich verliebt ist. Und bei der Dame, die ihn nicht erhören möchte, handelt es sich auch um eine Ballerina.«
    »Was für ein Zufall.« Wera lachte schrill auf. Gleichzeitig versuchte sie gegen den stechenden Schmerz anzukämpfen, der ihr von links nach rechts durch die Brust zog. Eugen war in eine Tänzerin verliebt? Das war ja schrecklich! Er sollte sich doch in sie verlieben, so wie sie sich gerade in ihn …
    »In diesem Fall muss ich dich warnen, damit es dir am Ende nicht wie meinem Bruder Nikolai ergeht«, sagte sie. Es war das Erstbeste,was ihr einfiel. »Er hat sich nämlich ebenfalls in eine Tänzerin verliebt. Vielleicht war es auch eine Schauspielerin, ich weiß es nicht genau. Jedenfalls schmiedeten er und diese Fanny Lear im letzten Jahr den Plan, Mutters Diamanten zu stehlen. Die eigene Mutter hintergehen – stellt euch das einmal vor! Aber ihr Plan flog auf, und Nikolai wurde nach Taschkent verbannt. Das kommt

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