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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Stattdessen reichte sie einem äußerst attraktiven Mann die Hand.
    »Iwan! Du …«
    »Das ist Fürst Iwan Bariatinski. Er ist mit uns aus St. Petersburg angereist«, raunte Olgata. »Seine Schwester und Tante Olly waren in Jugendjahren die besten Freundinnen. Unsere Tante scheint mit dem Herrn aber auch recht vertraut zu sein …« Stirnrunzelnd betrachtete sie das Paar, das sich nicht voneinander lösen konnte.
    Werafand es auch etwas seltsam, wie anhänglich sich Olly bei dem Fremden gab. Aber was erlaubte die Schwester sich, ihre liebe Tante so kritisch zu beäugen!
    »Bei uns in Württemberg wird ein sehr herzlicher Umgang miteinander gepflegt, daran wirst du dich gewöhnen müssen«, sagte sie ein wenig von oben herab.
    Bei uns in Württemberg  – hatte sie das wirklich gesagt? Und warum hatte sie solch ein seltsames Déjà-vu-Gefühl angesichts dieser Szene? Während Olly und der russische Fürst leise miteinander flüsterten, schaute Karl, der direkt neben den beiden stand, äußerst düster drein.
    Plötzlich fiel Wera ein, woran diese Szene sie erinnerte: Sie war gerade frisch in Stuttgart angekommen und es gab ein Diner zu ihren Ehren. Als Wilys Freund Eugen den Saal betrat, hatte sie ihn vor lauter Begeisterung ob seiner eleganten, selbstsicheren Erscheinung heftig umarmt. Und Olly hatte der konsternierten Tischgesellschaft damals nonchalant erklärt, dass es sich dabei um eine »sehr herzliche russische Begrüßungszeremonie« handelte.
    Wera lachte aus vollem Herzen, woraufhin Olgata sie verwirrt anschaute.
    »Wera!« Jemand tippte ihr auf die Schultern.
    »Wily! Wie siehst du denn aus, kommst du von einer Bootsfahrt? Ist Eugen etwa auch da?« Als wollte sie ihre Aussage über herzliche Begrüßungen noch untermauern, umarmte sie Wily, der mit stolz geschwellter Brust in einem Matrosenanzug dastand, temperamentvoll. Gleichzeitig hielt sie hinter seinem Rücken Ausschau nach Herzog Eugen.
    »Die beiden Schwestern vereint – war das nun eine gelungene Überraschung oder nicht?« Lächelnd trat Großfürstin Helene, die Großtante der Mädchen, zu der kleinen Gruppe.
    »Ich hatte Sehnsucht nach dir«, gestand Olgata. »Also fragte ich Tante Helene, ob ich mitkommen dürfte. Ich will doch sehen, wie du es getroffen hast …« Lächelnd gab Olgata dem sechzehnjährigen Prinzen Wily die Hand, der die junge russische Schönheit fasziniert anstarrte.
    Werastampfte mit dem Fuß auf. So ging das aber nicht! Kaum war Olgata hier, drängelte sie sich in den Mittelpunkt.
    »Mich wundert, dass du nicht lieber deinen Verlobten in Griechenland besuchst«, sagte sie spitz. »Wo sind eigentlich unsere Eltern? Sind sie –«
    »Bevor du uns mit deinen Fragen löcherst, sage ich es dir gleich«, unterbrach Helene sie. »Deine Eltern sind nicht hier, sie haben andere Verpflichtungen. Deshalb ist Olgata mit mir gereist. Und nein, es gibt keine Pläne, dich mit nach Russland zu nehmen.«
    »Habe ich etwa danach gefragt?«, gab Wera zurück. Was war die Großtante für ein garstiges altes Weib!
    Sie schnappte Wilys Arm und sagte: »Leider habe ich jetzt keine Zeit mehr für euch. Prinz Wily will mir nämlich unbedingt sein Segelboot zeigen, nicht wahr?« Sie zeigte beim Lächeln ihre gebleckten Zähne.
    »Aber es gibt doch bald zu essen und –«, hob Wily an, besann sich dann aber eines Besseren. Er kannte Weras Wutausbrüche nur zu gut und wollte nicht ausgerechnet an diesem Abend für einen solchen verantwortlich sein.
    »Das Boot, ja. Es liegt unten am Steg. Wenn du willst, können wir gleich eine Runde fahren.« Besonders schwer schien es ihm nicht zu fallen, sich Weras Wunsch zu beugen, und voller Stolz fügte er hinzu: »Es ist übrigens ein ziemlich großes Boot, und es gehört mir ganz allein.«
    Wera nickte, als habe sie nichts anderes erwartet.
    »Könnte man damit auch bis nach Russland fahren?«
    »Natürlich!«, rief Wily selbstbewusst.
    Triumphierend schaute Wera ihre Schwester und die alte Tante an. Falls sie je nach Russland zurückwollte, brauchte sie die beiden dazu gewiss nicht.

17. KAPITEL
    I ch konnte nicht anders, damals in Bad Kissingen.« Olly schaute Iwan ernst an.
    Er nickte. »Ich weiß.«
    Schon seit einer Stunde saßen sie zusammen auf dem Holzsteg, von dem kurz zuvor Wera mit Wily in dessen Boot abgelegt hatte. Sowohl Olly als auch Iwan hatten ihre Schuhe und Strümpfe ausgezogen und ließen die Füße im Wasser baumeln.
    »Wir warten auf die Kinder«, würde Olly jedem antworten, der

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