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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Gondel. Um sich vor dem eiskalten Luftzug zu schützen, der durch die Risse in der Hülle aus Leder und Leinwand eindrang, hatte er sich dick vermummt. Auch das Motorengeräusch war ihm lästig, doch dies war sein erster Besuch in einer der Höhlen, zu denen er die Teams der Techwerker-Uvovo vor über einem Tag geschickt hatte. Er würde das aussitzen - schließlich gab es Schlimmeres.
    Zwei Stunden lang flogen sie unter dem grauen Himmel dahin, dann wandte sich die Har , geleitet von einer von Uvovo-Kundschaftern gezeichneten Karte, einem buschbestandenen Grat im Vorgebirge der Savrenki-Berge zu. Chel kletterte eine Strickleiter hinunter und begrüßte Tremenogir, den Gelehrten, der hier das Sagen hatte. Dann packten sie gemeinsam die Festmacheleine, die Varstrand
zu ihnen hinunterließ, und banden den Zeppelin zwischen zwei kräftigen Bäumen fest.
    »Wie lange wollen Sie bleiben, Lauscher, Sir?«, rief Varstrand herunter.
    »Nicht lange, Pilot Varstrand!«, antwortete Chel. »Vielleicht eine halbe Stunde.«
    »Gut! - Ich habe ein Buch dabei …«
    Chel winkte grinsend zu ihm hoch, dann drehte er sich zu Tremenogir um.
    »Lass uns anfangen, Gelehrter Trem.«
    »Ich bin sehr erleichtert, dass du hier bist, Lauscher«, sagte der Gelehrte, während sie einen Pfad an der anderen Seite des Grates hinuntergingen und in eine steilwandige Wasserrinne kletterten. »Wir haben erstaunliche Entdeckungen gemacht.«
    Chel überlegte, ob er dem Gelehrten sagen sollte, dass er kein Lauscher war, doch da er sich selbst über den Unterschied nicht im Klaren war, verzichtete er darauf.
    Steine, Büsche und knorrige Bäume erschwerten das Vorankommen in der Rinne, die von einem Bach ausgewaschen worden war, der sich an deren Ende gurgelnd über einen eingekerbten Stein ergoss. An der einen Seite waren vier große Felsblöcke aufeinandergetürmt. Eine Treppe aus flachen Steinen führte auf den zweithöchsten Felsen hinauf und zu einem dunklen Spalt an der Stelle, wo der dritte Felsblock an der überwachsenen Böschung lehnte. Chel trat hinter dem Gelehrten Trem in den Spalt und gelangte in einen niedrigen, schmalen, gebogenen Gang, der aus dem geneigten Felsen herausgehauen war.
    Der Gang verbreiterte sich, die baumbestandenen Seiten waren offenbar erst kürzlich ausgebessert worden. Ulby-Wurzeln und Ineka-Käfer erhellten den Weg, als sie weiter in die Flanke des Hügels vordrangen.

    »Was ist das Erstaunliche an euren Entdeckungen?«, fragte Chel im Gehen.
    »Dass das Erwartete vom Unerwarteten gefolgt wurde, Lauscher«, erwiderte Trem, als sie einen kleinen Raum betraten, wo drei Uvovo im Schein einer einzelnen Kerze an einem Tisch saßen und schrieben. Hastig standen sie auf und verneigten sich.
    »Meine Assistenten Jont, Flir und Kamm - Jont ist übrigens praktisch über den Fund gestolpert. Aber zunächst einmal das Wurzelhaus.«
    Der Gelehrte geleitete Chel durch eine Öffnung in der rechten Wand und eine Steintreppe hinunter in die kalte Tiefe. Ein paar Ineka-Käfer erhellten die Dunkelheit. Bald darauf gelangten sie zu einem niedrigen, überwölbten Durchgang, wo Trem stehen blieb, eine Muschelkerze aus der Hüfttasche nahm und sie mit einem Menschenfeuerzeug entzündete. Die Luft war trocken, und es roch moderig, als sei hier vor langer Zeit etwas verwest. Der Gang war etwa ein Dutzend Schritte lang und wies zahlreiche Löcher und Spalten auf, wo Pflanzen ihre Wurzeln in das Gestein gegraben hatten. Die meisten Gewächse waren entfernt worden, mit Ausnahme einer dicken, struppigen Wurzel, die aus dem Erdreich gebrochen war und sich dann bis zum Gangende geschlängelt hatte. Und das war nur der kleinere Teil davon, wurde Chel bewusst, als sie ins Wurzelhaus gelangten und Trem die Lampe hob.
    Ineinander verflochtenes, vielfach gewundenes Wurzelwerk füllte die hohe, kreisförmige Kammer aus. Chel machte undeutlich erkennbare Wandreliefs aus, die alle, mit Ausnahme einer großen, herabgefallenen Steinplatte, die schief und von Wurzeln umwuchert an der anderen Seite des Raums stand, von einer Dreckkruste bedeckt waren. Außerdem
konnte er erkennen, dass mehrere Gänge von dem runden Raum abzweigten - insgesamt zwölf.
    »Ich habe Flir und Kamm einige der Wurzeln vom Boden entfernen lassen«, sagte Trem. »Jetzt kann man drunter her zu einer der Wässerungsgalerien kriechen.« Er ging in die Hocke und zeigte hinüber. »Zu der da.«
    Als sie unter dem Wurzelgewirr durchkrochen und hin und wieder mit der Kleidung an spitzen Ästen

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