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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Vogel oder ein kleines, bepelztes Pseudosäugetier. Oder auch eine Pflanze, die es mit lieblichen Düften und bunten Farben anlockte und die Beute mit zusammenklappenden Klauen, klebrigen, erstickenden Blättern oder glattwandigen Beuteln einfing, in denen sie ertrank. Es gab sogar einen Baum, der Insekten in eine Rindenspalte lockte, die sich unvermittelt schloss, wenn ein Eindringling gewisse Fasern berührte.
    Während sie dahinritt, kehrten ihre Gedanken immer wieder zu dem seltsamen Traum zurück, den sie im Vodrun gehabt hatte, zu der Warnung hinsichtlich der Eindringlinge, die durch Segranas Schatten glitten. Zu den Räubern, die sich an ihre Beute anschlichen …
    Nach der beunruhigenden und verkürzten Nachtwache war sie zur Menschenenklave zurückgekehrt und in einen
unruhigen Schlaf gesunken. Sie war früh aufgestanden und hatte versucht, sich auf den Arbeitsrückstand zu konzentrieren, hatte Proben sortiert und katalogisiert, musste aber immer wieder an den Traum denken, an ihre Kindheit im Zhilinsky-Haus, an Julia …
    Ja … Julia. Dann hatte sie das Comm hervorgeholt und überlegt, wen sie anrufen und um einen Gefallen bitten könnte. Schließlich ergaben die verlässlichen Details nur ein sehr bruchstückhaftes Bild. Seit etwa einem Jahr unterhielt die Abteilung für Sondereinsätze in der zwanzig Kilometer weiter östlich an der Küste gelegenen Pelagios-Basis, der alten ozeanographischen Plattform, eine Forschungsstation. Vor einigen Wochen waren in Pilipoint etwa ein Dutzend zusätzliche Mitarbeiter eingetroffen, die in einer großen Aktion zur Pelagios-Basis entsandt worden waren. Pelagios und dessen Besatzung fanden weder in öffentlichen Bekanntmachungen noch in Memos oder Direktiven der Verwaltung von Pilipoint Erwähnung, doch die Gerüchteküche der Gemeinschaft hielt es für ausgemacht, dass die neuen Leute Getunte waren. In der folgenden Woche war eine weitere Gruppe eingetroffen, darunter auch Jurewitsch, alle mit der Aura hochfliegenden Intellekts ausgestattet. Und vergangenen Abend, als sie sich auf die Nachtwache vorbereitete, waren achtzehn bis zwanzig von ihnen mit einem Sondershuttle nach Darien zurückgeflogen, darunter auch Julia Bryce - einem Freund von ihr, der beim Einschiffungspersonal arbeitete, war der Name auf einer Passagierliste aufgefallen, bevor er entfernt worden war.
    Abgesehen davon gab es wenig Substanzielles. Keine Informationen über die Identität der Getunten, keinerlei Hinweise auf den Zweck der Forschung, die in Pelagios betrieben wurde. Und auch keine Erklärung für die Evakuierung,
wenngleich nicht auszuschließen war, dass die Ermordung des brolturanischen Botschafters dabei eine Rolle gespielt hatte.
    Die umfassende Informationssperre war ein Rückschlag, aber keine große Überraschung. Die Getunten und deren Aufpasser waren Geheimniskrämer und aus Gewohnheit detailversessen, weshalb nichts durchsickerte. Catriona würde weitere Nachforschungen anstellen müssen, doch dafür hatte sie heute keine Zeit.
    Stattdessen telefonierte sie mit einigen Forscherkollegen in anderen Enklaven, die im kontinentumspannenden Segrana-Wald verteilt waren. Sie war auf Berichte von außergewöhnlichen Vorkommnissen aus und bekam zahlreiche Geschichten über das merkwürdige und häufig unerklärlich zielgerichtete Verhalten der Flora und Fauna des Waldes zu hören. Als sie sagte, sie interessiere sich vor allem für unerklärliche Ereignisse, die in den vergangenen Tagen dokumentiert worden seien, verwies man sie auf Zweifüßerabdrücke, die am Sandstrand der Emerson-Bucht an der Nordküste beobachtet worden waren; auf vier kreisförmige Bohrlöcher im sechzig Meter durchmessenden Stamm eines von fünf Säulenbäumen des äußeren Stützpfeiler-Clusters im Nordosten; auf die mit glatten, präzisen Schnitten zerlegten Kadaver von fünf krabbenartigen Ogmi, die an einem der Unterseen im Osten gefunden worden waren, und auf die Sichtung eines großen, schwarzen Vogels, der über dem dichten Wald des Großen Zentralen Hochlands gekreist und dann mit trägen Flügelschlägen nach Osten abgezogen war.
    Catriona zügelte den spinnenartigen Trictra auf einer natürlichen Plattform aus verwobenen Zweigen und band ihn an einer Stelle fest, wo er mühelos an essbares Laub
herankam. Dann kletterte sie zu der kleinen Plattform mit dem Vodrun hinunter. Sie dachte an die Berichte und überlegte, was sie im Lichte der gestrigen Traumvision zu bedeuten hätten, falls hier tatsächlich

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