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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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sich mit dem schlimmsten denkbaren Szenario zu befassen. Andererseits hatten die Radiosender möglicherweise gerade solche Anrufer ausgewählt.
    Nun, wie es auch ausgehen mochte, er genoss diesen Moment der Ruhe in der Gesellschaft guter Freunde. Die übrigen Veteranen brachten gerade die geborgten Laster und Lieferwagen zurück oder kehrten zu ihren Häusern und Familien in Gagarin und Hoch-Lochiel oder in den weiter östlich gelegenen Siedlungen wie Laika und Rannoch heim. Wie er den Blick so durch die Kneipe schweifen ließ, fiel ihm an der Theke ein Mann mit schmalkrempigem Hut auf, der ihm freundlich zunickte. Das war der Wilderer Zargow, ein verkommener Halunke, der mit mehreren alten Trinkgefährten beisammensaß, die Theo ebenfalls kannte. Nick, die Feder, ein verschlagener, geduldiger Fallensteller, der einmal Viktor Ingram unter den Tisch getrunken hatte; Harry der Schwede, ein Fährtensucher aus Trond; die Stanzerin Nadine mit ihrem gut bestückten Werkzeuggurt; und da näherte sich ihnen mit einem Erdmenschen im Schlepptau auch schon Vater Josef Terekhow, ein angesehener Kutterkapitän.

    »Theo, gospodin «, sagte Terekhow, dessen Augen von einem prachtvollen buschigen Bart mit Schnauzer betont wurden.
    »Josef«, sagte er. »Du siehst gut aus. Möchtest du dich zu uns setzen?«
    »Danke fürs Angebot, mein Freund, aber ich möchte euch nur diesen Burschen anvertrauen, bevor er die anderen Kunden weiter mit Fragen behelligt!«
    Terekhows Blick wurde weicher, und eine kleine Veränderung in seinem Bart deutete darauf hin, dass er lächelte.
    »Danke, Josef«, sagte Theo. » Spaseba balshoje! Ich werde mich unseres Gastes annehmen und seine Fragen beantworten.«
    Terekhow nickte, hob grüßend die Hand und ging wieder zu seinem Tisch zurück. Theo wandte sich dem Unbekannten zu, einem jungen Mann mit schütterem Haar und nervösem Gebaren.
    »Nehmen Sie sich einen Hocker und setzen Sie sich zu uns, Mr. …«
    »Oh … äh … Macrae, Barney Macrae.«
    Während Theo die Vorstellungen übernahm und Hände geschüttelt wurden, musterte Rory stirnrunzelnd den Außenweltler.
    »Macrae ist ein alter schottischer Name, aber Sie sprechen mit leichtem … wie sagt man noch gleich … mit amerikanischem Akzent.«
    Macrae nickte. »Ja, Sir, das stimmt. Einer meiner Vorfahren ist im neunzehnten Jahrhundert, glaube ich, aus Schottland ausgewandert. Meine Familie stammt aus Boston in den ESA …«
    Rory wollte gerade eine weitere Frage stellen, als Theo sich einmischte.

    »Nun, Barney, Vater Terekhow hat gemeint, Sie hätten sich nach uns erkundigt. Also, was können wir für Sie tun?«
    »Okay, Sie sollten zunächst wissen, dass ich unabhängiger Reporter bin, mit einer Lizenz von Starstream …«
    Roy schnaubte. »Ausgerechnet.«
    Macrae zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, was Sie denken, aber eine Starstream-Lizenz war die einzige Möglichkeit, einen Auftrag von der renommierten Edumedia Nachrichtenagentur zu bekommen …«
    »Barney«, sagte Theo. »Dürfte ich fragen, ob Sie ein AI-Implantat haben?«
    Macrae lächelte misstrauisch. »Nein, Mr. Karlsson - zu Hause in Boston habe ich eine AI für Hausarbeiten, aber deren Steuerungssoftware stammt von einem Freelancer aus der Gegend …« Ungeachtet der verständnislosen Blicke fuhr er fort. »Jedenfalls lautet meine Antwort definitiv nein - ich denke selbst.«
    »Na schön. Barney, was wollen Sie dann von uns?«
    Macrae kaute einen Moment auf der Unterlippe, dann neigte er sich vor und murmelte: »Ich besitze eine Aufzeichnung von der Ermordung des brolturanischen Botschafters.«
    Während ringsumher das Treiben in der Kneipe »Zur Glocke und Katz« ungedämpft weiterging, herrschte an ihrem Tisch verblüffte Stille.
    »Haben Sie sie dabei?«, fragte Theo, unvermittelt hellwach geworden.
    Macrae nickte und klopfte sich auf die Jacke.
    »Und wie ist sie in Ihren Besitz gelangt?«
    »Ich habe eine der Soldatinnen kennengelernt, die den Gesandten der Hegemonie bewachten - bevor ihre Einheit zur Bewachung abkommandiert wurde, möchte ich hinzufügen
-, und sie überredet, sich ein Mikroauge an die Uniform zu stecken.«
    »Was’n das?«, fragte Rory.
    »Eine Videokamera, kleiner als ein Stecknadelkopf«, antwortete Macrae. »Sie hatte es an der Schulter befestigt. Nach dem Angriff wurden Ihre Soldaten jedoch von den Brolturanern verhört, und sie ist als eine der Letzten freigelassen worden. Ich habe das Gerät erst heute Morgen zurückbekommen, und als ich sah, was

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