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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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olivbraunen Uniform der Erdsphäre eintrat und sich steif verneigte.
    »Herr Botschafter«, sagte er.
    »Ah, Lieutenant - das ist meine Tochter Rosa.«
    Ein kurzes Zögern, dann verneigte sich der Offizier erneut. »Miss Horst.«
    »Es freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Rosa.

    Horst nickte. »Es ist nett von Ihnen, dass Sie mir zu dieser späten Stunde noch zur Verfügung stehen. Ich werde in Kürze Captain Velazquez um die Entsendung einer Kompanie Marines bitten, möchte aber vorher wissen, wie es um deren Einsatzbereitschaft bestellt ist.«
    »Ich verstehe, Sir. Die Herakles hat zwei komplette Kompanien Marines an Bord, ausgerüstet mit Tiefflugmaschinen, Geländefahrzeugen und mobilen Lazaretten. Beide Kompanien können in weniger als einer Stunde in Bereitschaft versetzt werden, und eine Kompanie könnte in etwa sechs Stunden auf der Planetenoberfläche abgesetzt werden, vorausgesetzt, dass alle drei Shuttles zur Verfügung stehen.«
    »Ausgezeichnet, Lieutenant. Und wie ist es um die Moral der Truppe bestellt?«
    »Die ist ausgezeichnet, Sir. Alle brennen darauf, für die Darien-Kolonie tätig zu werden.«
    »Ja, das ist verständlich, und so wird es auch geschehen!« Rosa zog einen Läufer quer übers Brett und schlug damit einen von Roberts Springern, dann streckte sie ihm die Zunge heraus. Lächelnd nahm er den Springer weg. »Also, Lieutenant, wann fliegen Sie zum Schiff zurück?«
    »Das Beiboot soll morgen um 9 Uhr vom Raumhafen Gagarin starten, Sir, aber man hat uns geraten, schon um 7 Uhr 30 dort zu sein, deshalb halte ich es für ratsam, möglichst bald aufzubrechen.«
    »Dann möchte ich Sie nicht länger aufhalten, Lieutenant. Übermitteln Sie Ihrem Captain meine besten Grüße.«
    »Gern, Sir.« Er verneigte sich vor Robert und Rosa, die ihm ein strahlendes Lächeln schenkte.
    Als der junge Offizier gegangen war, konzentrierte Robert sich wieder auf das Spiel und stellte nach kurzem Nachdenken fest, dass er verlieren würde.

    »Revanche, Daddy?«, fragte Rosa.
    »Junge Dame, wenn deine Mutter hier wäre, hätte sie bestimmt etwas dagegen, dass du um diese Zeit noch auf bist … na schön, vielleicht noch eine Partie …«
    »Robert, du wolltest den Befehl an Captain Velazquez übermitteln«, sagte Harry, der am anderen Fenster stand. Er lächelte mit zusammengekniffenen Augen und der typischen Kopfhaltung, mit der er Missbilligung ausdrückte.
    »Aber ich bin gerade mit Rosa beschäftigt, Harry - würdest du dich bitte mit meinem Messenger verbinden und eine Nachricht versenden? Du weißt ja, worum es geht.«
    Nach kurzem Schweigen sagte Harry: »Ist erledigt, Robert. Möchtest du jetzt zu Bett gehen? Da du die morgigen Termine nicht abgesagt hast, würde ich dir zu ein wenig Schlaf raten.«
    Stirnrunzelnd stellte Robert die Figuren auf. Weshalb war Harry ein solcher Plagegeist? Verstand er nicht, dass ein Vater gegenüber seiner Tochter Verpflichtungen hatte?
    »Harry, ich habe gerade in eine weitere Partie eingewilligt. Ich bin sicher, dass ich den morgigen … den morgigen …« Er hielt inne, auf einmal fühlte er sich benommen und musste gähnen. Die Umgebung wurde dunkler, die Farben verblassten, als wäre alles in einen Schleier gehüllt.
    Wem gehörten die Hände, die das Schachbrett und die Figuren sorgsam verstauten? War das seine Stimme, die Rosa Gute Nacht sagte, waren das seine Finger, die das Intersim abschalteten? Waren das seine Beine, die ihn nach oben trugen, wo er sich auszog und in den Schlafanzug schlüpfte? Graue Hände, grauer Schleier, graue Stimme, wie in dem Moment während der Konferenzschaltung, als
er ins Stocken geraten war, bis etwas ihn hatte weiterreden lassen. Graue Stimme, graue Hände, grauer Schleier, sein Bewusstsein eine graue Höhle, durch die er hindurchkroch, bis er in den grauen Schlaf sank.

39 Catriona
    Die Strahlen der Morgensonne fielen durch das Blätterdach von Segrana, als Catriona den Trictra über die Astwege zurück zum verlassenen Dorf und dem Vodrun lenkte. Die kühle Luft war beladen mit den feuchten Düften des Laubs und der Blumen und wurde von der Sonnenwärme aufgerührt. Aufsteigende warme Luftströmungen trugen die Insekten zu den entfalteten, mit Nektartröpfchen benetzten Blüten, frischen, saftig grünen Blättern, über Nacht gewachsenen Pilzen und den Wasserlachen in den Astgabelungen empor. Wie sie dies alles so betrachtete, war Catriona sich bewusst, dass jedes Insekt seinen Jäger hatte, sei es ein größeres Insekt, einen

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