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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Vielleicht haben Sie da gerade Listen subversiver Bibliotheksleser angelegt? Oder haben Sie heimlich Dissidentenwitze notiert oder die Kloschmierereien in den Bars und Kneipen
von Hammergard fotografiert? Oder haben Sie ältere Frauen aus keinem anderen Grund festgenommen, als einen Verwandten unter Druck zu setzen? Also, das kann ich mir gut vorstellen.«
    »Ihre Mutter hilft uns bei unseren Nachforschungen zum Verschwinden Botschafter Horsts, Doktor Cameron«, sagte Laing gelassen.
    »Aye, das glaub ich Ihnen aufs Wort.« Greg wurde zornig, und ein Teil seines Zorns richtete sich gegen Onkel Theo, der Horst zur Schulter des Riesen gebracht hatte. Allerdings machte er sich auch Vorwürfe, nicht vorsichtig genug gewesen zu sein … aber wer hätte auch ahnen können, dass der Brunnenwächter einen Menschen ergreifen und weiß Gott wohin verschwinden lassen würde?
    Und jetzt war Onkel Theo ein gejagter Mann, seine Mutter stand unter Arrest, und er war im Begriff, ihrem Beispiel zu folgen. Freilich musste er sich eingestehen, dass er sich nicht nur um seine Angehörigen sorgte, sondern auch um seine eigene Haut - diese vier Männer, seine Eskorte, wirkten erschreckend gleichartig, alle hatten die gleiche steife Haltung, in ihren ausdruckslosen Gesichtern spiegelten sich weder Langeweile noch Tagträumereien wider. Keiner von ihnen hatte bislang individuelle Charakterzüge oder irgendwelche Angewohnheiten offenbart, machte er sich mit wachsendem Unbehagen bewusst. Er überlegte, wie er sie in ein Gespräch verwickeln könnte, doch da klingelte Laings Comm in der Innentasche der Uniformjacke. Der K5-Lieutenant nahm das Gespräch an, lauschte ausdruckslos, dann sagte er: »Verstanden« und steckte das Comm wieder ein.
    »In der Stadt wurde Sicherheitsalarm ausgelöst«, informierte er Greg. »Alle Flüge werden entweder verschoben
oder umgeleitet. Wir haben Befehl bekommen, Sie zu einem anderen Ort zu bringen.«
    »Wohin genau, Lieutenant?«
    »Geheime Informationen dürfen nicht an unbefugte Personen weitergegeben werden, Doktor Cameron«, erwiderte Laing und erhob sich. »Ich werde jetzt den Piloten Bescheid sagen. Bitte bleiben Sie sitzen, sonst müssen meine Leute einschreiten.«
    Greg verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich zurück und musterte schweigend die anderen K5-Männer, die ihn einen verstörenden Moment lang an die drei Robothunde in dem Buch Der tanzende Ingenieur erinnerten, das er als Kind viele Male gelesen hatte. Wie hießen sie noch gleich? Ah, ja, Malmer, Wühler und Beißer, genau …
    Laing kam zurück, setzte sich auf seinen Platz und schnallte sich an, während der Zeppelin in den Sinkflug überging. Was das neue Ziel anging, konnte Greg nur Vermutungen anstellen und gegen die Verzweiflung ankämpfen, die ihn zu überwältigen drohte. Er versuchte, nicht daran zu denken, was die K5-Ermittler mit ihm anstellen würden, sondern überlegte stattdessen, wie Onkel Theo oder sein Bruder Ian sich in dieser Situation verhalten hätten.
    Als der Zeppelin zehn Minuten später zur Landestelle hinuntergezogen wurde, war er kein bisschen zuversichtlicher und entschlossener als zuvor. Dann aber sagte er sich, dass es selbst in aussichtsloser Lage besser wäre, wenn er die Ruhe behielt und sich wappnete, und daran versuchte er sich zu halten, auch wenn seine Beine krampfhaft zitterten.
    Mit einem Rums stieß die Gondel gegen die Anlegeplattform. Laings Untergebene erhoben sich, öffneten die Luke und klappten eine Falttreppe aus, dann stieg einer von
ihnen aus. Als Greg, bewacht von Laing, dem Mann folgte, sah er, dass sie am Boden verankert waren, auf einer Rasenfläche, die bis zu einer weiß getünchten Mauer reichte, auf der mehrere fremdartige, kegelförmige Objekte angebracht waren.
    Als Greg unten angekommen war, packten zwei von Laings Männern - Malmer und Wühler? - ihn bei den Armen und zerrten ihn, gefolgt von Beißer, der ihn beim Kragen gefasst hatte, zum Heck des Zeppelins. Hinter dem sich verjüngenden Heck der gasgefüllten Hülle kam ein imposantes dreistöckiges Gebäude in Sicht, flankiert von kleineren Bauten, Büschen, Gärten, Bäumen und mehreren fremdartigen Fahrzeugen mit Stummelflügeln und grüngrauer Tarnlackierung … und dann, während die Stimme seiner Angst zu einem lauten Chor anschwoll, sah er die sich ihnen mit großen Schritten nähernde Gruppe uniformierter Sendrukaner, die mehrläufige Waffen in den Händen hielten …
    »Nein … nein, das können Sie nicht

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