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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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Geschäftsleuten angewiesen.
    Celine packte die markierten Ausdrucke ordentlich sortiert zusammen.
    »Ich glaube, das ist alles, was du brauchst. Auf dem obersten Blatt haben wir die wichtigsten Daten zur Übersicht chronologisch zusammengefaßt.«
    Ich trollte mich nach Hause, das Pochen in meinem Kopf begann wieder. Mir war klar, was Celine jetzt erwartete – eine Entscheidung. Sie hatte mir mehr als geholfen, an die Daten heranzukommen und sie richtig auszuwerten, aber damit war ihr Part zu Ende. Es war meine Klinik, mein toter Verwaltungsdirektor, meine Verantwortung.
    Es erübrigt sich, zu erwähnen, daß ich keinen Schlaf fand. Endlos drehte ich mich im Kreis zwischen der Frage, was mich das alles angeht, solange die Klinik funktioniert, und meiner Überzeugung, daß Mitwisserschaft auch Mitverantwortung bedeutet. Dann wurde ich richtig wütend, als mir die Konferenz von neulich einfiel. Was sollten die Sparappelle in einer Klinik, deren Hauptfunktion in einer gut geschmierten Geldwaschanlage bestand? Waren Bredow und Dohmke dermaßen geldgierig, daß sie auch noch an unseren gestrichenen Überstunden partizipieren wollten?
    Gegen drei Uhr morgens kochte ich mir einen Kräutertee und rechnete, um mich irgendwie zu beschäftigen, die Unterlagen noch einmal durch. Reine Beschäftigungstherapie, schließlich hatten hier eine Mathematikerin und eine Steuerberaterin gearbeitet. Und ich wollte es nicht glauben: Sie hatten zwar richtig gerechnet, aber zuletzt, wahrscheinlich in ihrer Begeisterung, wie schön alles zusammenpaßte, die Zahlen vom Juni dieses Jahres nicht in beiden Dateien verglichen.
    Ich rechnete hin und her, glaubte erst an einen Irrtum, aber es blieb dabei: Seit letzten Dezember war der Kliniketat schön bilanziert, immer größeren Zahlungen an die Servicefirmen standen immer größere Einnahmen von Privatpatienten gegenüber. Doch plötzlich, unmittelbar vor Bredows Tod, klaffte wieder ein Riesenloch in der Bilanz, es fehlten erneut drei Millionen.
    Beinahe hätte ich Celine noch mitten in der Nacht angerufen – endlich gab es ein Motiv für Bredows Selbstmord! War die Geldwaschanlage zusammengebrochen? Oder brach unsere Theorie zusammen? Egal wie, jedenfalls konnte ich die endgültige Entscheidung, wie ich mit meinem Wissen umgehen würde, erst einmal hinausschieben.
    Am Montag fühlte ich mich sicher genug, wieder Auto zu fahren. Immerhin hatte ich inzwischen Dohmke die Akte gebracht und ihn außerdem über Astrid Schreiber und Margret von meiner Harmlosigkeit wissen lassen. Doch noch immer trennten mich vier zerstochene Reifen von ungebremstem Fahrspaß. Also mußte ich früher aufstehen und kam mit zweimal Umsteigen zum Sophie-Charlotte-Platz. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, meinen Golf zu stehlen, nicht einmal Stoßstangen oder Scheinwerfer waren abmontiert. Der Wochenbeginn schien unter einem günstigen Stern zu stehen, voller Optimismus ging ich zur Tankstelle hinüber. Mein Glück hielt an, es war sogar ein Tankwart vor Ort, und der erklärte sich tatsächlich bereit, sich die Sache anzuschauen.
    »Wollen Sie an dem Wagen wirklich noch was machen lassen?«
    Mir hing diese Frage langsam zum Hals heraus.
    »Bis wann können Sie die Reifen hinbekommen?«
    »Sie haben Glück, ich habe passende Reifen da. Kann ich Ihnen bis heute mittag raufziehen. Kommt so auf hundertdreißig Mark pro Stück. Plus Auswuchten und Montage. Und Märchensteuer.«
    Eben noch wollte er mein Auto verschrotten, jetzt wollte er mir ernsthaft für fast siebenhundert Mark neue Reifen verkaufen.
    »Kann man nicht einfach neue Schläuche einziehen ?«
    »Wenn Sie meinen ...«, er kratzte sich mit ölverschmierten Fingern in den Ohren. »Schläuche muß ich aber erst bestellen, kann ein paar Tage dauern.«
    Ich erregte mich nicht über diese versuchte Erpressung, verkniff mir auch eine Bemerkung wie »Mafiamethoden« – vielleicht war ich zur Zeit übersensibel. Noch ein paar Tage öffentlicher Personennahverkehr würden mich nicht umbringen.
    »Gut, Meister, tun Sie das. Bestellen Sie die Schläuche.«
    »Was ist mit den Scheiben?«
    Ich hatte noch genug Folie. Erst mal sehen, ob der Wagen noch bis zum Herbst durchhielt.
    In der Klinik lief alles normal. Ich bekam sogar die Gelegenheit, meine Schulden bei Marlies etwas abzubauen. Sie hatte eine Praxisvertretung und mußte pünktlich weg, ich versprach ihr, am Nachmittag auch auf ihre Laborergebnisse zu warten und gegebenenfalls zu reagieren. Zweimal schlenderte ich

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