Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
war nicht sehr glücklich in diesen Tagen.
Den Anruf, der mich kurz nach Müllers Nachricht erreichte, daß der Fall abgeschlossen sei, hatte ich erwartet. Nach meinem letzten Besuch im Handelsregister erstaunte mich die Person des Anrufers nicht, sein Name war dort als Gründungsmitglied jener ehrenwerten Firma aufgeführt: Professor Dr. Kindel, von mir verehrter Chefarzt der Kardiologie, jetzt nach eigener Aussage Hobbyfotograf und eifriger Hörer des Polizeifunks. Ich hatte niemandem davon erzählt.
Wir müßten uns, sagte er, dringend treffen. Er hätte etwas Wichtiges mit mir zu besprechen. Unser Treffen fand in der Lebensmittelabteilung des KaDeWe statt, wo ich fürs nächste Wochenende die Zutaten für den ersten Versuch mit meinem Wouk zusammensuchen wollte. Ich bin kein Fan der Lebensmittelabteilung im KaDeWe, aber ich war nun auch kein Fan mehr von Kindel.
Das Gespräch war kurz und verlief erwartungsgemäß. Kindel sagte, daß er und Dohmke mich in den letzten Wochen sehr genau beobachtet hätten. Und daß er verstehen könne, daß mir einige Abläufe in der Klinik wahrscheinlich nicht ganz geheuer gewesen seien. Er könne mir aber garantieren, dies alles geschehe nur, um das Überleben der Klinik und unsere Arbeitsplätze zu sichern.
»Ich bin hoch erfreut, daß Sie meine Ermahnung neulich, immer an das Wohl der Klinik zu denken, beherzigt haben. Leicht hätten Sie mit einer unbedachten Aussage die Untersuchungen der Polizei in die falsche Richtung lenken können.«
Das hat er tatsächlich gesagt: »in die falsche Richtung lenken«, welche Chuzpe! Ich glaube, er rückte, als ich endlich die Dose mit der Kokosmilch gefunden hatte, mit seinem Angebot heraus: Beteiligung an der Firma »General Services«, deren Höhe noch abzusprechen sei.
Ich blieb erstaunlich cool: »Das muß ich mir überlegen.«
»In Ordnung, Dr. Hoffmann, aber überlegen Sie nicht zu lange. Ich hätte Sie sehr gern bei uns ihm Boot. Aber es gibt auch Anteilseigner, die Ihnen weniger gewogen sind.«
Ich versprach, mich bald zu melden, und konnte mir vorstellen, wie sich die anderen Anteilseigner meine weitere Behandlung vorstellten.
»Eine Frage noch, Herr Kindel. Was haben Sie eigentlich neulich bei CareClean gemacht?«
»Fotos für die Versicherung. Jemand muß schließlich für unseren Schaden aufkommen«, antwortete er, lüftete auf altmodische Art seinen Pepitahut und verschwand.
Die Unverschämtheit und Geldgier dieser Leute war tatsächlich unglaublich – bei ihnen wurde auch noch das selbstgelegte Feuer zu einem Versicherungsschaden! Aus meinem Zorn wurde veritable Wut. Was dachten diese Leute sich eigentlich? Einfach alles und jeden kaufen? Darüber vergaß ich die Kokosmilch an der Kasse.
Im Parkhaus des KaDeWe begann ich mich dafür zu interessieren, wie hoch diese Leute wohl meinen Preis einschätzten. Und wie hoch wäre der Preis, für den ich tatsächlich zu haben wäre? Sicher, ich würde einer alten Dame nicht ihren heruntergefallenen Fünfzigmarkschein klauen, aber was wäre mit zum Beispiel einer Million steuerfrei auf den Cayman Islands? Diese Million lungerte vermutlich sowieso nur auf irgendeinem Konto herum. Warum dann nicht auf meinem Konto?
Als ich mein Auto startete, stellte ich mir vor, daß ich dann auch Mitglied in diesem ehrenwerten Verein sein würde. Dazu hatte ich wenig Lust, und vollends keine, als ich mich an Bredow im Fensterrahmen erinnerte.
Ich mußte mich wieder einmal entscheiden und stand mit meinem Problem ziemlich alleine da. Mit Sicherheit wollte ich in diese Entscheidung Celine nicht mit hineinziehen.
Letztlich fiel die Wahl gar nicht so schwer, ging es jetzt doch in der Hauptsache um mich. Schon an der Gedächtniskirche beschloß ich, gleich morgen mit Hauptkommissar Müller zu sprechen. Ich war auch ohne eine Million auf den Cayman Islands ganz zufrieden mit meinem Leben.
Allerdings rief ich Hauptkommissar Müller dann doch nicht an. Statt dessen Professor Kindel, der mich zu meiner Entscheidung beglückwünschte. Gleich danach machte ich einen Termin mit Beate aus, ich brauchte jetzt eine tüchtige Steuerberaterin. Schließlich würde ich Gesellschafter der Firma »General Services« werden.
22
Die Gesellschafterversammlung der Firma General Services fand in den renovierten Räumen der Firma CareClean statt. Neue Möbel, neue Fenster, neue Computer. Trotzdem hatte sich noch ein leichter Brandgeruch im Haus gehalten. Ich traf als letzter ein.
Die Firma hatte zur Zeit fünf
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