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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Unterstützung vorstellt?«
    NEIN, DOCH MAN KANN DAVON AUSGEHEN, DASS ES ALS REAKTION AUF EINE BEDROHUNG IN DEN TIEFEREN SPHÄREN DES HYPERRAUMS SEINE KAPAZITÄTEN AUSWEITET UND AUSGEWÄHLTE KADER DER AGGRESSION WECKT. WENN DU PERSÖNLICH MIT IHM SPRECHEN MÖCHTEST, KANN ICH DICH ZU IHM BRINGEN.
    Der Pfadmeister hätte beinahe laut aufgelacht. »Aufgrund meines ätherischen Zustands vermag ich eine solche Reise nicht zu unternehmen. Aber ich bitte dich, dem
Konstrukt in meinem Namen für sein Angebot zu danken. Ich werde es sehr ernsthaft in Erwägung ziehen und morgen meine Antwort übermitteln. Und noch etwas; wenn du meinen jüngeren Begleitern den Mangel an Höflichkeit verzeihen und in den Dialog mit ihnen treten würdest, würdest du sicherlich höchst aufmerksame und respektvolle Zuhörer in ihnen finden.«
    DAS WERDE ICH TUN. SOLL ICH MIR IM UMGANG MIT IHNEN BESTIMMTE BESCHRÄNKUNGEN AUFERLEGEN?
    »Nein, allerdings wäre es vielleicht ratsam, hinsichtlich der Steuerungsmuster des Warpbrunnens ein wenig Zurückhaltung zu üben.«
    JETZT, DA ICH VON DEINEN UVOVO-GEFÄHRTEN WEISS, WERDE ICH FÜR IHRE SICHERHEIT SORGE TRAGEN.
    »Ich danke dir - das ist sehr freundlich.«
    Es erfolgte keine Antwort mehr. Der Pfadmeister lauschte aufmerksam in die sich vertiefende Stille hinein und vergewisserte sich mit seinen erweiterten Sinnen, dass der Wächter sich zurückgezogen hatte.
    Er überdachte das Gehörte. Das Konstrukt, ein geheimnisumwobener Verbündeter der Großen Ahnen, hatte offenbar gewusst oder geahnt, dass er Kontakt mit ihm aufnehmen würde. Ließ sich daraus ableiten, dass das Konstrukt die Vorgänge auf Umara in irgendeiner Form überwachte? Dann dachte er an die Reporter, die einen ständigen Informationsfluss mit ihren Außenweltlerorganisationen und anderen Schauplätzen des Schichtnetzes aufrechterhielten, und kam zu dem Schluss, dass das Konstrukt über mehr Informationsquellen verfügte als er ahnte.
    Die Bitte um einen Gesandten war jedoch eigenartig und eigentümlich vage, worauf er morgen zu sprechen kommen würde. Auch die Erwähnung der Kader der Aggression,
die geweckt werden sollten, um einer nicht näher bezeichneten Bedrohung entgegenzuwirken, bereitete ihm Unbehagen. Vor vielen Jahrhunderten, als er noch jung war und über einen Körper verfügte, war er über den Warpbrunnen zu der in den verstörenden tieferen Sphären des Hyperraums gelegenen Festung des Konstrukts gereist, zum Garten der Maschinen. Während seines Aufenthalts hatte man ihn zu der düsteren Unermesslichkeit geführt, wo die Aggression schlummerte, eine gewaltige Phalanx von Maschinen: Er erinnerte sich an die bedrohliche Stille, die über den reglosen, in Reihen, Säulen und Gruppen angeordneten Maschinen lag, die sich weit in die Dunkelheit erstreckten, Abertausende Maschinen, und er hatte gewusst, dass selbst diese Massen von der Legion der Avatare verschluckt werden würde.
    Während des Krieges der Langen Nacht war keine Maschine des Kaders aufgeweckt worden, doch nun waren einige wach. Dies war ein Rätsel, das vieles bedeuten konnte und zahlreiche Fragen aufwarf.
    Die ich morgen beantwortet haben möchte, dachte er, als er aus der Brunnenkammer hinausglitt.

36 Catriona
    Die Dunkelheit im Vodrun wurde von der kleinen Flamme der Lockkerze erhellt, mit der die Uvovo bestimmte Insekten wegen der Deckflügel fingen, die sie abwarfen. Beide Hände um einen Becher Drehzweigtee gelegt, lehnte Catriona sich in das Kissen zurück, atmete den Dampf ein und nippte hin und wieder am Tee, während sie darauf wartete, dass er abkühlte. An das spezielle Saftgetränk, das die Uvovo bei ihren Ritualen verwendeten, kam sie nicht heran, deshalb hatte sie wegen dessen entspannender, beruhigender Wirkung eine Thermosflasche mit Drehzweigtee mitgebracht, die sich nun als äußerst wertvoll erwies.
    Und da saß sie nun und befolgte die geheimnisvolle Empfehlung des geisterhaften Pfadmeisters, von dem sie nicht genau sagen konnte, ob sie ihn gesehen oder sich das nur eingebildet hatte. Eigentlich rührte ihr Stress weniger von den Einflüsterungen des Pfadmeisters her, als vielmehr von der Möglichkeit, entdeckt zu werden. Wohl wahr, das Vodrun stand in einer im oberen Waldbereich gelegenen, aufgrund des steten Wanderungsstroms nach Darien verlassenen Siedlung, doch es war nicht ausgeschlossen, dass Reisende, Händler, Menschen oder Lauscher auf den nahe gelegenen Astpfaden unterwegs waren. Und vielleicht fiel ja jemandem auf, dass das

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