Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
unter Schock, als ich der Polizei die Tür aufmachte.
Es waren zwei normale Streifenpolizisten, zum Glück nicht meine Freunde vom Einbruch. Die beiden waren ruhig und konzentriert und machten einen ganz professionellen Eindruck. Erst sahen sie nur Dohmke, aber ich konnte ihnen den Anblick von Margret nicht ersparen. Es hatte sich auch zu ihr herumgesprochen, daß direkt vom Mund in Richtung Hirn der sicherste Schußwinkel ist.
Sie fragten mich, ob ich etwas verändert hätte. Hatte ich. Ich hatte in die Badewanne gekotzt. Sie nickten verständnisvoll und legten mir Handschellen an. Das sei Routine, meinten sie. Dann schwiegen wir uns an, bis die Kripo eintraf.
Es kam ein Pärchen, eine Frau Kommissar und ihr Azubi, schien mir. Nach und nach ging die Party dann richtig los, Polizeiarzt, Spurensicherung, ein Hauptkommissar Müller. Es wurde fotografiert, nach Fingerabdrücken gepinselt und mit einem Staubsauger nach Flusen gesucht. Sie nahmen meine Fingerabdrücke und untersuchten meine Hände auf Schmauchspuren.
Ich durfte meine Geschichte ein paarmal erzählen und schilderte, wie ich den Abend erlebt hatte. Es war nicht zu erkennen, ob sie mir glaubten. Immerhin nahmen sie mir die Handschellen ab, nachdem sie mich durch den BKA-Computer gejagt hatten.
Hauptkommissar Müller kam bald auf den kritischen Punkt: das Tatmotiv. Aber ich hatte inzwischen Zeit gehabt, mir die Antwort zu überlegen, und ließ Mafia, Geldwaschanlage und vorgetäuschten Selbstmord unerwähnt. Später könnte ich immer noch auf posttraumatischen Schock plädieren.
»Es hat wahrscheinlich mit dem Selbstmord unseres Verwaltungsdirektors Dr. Bredow angefangen, vor drei Wochen. Er und die Tote waren seit einiger Zeit ein Paar, eine ziemlich feste Beziehung. In der Klinik glauben wir, daß Dr. Bredow dem Streß seiner Aufgaben nicht mehr gewachsen war. Als Verwaltungsdirektor arbeitete Dr. Bredow eng mit dem ärztlichen Direktor zusammen, das war Professor Dohmke. Und Dohmke hat sicher erheblichen Druck auf Bredow ausgeübt, Sie kennen die aktuelle Finanzsituation im Gesundheitswesen. Margret war überzeugt, daß Dohmke letztlich mit diesem Druck ihren Geliebten in den Tod getrieben hat.«
»Hat sie Ihnen das gesagt?«
»Es war jedenfalls klar, daß sie Dohmke für den Tod von Dr. Bredow verantwortlich machte.«
»Hatte Frau Steinmayer eventuell noch andere Motive?«
»Sie hat zumindest angedeutet, Dohmke habe ihr nach Bredows Tod nachgestellt.«
Was ja nicht ganz falsch war, wenn auch in etwas anderem Sinn.
Hauptkommissar Müller machte sich keine Notizen. Dazu hatte er wohl Frau Kommissar und ihren Azubi.
»In welcher Beziehung standen Sie zu Frau Steinmayer?«
Die Frage hatte ich erwartet. Außerdem war anzunehmen, daß sie sich in der Klinik umhören würden.
»Wir waren befreundet.«
»Sehr eng befreundet, Dr. Hoffmann ?«
»Wir hatten einmal eine engere Beziehung, vor etwa zwei Jahren. Nicht sehr lange. Seitdem sind wir Freunde.«
»Wer hat diese Beziehung damals beendet?«
Was stellte Hauptkommissar Müller sich vor? Daß ich, rasend vor Eifersucht, erst Margrets neuen Geliebten Dr. Bredow, dann Professor Dohmke und, nachdem Margret mir für diese Liebesbeweise nicht dankbar gewesen war, auch noch sie umgenietet hatte?
»Eigentlich hat niemand die Beziehung beendet. Sie ist irgendwie ausgelaufen, hatte sich überholt.
Hier saßen wir, inmitten von zwei Leichen, und trotzdem antwortete mein Stolz! Hatte Hauptkommissar Müller mir das abgekauft? Er ritt jedenfalls nicht weiter auf dem Punkt herum. Seine nächste Frage traf mich unvorbereitet.
»Wissen Sie, woher Frau Steinmayer die Waffe hatte?«
Zur Sicherheit entschied ich mich für ein klares Nein. Ich glaube, das Timing stimmte. Die Antwort kam nicht zu schnell und nicht zu langsam.
»Wußten Sie überhaupt, daß Frau Steinmayer eine Waffe besaß?«
»Nein.«
Jetzt erschienen die Herren mit den verschließbaren Metallwannen und nahmen Dohmke und Margret mit. Ein Anblick, der mir die Endgültigkeit dessen, was geschehen war, erst richtig bewußtmachte. Ich begann unkontrolliert zu zittern. Hauptkommissar Müller verzichtete auf den Satz, daß ich die Stadt nicht verlassen darf. Vielleicht gibt's den nur im Film. Immerhin sagte er, ich möchte mich weiter zur Verfügung halten und morgen meine Aussage zu Protokoll geben und unterschreiben. Frau Kommissar und ihr Azubi sollten mich nach Hause fahren. Eine menschliche Geste, dachte ich.
War es aber nicht. Als sie mich
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