Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
genießen und sich über die beste Anlagemöglichkeit für drei Millionen zu unterhalten, saß sie mit mir und dem erschossenen Dohmke in ihrer noch lange nicht abbezahlten Eigentumswohnung.
»Als Dohmke, Boris und seine Gorillas hier neulich auftauchten, haben sie nicht nur nach dir gefragt, sondern wollten auch das Konto in Zürich aus mir herausprügeln. War aber zwecklos – ich weiß die Bank, aber den Zugangscode kenne ich selbst nicht.«
Wieder schwiegen wir uns an, bis Margret fragte: »Weißt du, was das schlimmste ist? Ich habe schuld an allem.«
»Was redest du, Margret?«
»Es ist so. Ich war es, die Boris mit seinem Blut überhaupt erst in die Klinik gelassen hat.«
»Du hattest ein Sommerloch ohne Blutkonserven. Das hast du mir selbst erzählt.«
»Das gibt es aber fast jeden Sommer. Erst durch mich hat Knut erfahren, wieviel billiger diese Konserven sind. Der Kliniketat! Mein Gott, war der wichtig! Hätte Knut doch wenigstens auf eigene Rechnung gearbeitet! Ich habe diesen Leuten den Schlüssel für die Klinik in die Hand gegeben.«
Ich sah das anders. Erst durch Bredows Pleite mit den Optionsscheinen war die Tür zur Klinik offen wie ein Scheunentor. Margret hörte mir kaum zu, sie wollte noch den Rest der Geschichte loswerden.
Dohmke hatte ihr alles erzählt, offenbar, um seine Macht und sein Geschick zu demonstrieren. Tatsächlich hatte er nach meinem vorlauten Bericht über Mischa in jener Morgenkonferenz die Aufdeckung des Blutgeschäftes gefürchtet und mit sanftem Druck und dem USA-Ticket bei Schreiber für einen neuen Totenschein gesorgt und die Sektion verhindert.
Richtig ernst war es geworden, als Bredow unsere Manipulationen an seinem Computer bemerkt hatte und Dohmke bezichtigte. Der erkannte sofort die Gefahr. Als ich dann überall nach der Akte von Mischa fragte und er von meinen Besuchen in der Pension Elvira und bei CareClean erfuhr, kannte er auch seinen Mann. Nur brachten ihm weder der Einbruch seiner Gorillas bei mir noch seine Kundschafter Margret und Astrid Sicherheit, wieviel ich wußte oder welche Beweise ich hatte.
Also wollte er mich mit der Blutspur beschäftigen, um mich von der Entdeckung der ungleich wichtigeren Geldwäsche abzuhalten. Er nahm an, daß ich wegen Margret die Blutgeschichte nicht an die große Glocke hängen würde. Natürlich gingen auch die »100 ml« Kalium pro Stunde auf Dohmkes Konto. Der Zwischenfall sollte mich warnen, unter Druck setzen und als Arzt diskreditieren. Zur Sicherheit hatten sie noch mit dem Virus in Bredows Computer und dem Brand in der Allee der Kosmonauten alle Unterlagen verschwinden lassen. Dohmkes Rechnung wäre wahrscheinlich aufgegangen – hätte er nicht auch gegen Celine antreten müssen.
Nun war er tot. Professor Dohmke war Opfer seines Netzes aus Täuschung und Erpressung geworden. Und schließlich auch Mord. Celine hatte wieder recht behalten: Es gibt immer nur zwei Motive, Geld und Liebe.
»Woher hast du überhaupt die Pistole?«
»Von Boris – habe ich dir doch neulich erzählt. Nach Knuts Beerdigung.«
Stimmt, hatte sie mir erzählt. Sie sollte den guten Boris damit über den Haufen schießen, falls er sie jemals wieder schlagen würde. Was würde der nun dazu sagen, daß es seinen Partner erwischt hatte?
»Wie soll es jetzt weitergehen, Margret? Wie kann ich dir helfen?«
Margret starrte auf den toten Dohmke. Sie sprach so leise, daß ich sie kaum verstand.
»Mach dir um mich keine Sorgen, Felix. Ich bin mit mir selbst im reinen. Es ist mir vollkommen klar, was ich getan habe, und es war richtig. Ich wollte dir nur alles erzählen«, sie erhob sich. »Entschuldige mich, mir wird schlecht.«
Sie verschwand im Badezimmer. Ich überlegte noch, ob ich ihr einen weiteren Pfefferminztee machen sollte, da wurde mir bewußt, was für ein verdammter Idiot ich war. Ich stürzte zum Badezimmer – zu spät. In diesem Moment krachte schon der Schuß.
Ich glaube, es dauerte nicht sehr lange, bis die Polizei erschien. Aber lange genug, um zu dem Schluß zu kommen, daß ich ein noch größerer Trottel bin, als ich mir insgeheim manchmal eingestehe. Man braucht nicht Arzt zu sein, um sich vorzustellen, wie psychisch instabil jemand sein muß, der eben gerade einen anderen Menschen umgebracht hat.
So viel Blödheit gehört verboten! Ich hätte als erstes die Pistole an mich nehmen müssen. Und selbst mein AIP-Freund Harald hätte Margret in dieser Verfassung nicht einfach alleine ins Bad gehen lassen! Ich stand noch
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