Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
sehr gute Leute sehr gut. Besonders Leute, die hier mit vollem Einsatz dabei sind, mit Haut und Haaren. Da können Sie sicher sein, Dr. Hoffmann, da wird sich einiges ändern. Wer es verdient, soll gut verdienen, sehr gut verdienen.«
Sein Piepser meldete sich. Dohmke ging zum nächsten Telefon, machte ein bedeutendes Gesicht und verschwand. Als ordentlicher Mensch räumte ich seinen halbleeren Salatteller mit ab.
Was er gerade von sich gegeben hatte, war im Prinzip vernünftig. Sicher könnte die Klinik ohne Nachteile für die Patienten eine Menge Geld einsparen. Verstanden aber hatte ich, daß es klug von mir gewesen sei, meine Detektivspielchen einzustellen, und daß meine Diskretion honoriert würde.
Mein Kliniktag endete mit einer Überraschung. Die Tankstelle rief an, ich könne meinen Wagen abholen, die Sache mit den Schläuchen hätte schneller geklappt als erwartet.
Als ich nach Hause kam, schaute ich mich in meiner Wohnung um. Ich mußte Dohmke recht geben – eine kleine Gehaltsaufbesserung würde auch meiner Wohnung guttun.
21
Mit meinen Schöner-Wohnen-Überlegungen war der Tag noch nicht vorbei – ich habe allerdings vergessen, was ich eigentlich vorgehabt hatte oder womit ich gerade beschäftigt war, als das Telefon klingelte.
»Es ist etwas Schlimmes passiert. Kannst ... du bitte gleich ... kommen?«
Ich erkannte Margrets Stimme, aber sie klang sehr fremd. Sie war von einer fast körperlich spürbaren Dringlichkeit, aber mit einem Unterton, daß eigentlich alles egal wäre. Ich fuhr sofort zu ihr.
Margret öffnete mir. Sie trug, was man eben am Abend allein zu Hause so anhat. Ihre Haare waren nicht frisch frisiert, aber auch nicht unordentlich. Nur ihre Augen wirkten größer als sonst, als würde sie eigentlich eine starke Brille tragen.
»Danke, Felix. Komm rein.«
Ich folgte ihr ins Wohnzimmer. Sie hatte einen Gast. Auf ihrer Couch saß unser gemeinsamer Freund Professor Dohmke, der mir erst heute mittag eine Gehaltsaufbesserung in Aussicht gestellt hatte. Er stand nicht auf, um mich zu begrüßen. Tatsächlich nahm er überhaupt keine Notiz von mir. Mit leicht nach vorne gebeugtem Oberkörper schien er seine Schuhe zu studieren. Es dauerte einen Moment, bis ich die zwei kleinen Löcher erkannte, die, umgeben von einem nicht sehr auffälligen Blutrand, das Muster seines Hemdes unterbrachen.
»Gibt dir keine Mühe, Felix. Er ist tot.«
Ich tastete nach seiner Halsschlagader und sah ihm in die Augen. Sie hatte recht. Allenfalls unser tüchtiger Dr. Vogel hätte eine Wiederbelebung versucht.
»Ein Unfall?«
»Nein, kein Unfall. Ich habe das Schwein erschossen.«
Margret sah nicht viel besser aus als der tote Dohmke. Und ihre Stimme klang wie tibetanischer Singsang, ohne jede Modulation. Da für Dohmke nichts mehr getan werden konnte, ging ich in die Küche, Pfefferminztee suchen. Wirkt bei jedem Problem, hat meine Mutter immer gemeint.
Was sollte ich sagen? Sicher hatte sie recht, daß Dohmke ein Schwein war. Und klar auch, daß wir das Problem Oberbevölkerung nicht hätten, wäre der Abschuß aller Menschschweine erlaubt. Aber wer garantierte mir, daß dann nicht auch ich zum Abschuß freigegeben wäre?
Ich war etwas ratlos. Sollte ich die Polizei anrufen? Oder erst einmal einen Rechtsanwalt, zum Beispiel meinen Freund Burghard? Oder hatte Margret mich geholt, damit ich ihr helfe, die Leiche verschwinden zu lassen?
Inzwischen kochte das Wasser, und ich hatte die Beutel mit dem Pfefferminztee gefunden. Ich goß für uns beide auf. Zur Sicherheit je zwei Beutel.
Margret saß auf dem Sessel gegenüber Dohmke und starrte an die Zimmerdecke.
»Wirklich, Felix, er hat es verdient. Er hat meinen Geliebten umgebracht.«
»Vorsicht, heiß!«, ich gab ihr die eine Tasse und setzte mich zu ihr. »Ich glaube nicht, daß Dohmke allein deinen Geliebten in den Tod getrieben hat. Bredow hat sich doch selbst ganz schön in die Ecke manövriert, mal abgesehen von euren Blutkonserven aus der Ukraine. Du weißt, er hat illegal mit Klinikgeldern spekuliert und einen Haufen Schulden dabei gemacht, und schließlich hat er die Klinik an die Russen-Mafia verkauft, als Geldwaschanlage. Das waren vielleicht ein paar mehr Bälle, als er gleichzeitig in der Luft halten konnte.«
Margret nippte abwesend an ihrem Pfefferminztee, wahrscheinlich hätte ich ihr genausogut Altöl in die Tasse geben können.
»Du hast alles rausbekommen, nicht wahr?«
»Das weiß ich nicht, aber immerhin, daß es nicht nur um
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