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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Laubwerk von dem Vodrun entfernt worden war …
    Catriona schüttelte lächelnd den Kopf und trank einen Schluck Tee, der inzwischen ein wenig abgekühlt war. Mit
geschlossenen Augen spürte sie der Wärme nach, die sich in ihr ausbreitete, sie beruhigte und entspannte. Sie trank erneut, räusperte sich und lehnte sich gähnend noch weiter zurück. Auf einmal fiel es ihr leicht, die Augen geschlossen zu halten und tiefer zu atmen, während ihr die Glieder schwer wurden und ihre Gedanken unbeschwert umherschweiften.
    Das erste Traumbild zeigte das, was sie in Händen hielt: ein Datenpad, ein hochfunktionales Modell mit zerschrammtem Metallgehäuse und abgegriffenen Tasten. Sie drehte es um, untersuchte es und erkannte, dass es das Gerät war, das sie in ihrer Zeit als Getunte benutzt hatte. Als sie den Blick hob, stellte sie fest, dass sie sich in dem kleinen, beengten Zimmer befand, das sie im Zhilinsky-Haus bewohnt hatte. Und da waren auch das Bett, der Schreibtisch, das Regal und die ständig geschlossenen Fensterläden, doch alles war blass, konturlos und körnig. Sie war sich bewusst, dass sie träumte, dass sie sich immer noch im Vodrun aufhielt, während sie gleichzeitig in der Zimmertür stand und den menschenleeren Korridor entlangblickte. Aus den Augenwinkeln sah sie sich in einem quadratischen Spiegel mit Holzrahmen gespiegelt - dunkles, zu einem Knoten gebundenes Haar, graue, unscheinbare Uniform, das nervöse Gesicht einer Zwölf- oder Dreizehnjährigen.
    Mit dem Datenpad in der Hand ging Catriona los, ihre Absätze klackerten auf dem Holzboden. Das Zhilinsky-Haus wirkte verlassen, und als ihr eine Idee kam, lächelte sie. Das ist mein Traum, dann will ich doch mal einen Blick ins Büro des Direktors werfen und mir meine Akte anschauen! Sie stieg die Haupttreppe hoch zum ersten Stock und hatte die Mitte der Südgalerie erreicht, von der aus man den Speisesaal der älteren Semester überblickte, als
auf der gegenüberliegenden Galerie eine Tür aufging und Julia Bryce hindurchtrat. In dieser Umgebung der weichen Grautöne und des tiefen Schwarz war Julia mit ihrem rosigen Teint, ihrem kastanienbraunen Haar, ihrer himmelblauen Uniform und den glänzenden braunen Schuhen ein auffälliger Farbklecks. Als sie Catriona bemerkte, weiteten sich ihre Augen, und sie stürzte ans Geländer.
    »Catriona! - Ich muss mit dir sprechen …«
    Catriona aber wollte das nicht und eilte zur Tür am Ende der Galerie. Dann stürmte sie die Feuertreppe zur nächsten Etage hoch und trat durch den Durchgang ins Nebengebäude. Während ihrer Flucht tauchten weitere Studenten auf, spähten hinter Schränken hervor, saßen in Ecken herum oder wichen in Durchgänge zurück, als sie an ihnen vorbeikam.
    »Komm her, Catriona! Komm zu mir!«
    Sie keuchte. Sie stand auf dem Balkon der kleinen Sporthalle, und Julia schaute von der Mitte des Raums zu ihr hoch.
    »Ich brauche dich, Catriona!«
    Sie rannte weiter.
    Durch den Nebeneingang des Anbaus hindurch, hinunter in den Garten, vorbei an Brollibeer-Bäumen und wieder hinein ins Hauptgebäude. Ein Fenstergang führte an der Mensa der Erstsemester vorbei, ein paar waren auch anwesend, ebenso grau wie die Umgebung und die Speisen auf ihren Tellern. Dann eilte ein Junge die Treppe in der Mitte der Mensa herunter und trat vor das Fenster, hinter dem Catriona stand. Wie Julia war auch er normal gefärbt - rotes Haar, blaues Hemd und Shorts, und sein Grinsen kannte sie, wenngleich er nie hier gewesen war, und zwar weil er ein Normalmensch war. Sie schätzte ihn auf fünfzehn, doch es war eindeutig Greg.

    »Das ist mein Traum«, sagte sie. »Du und Julia, was macht ihr hier? Ich weiß, dass ich träume, also sollte ich den Traum auch in die gewünschte Richtung steuern können …«
    »Das wäre dann der Fall, wenn dies ein Traum wäre«, erwiderte der junge Greg. »Cat, du musst mit ihr sprechen.«
    »Mit der Julia in meinem Kopf? Das wäre doch reine Zeitverschwendung.«
    Greg lächelte. »Sie ist nicht in deinem Kopf, Catriona - du bist in ihrem.«
    Ihr wurde mulmig zumute. Sie trat zurück und ging weiter den Flur entlang, der zur Ostlobby führte, doch als sie durch die Tür getreten war, befand sie sich auf einmal im Büro eines Dozenten, in einem kleinen, holzgetäfelten Raum mit überfülltem Schreibtisch, Aktenschränken, einem kleinen Fenster hoch in der Wand …
    Als die Tür hinter ihr klickend ins Schloss fiel, fuhr sie herum und erblickte Julia.
    »Wir sind in schrecklicher

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