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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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in meiner Wohnung ablieferten, fragten sie höflich, ob sie meine Kleidung zur Untersuchung haben dürften. Ja, auch die Unterwäsche. Frau Kommissar blieb draußen, aber der Azubi paßte auf, daß ich ihm auch die richtigen Klamotten in seine Plastiktüte steckte. Hatte ich mir heute morgen frische Unterhosen angezogen?
    Frau Kommissar hatte sich sicher inzwischen bei mir umgesehen. Aber Bredows Computerauszüge waren bei Celine und die Kopie von Mischas Akte auf der Intensivstation.
    Insgesamt hatte ich noch dreimal das Vergnügen mit Hauptkommissar Müller. Ob zu seinem Bedauern oder nicht, als möglichen Täter mußte er mich bald streichen. Schmauchspuren fanden sich massenweise an Margrets Händen, nicht an meinen, ebenso verhielt es sich mit den Fingerabdrücken auf der Pistole. Das einzige, was sie an meiner Kleidung gefunden hatten, war meine Kotze.
    Frau Kommissar und ihr Azubi trieben sich ein paarmal in der Klinik herum und bekamen bestätigt, daß Margret nach Bredows Tod in eine tiefe Depression gerutscht war. Meine Andeutungen über Dohmkes Bemühungen um Margrets Zuneigung sahen sie erhärtet, als sie bei Dohmke die Papiere für das Golf-Cabrio fanden, das er gekauft und auf Margrets Namen zugelassen hatte.
    Trotzdem, Hauptkommissar Müller schien mir nicht ganz glücklich mit den Ergebnissen zu sein, insbesondere hinsichtlich der Motive. Aber er fand keinen konkreten Ansatzpunkt. Für die Akten hatte er einen relativ runden Fall, die alte Dreiecksgeschichte mit tödlichem Ausgang für alle Beteiligten. Überzeugt oder nicht – wichtig war, daß die Akte mit einem halbwegs glaubhaften Tathergang abgeschlossen werden konnte.
    Sie hatten sicher noch genug Fälle aufzuklären und waren dankbar für die zwei Striche in der Rubrik »aufgeklärt«, wichtig für die Statistik. Warum soll es bei der Polizei anders laufen als in der Klinik, wo wir auch Patienten als gesund entlassen, ohne daß wir zu einer befriedigenden Diagnose gekommen waren. Ich stellte mir den Abschlußbericht von Hauptkommissar Müller zu den Todesfällen Dohmke/Steinmayer ähnlich wie meine Arztbriefe in solchen Fällen vor: Er stimmte nicht, war aber in sich logisch und überzeugend.
    Ich fürchtete nicht wirklich, daß man mir die Toten anhängen würde. Mein Problem war, mit meiner Schuld fertig zu werden, und die Frage, was aus meiner Klinik werden würde.
    In der Nacht nach dem Tod von Margret und Dohmke hatte ich mich zu Celine geflüchtet, unmittelbar nachdem Frau Kommissar und ihr Azubi mit meinen Klamotten abgezogen waren.
    Celine, die nicht zu übertriebener Dramatik neigt, empfing mich mit zutiefst erschrecktem Gesichtsausdruck.
    »Um Gottes willen! Was ist passiert?«
    Ich erzählte ihr den gesamten Abend bei Margret, lange und ausführlich, inklusive meiner wenig imposanten Rolle.
    »Felix, du hast Margret nicht die Pistole gegeben, und abgedrückt hast du erst recht nicht. Hättest du ihr die Pistole abgenommen, hätte sie sich eben aus dem Fester gestürzt oder vor einen Zug.«
    Das war nett gemeint, und ich wollte es auch hören. Aber es stimmte nicht. Meine Folge von Ursache und Wirkung sah anders aus: Mit meinen Nachforschungen zu Mischas Tod und der Blutkonserve, ganz bestimmt aber mit unserem ersten Einbruch in seinem Büro, hatte ich bei Bredow eine Drei-Millionen-Panik ausgelöst, die schließlich zu seiner Ermordung führte. Mein Opfer Nummer eins. Und mein Bericht über Bredows Leiche mit den Händen in den Hosentaschen hatte Margret dazu gebracht, Dohmke zu erschießen. Opfer Nummer zwei. Und mit beidem zusammen hatte ich ihren Selbstmord ausgelöst, mein Opfer Nummer drei.
    Wie gesagt, Hauptkommissar Müller hatte in der folgenden Woche noch ein paar Fragen an mich. Immer wieder stand ich vor der Frage, ob ich ihm mehr erzählen und den Verbrechern mit Bredows Computerausdrucken das Handwerk legen sollte. Doch mir gefielen die Konsequenzen nicht: Zum einen würde mein weiteres Leben wahrscheinlich von einem Zeugenschutzprogramm abhängen, keine beruhigende Perspektive nach allem, was man in entsprechenden amerikanischen Krimis liest. Konsequenz Nummer zwei wäre mit Sicherheit die Schließung der »Mafia-Klinik«, wir würden gar nicht erst auf die berüchtigte Schließungsliste kommen. Der Senat von Berlin wäre hoch erfreut über eine so einfache Lösung. Und ich wäre schuld am Verlust von über fünfhundert Arbeitsplätzen! Wer gab mir das Recht, über das Leben von fünfhundert Leuten zu entscheiden?
    Ich

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