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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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einen Nachruf verfasst und werde ihn an alle Redakteure des Landes versenden. Wenn sie nicht in der Lage sind, einen anständigen Nachruf für einen der ehrenvollsten Männer, die das Land Württemberg je gesehen hat, zu verfassen, muss ich das eben tun. Noch heute gehen die Schreiben in die Post.«
    Olly ersparte sich eine Antwort und schaute sich stattdessen in Weras Salon um. Von Woche zu Woche war er mehr zu einer Art Heiligenschrein geworden: Eugens Offiziersmütze hing, flankiert von zwei Kerzenleuchtern, über dem großen Büfett. Urkunden über seine Soldatenzeit prangten goldgerahmt daneben, die Orden, die Eugen für seine Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg erhalten hatte, lagen wie wertvolle Schätze auf einem mit grünem Samt ausgeschlagenen Tablett, das von einer Kerze beleuchtet wurde.
    An der Schmalseite des Tisches, dort, wo einst der Stuhl des Hausherrn gestanden hatte, hing, überlebensgroß, Eugens Porträt. Olly wusste nicht, von welchem Maler Wera es hatte anfertigen lassen. Der Künstler hatte jedoch gute Arbeit geleistet, denn Eugen wirkte darauf so lebensecht, dass es Olly bei jedem Betrachten einen Schrecken einjagte.
    »So geht das nicht weiter«, murmelte sie vor sich hin.
    »Was sagst du?«, erwiderte Wera. »Du hast völlig recht, so geht es wirklich nicht weiter. Ich werde nicht zulassen, dass Eugens Andenken beschmutzt wird. Und das gilt auch für meine liebe Schwiegermutter.«Erneut kramte sie in der Tischschublade. Anklagend hielt sie dann einen Brief in die Höhe.
    »Wenn jemand größtes Verständnis für die Trauer einer Mutter hat, dann bin ich es. Aber was Mathilde hier schreibt, geht zu weit. Die Trauer hat ihr den Verstand vernebelt, sie bildet sich Dinge ein, die es gar nicht gibt, nicht geben kann!«
    Olly hörte schweigend zu, wie Wera Passagen aus dem Brief vorlas. Es ging um eine junge Frau, die anscheinend im Carlsruher Schloss aufgetaucht war, um Mathilde eine Brosche zurückzugeben, die sie einst von Eugen bekommen hatte. Da diese Brosche aus altem Familienbesitz stammte, wollte die junge Frau sie nach Eugens Tod nicht länger behalten.
    »Bella – so heißen Pferde, aber doch keine Dame. Daran siehst du, wie verwirrt die arme Mathilde ist.«
    »Vielleicht handelte es sich um eine alte Bekannte von Eugen, aus der Zeit vor eurer Verlobung«, sagte Olly, die Herzogin Mathilde bei der Beerdigung bei klarem Verstand und einigermaßen gefasst erlebt hatte. Noch eine Geliebte? War es gar die Dame, wegen der das Duell stattgefunden hatte? Der Gedanke, dass Eugen Wera nicht treu gewesen war, machte Olly wütend. Aber dass Eugens Mutter diese Angelegenheit gegenüber Wera überhaupt erwähnte, fand sie dennoch unmöglich.
    »Jetzt fängst du auch so an. Ach, ich habe das Gerede so satt!«, rief Wera. »Schon zu Lebzeiten wollten die Leute meinem Eugen ständig eine Geliebte andichten. Ein attraktiver Mann wie er kann doch gar nicht treu sein – scheinbar war das die feste Überzeugung aller, und sie reicht über seinen Tod hinaus. Ich aber weiß es besser. Eugen mochte die Frauen, aber wirklich geliebt hat er nur mich. Und wer etwas anderes behauptet, wird mich, eine wahre Soldatenbraut, kennenlernen.«
    »Eine wahre Soldatenbraut – das hört sich an, als würdest du mit Säbel bewaffnet in die feindliche Welt ziehen wollen. Übertreibst du nicht ein bisschen? Mathilde hat gewiss nicht im Sinn, Eugens Andenken zu schaden. Und was die Zeitungen angeht – vergiss sie einfach. Die Menschen Württembergs trauern mit dir, das sollte direin Trost sein. Eugens Beerdigung war ein so großartiges Ereignis, dass am Hof noch heute darüber gesprochen wird. König Wilhelms Trauerfeier war jedenfalls keinen Deut aufwendiger.«
    Olly nahm Weras Hände in die ihren und schaute sie eindringlich an. »Eugen hätte nicht gewollt, dass du einen solchen … Heiligenkult um ihn veranstaltest.« Sie machte eine ausladende Handbewegung. »Du solltest dich allmählich wieder um die Lebenden kümmern, sie haben deine Aufmerksamkeit mindestens so sehr verdient wie dein verstorbener Mann.«
    »Du wirfst mir vor, dass ich Eugens Andenken hochhalte? Dass ich mich nicht genügend um die Kinder kümmere? Keine Sorge, den Kleinen geht es bestens. Es steht dir frei, dich mit eigenen Augen davon zu überzeugen.« Wera wies in Richtung Tür, als wollte sie Olly hinauskomplimentieren. Doch so leicht gab diese nicht nach.
    »Die Kinder brauchen mehr als Essen und Trinken und frische Wäsche. Sie

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