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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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weiß ich. Jedenfalls bereitete mir die Aussicht auf unser bevorstehendes Gespräch keine große Freude.
    Ich nahm denselben Weg wie neulich nacht in entgegengesetzter Richtung, als ich Margret zu Dohmkes Villa gefolgt war. Bei dieser kleinen Verfolgungsfahrt waren die Straßen noch voller Sommernachtleben gewesen, ein Hauch von Paris oder Rom hatte über der Stadt gelegen. Jetzt standen die regennassen Tische und Stühle einsam vor den Straßencafés, und Berlin war, passend zu meiner Stimmung, wieder eine ziemlich graue, mehr ost- als westeuropäische Stadt.
    Ich hatte Margret meinen Besuch telefonisch angekündigt und sofort aufgelegt. Sie hatte so keine Gelegenheit gehabt, mir abzusagen, aber genug Zeit, das Haus zu verlassen oder sich Unterstützung zu besorgen. Jedenfalls, sie war da, öffnete mir auf mein Klingeln die Tür und ließ mich hinein. Und ich gelangte immerhin bis in ihr Wohnzimmer, ohne eins auf die Rübe zu bekommen. Sie bot mir einen Sessel an, sonst nichts.
    »Was verschafft mir die Freude, Felix?«
    Sie gab nicht vor, sich besonders zu freuen.
    »Ich bin hier, weil ich es satt habe, weiter als der letzte Trottel durch die Gegend zu laufen. Ich renne mit verbundenen Augen herum, und ihr spielt blinde Kuh mit mir.«
    »Wie wär's mit blinder Ochse? Oder der Plumpsack geht um? Entschuldige mich einen Moment.«
    Margrets Verschwinden im Badezimmer gab mir Gelegenheit, kurz Küche und Schlafzimmer auf eventuelle weitere Gäste zu inspizieren. Keine Spur von russisch-ukrainischen Hilfskräften. Margret kam zurück.
    »Und nun willst du nicht mehr blinde Kuh spielen?«
    »Richtig. Nicht blinde Kuh, nicht blinder Ochse, nicht blinder Plumpsack. Ich will in Ruhe meine Arbeit als Klinikdoktor machen. Ich will in eine Wohnung nach Hause kommen, die nicht aufgebrochen und zerwühlt ist. Ich will keine Ratten im Auto und keine zerschnittenen Reifen. Ich will nicht unter mein Bett gucken, ob da jemand mit einem Totschläger liegt. Ich möchte, daß du deinen Freunden das sagst. Daß sie nichts von mir zu befürchten haben. Daß meine private Nachforschungsaktion beendet ist.«
    Margret schaute mich an. Fast, als wäre sie enttäuscht.
    »Warum glaubst du, daß das Freunde von mir sind?«
    »Weil ich beim Handelsregister war, Margret. Und weil dort steht, daß du seit dem Tag der Beerdigung deines Freundes Bredow eingetragene Teilhaberin an ihren Firmen bist.«
    Margret traten Tränen in die Augen. Unter dem Polster ihrer Couch kramte sie ein Taschentuch hervor.
    »Was willst du, Felix? Soll ich immer nur Verliererin sein? Mit Männern wie dir, die sich schon nach der ersten Nacht überlegen, wie sie wieder aus der Sache herauskommen? Du denkst vielleicht, du bist etwas Besonderes. Fünfundneunzig Prozent aller Männer sind vollzeitbeschäftigt mit ihren Bindungsängsten oder suchen eine neue Mutti mit einer Brust zum Ausweinen. Knut war anders. Er liebte mich, und ich liebte ihn, ganz einfach. Wir wollten heiraten. Plötzlich ist er tot. Eine Frau, mit der er schon seit Jahren nicht mehr geschlafen hatte und von der er sich trennen wollte, ist Alleinerbin. Und ich stehe bei der Beerdigung in der letzten Reihe. Findest du das gerecht?«
    Hatte ich wirklich schon nach der ersten Nacht mit Margret überlegt, wie ich da wieder herauskomme? Immerhin waren wir fast ein ganzes Jahr zusammen gewesen.
    »Also bist du zu Dohmke gegangen und hast deinen gerechten Anteil am Erbe verlangt.«
    »Bin ich nicht, mein Lieber. Ob du es glaubst oder nicht, er ist zu mir gekommen. Nur zwei Tage nach Knuts Tod. Und er hat mir Knuts Firmenanteile als Erbe angeboten.«
    »Und als kleine Draufgabe noch einen Golf Cabrio.«
    Margret tupfte sich die Tränen aus den Augen.
    »Was ist daran so furchtbar? Er meinte, die Anteile stünden mir zu. Und ich meine, er hat recht. Wer hat sich denn sonst um mich gekümmert nach Knuts Tod?«
    Ich erinnerte meine alte Freundin nicht daran, daß ich sie nach der Beerdigung nach Hause gefahren und versucht hatte, sie zu trösten. Immerhin hatte ich ihr keine Firmenanteile und kein Auto zur Beerdigung geschenkt. Ein technisches Problem war mir noch unklar – wie hatten sie Bredows Witwe vom Erbe der Firmenanteile ausschließen können?
    »Ganz einfach«, antwortete Margret. »Laut Gesellschaftsvertrag werden Firmenanteile nicht vererbt, sondern fallen an die Gesellschaft zurück.«
    Also muß beim Tod eines Gesellschafters die Firmenstruktur nicht offengelegt werden, eine schlaue Konstruktion. Bei

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