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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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hängen blieben, vergegenwärtigte sich Chel, was Lauscher Weynl ihm über die Höhlen erzählt hatte. Sie waren lange vor dem Krieg der Langen Nacht angelegt worden, um die Kräfte der Segrana-die-gewesen-war und die einmal Planet und Mond umfasst hatte, besser zu konzentrieren. In jeder Höhle, hatte Weynl gemeint, träfen Hunderte, in den größeren Anlagen sogar Tausende Wurzeln zusammen. Mit Nährsubstanzen und anderen Wohltaten, die von den höchstspezialisierten Pflanzen Segranas stammten, habe man den Wuchs und das Ausmaß der Wälder und Dschungel regulieren können; desgleichen habe man die ungezähmten Kräfte Segranas kanalisiert, intensiviert und notfalls gereizt. Es sei die vordringlichste Aufgabe des Techwerker-Uvovo, herauszufinden, ob wenigstens in Höhlen in unmittelbarer Nähe etwas Nützliches davon überdauert habe.
    Nach wenigen Minuten konnten sie sich in der Wässerungsgalerie aufrichten und sich umschauen. Chel konnte erkennen, dass von oben Wurzeln aus den grauen, staubgefüllten Überresten von Rohrleitungen und Wandkanälen ausgetreten waren und sich zu den Steinbecken hinabgeschlängelt hatten, die einmal mit Nährlösungen gefüllt gewesen waren. Jetzt war die Galerie weitgehend von einem Gewirr grauer Wurzeln, grauem Staub, grauen Spinnweben ausgefüllt.

    »Diese Anlage wurde vor langer Zeit aufgegeben«, sagte Chel. »Das erfüllt mich eher mit einer gewissen Traurigkeit, als dass ich mich darüber wundere.«
    Trem nickte. »So ging es auch mir, bis Jont in einer anderen Galerie eine interessante Entdeckung gemacht hat.«
    Kurz darauf standen sie im von Wurzeln eingerahmten Eingang einer weiteren Galerie und blickten auf ein rechteckiges Loch im Boden.
    »Als wir die abgestorbenen Wurzeln und das verdorrte Laub wegräumten, stolperte Jont und fiel an dieser Stelle auf die Knie.« Trem ging neben der Öffnung in die Hocke. »Verrottetes Gebälk gab unter ihm nach, und er wäre in die Tiefe gestürzt, hätte er sich nicht geistesgegenwärtig am Rand festgehalten.«
    Trems Muschellampe beleuchtete schmale Treppenstufen, die sie hinunterschritten. Chel erschnupperte sogleich einen Unterschied zum Wurzelhaus - eine Andeutung von Feuchte, einen harzigen Duft, dann durchdringenden Modergeruch. Hier unten wuchs etwas.
    Die Treppe endete in einem kleinen Alkoven, der auf einen Gang mündete, doch der Durchgang wurde von einem dicken Rohr versperrt. Nein, das ist kein Rohr, wurde ihm bewusst, als Trem mit der Lampe leuchtete. Es war eine Wurzel. Hinter dem Gelehrten trat er geduckt darunter hindurch und gelangte in einen Gang mit hohen Wänden, der den weiter oben gelegenen Galerien glich, abgesehen davon, dass die Wurzeln hier dick und lebendig waren, einige knollig, andere mehrfach gegabelt. An anderen Stellen bedeckten bleiche Wurzelfasern die Wände, darunter waren die labyrinthischen Spuren älterer Wurzelnetze zu erkennen. Durchbrochen wurde die unterirdische Stille vom Pling-Pling der Wassertropfen, die aus der
Höhe herabfielen und sich in kleinen Pfützen sammelten. Er war versucht, die Kopfbinde abzunehmen und all das mit seinen neuen Augen zu betrachten, doch seine Wahrnehmung war noch immer unzuverlässig, deshalb verzichtete er vorerst darauf.
    »Ja, Gelehrter Trem«, sagte er. »Das ist wahrhaft erstaunlich.«
    »Tausende Jahre«, sagte Trem. »Tausende Winter und Sommer, und es funktioniert noch immer - hätten wir mehr Lampen mitgebracht, könnten wir die Fenfinil-Wurzeln sehen, die durch die Decke stoßen und sich durch die Schneidringe zwängen, die den Saft in die Rohrleitungen einspeisen - wohl wahr, hier wächst überall Schimmel und Moos, aber nicht so viel, dass der Fluss unterbrochen würde.«
    »Gelehrter Trem, wenn sich über uns das Wurzelhaus befindet, welche Bedeutung hat dann diese Anlage?«
    Trem lächelte und schüttelte zögernd den Kopf. »Ich kann nur mutmaßen, Lauscher, dass wir hier auf eine Art Regulierungssystem gestoßen sind. Wenn die anderen Höhlen ähnliche Anlagen aufweisen, müssen wir uns neue Gedanken über den Verwendungszweck machen.«
    Hätte ich das nur gewusst, bevor ich von Hammergard aufgebrochen bin , dachte Chel. Aber Weynl und die anderen Lauscher hatten den Gebrauch von Funkgeräten untersagt, aus Angst, die Signale könnten aus dem Orbit geortet und zum Ausgangspunkt zurückverfolgt werden. Deshalb wurden Kuriere eingesetzt, welche die Nachrichten entweder zu Fuß oder mit dem Luftschiff überbrachten. Und genau das würde Chel jetzt

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