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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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der Nacht aus.
    Währenddessen war Theo unterwegs nach Hammergard, denn er musste Sundstrom erklären, was mit Horst geschehen war, und wollte mit ihm das weitere Vorgehen abstimmen, komme, was da wolle. Die Anrufe ins Parlament oder in die Präsidentenvilla wurden mit Sicherheit überwacht, deshalb musste er ihn persönlich sprechen, und Sundstrom würde ihm erklären müssen, weshalb Solvjeg festgenommen worden war.
    Er umging die Gerberei mit ihren algenbedeckten Teichen und Wurzelfiltrieranlagen und fand knapp zwei Kilometer weiter die Höhle. Ein älterer Mann mit wettergegerbtem Gesicht saß in einer dicken, dunkelblauen Seemannsjacke am Steuer eines ramponierten Schwebelieferwagens. Sie tauschten die Losungsworte aus, dann stieg Theo ein und befand sich bald darauf auf der Straße nach Hammergard. Der ernst dreinschauende Mann sprach Noranglik mit ausgeprägtem Nordakzent, obwohl er Sergej hieß. Außerdem war er sehr wortkarg, und Theo bekam auf der halbstündigen Fahrt kaum etwas aus ihm heraus, doch als sie sein Haus am abgerundeten Bergkamm oberhalb vom Loch erreichten, erwies er sich als ausgesprochen gastfreundlich. Nachdem Theo heiß geduscht und sich umgezogen hatte, gab es schmackhaften Bratfisch mit Gemüse, serviert mit reichlich Rum und Ingwerwein. So wohl hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt.

    Als er sich zum Aufbruch bereitmachte, sprach Sergej ihn mit ernster Miene an.
    »Vertreiben Sie die sendrukanischen gaduki von unserer Welt, Major - schicken Sie sie zur Hölle!«
    Er drückte Theo kraftvoll die Hand, dann trat Theo ins Freie und folgte der Straße bis zur Hauptkreuzung. Dort nahm er einen Schwebebus ins Stadtzentrum. Er trug einen dicken Wollpullover, einen langen, schäbigen Mantel und eine dreckbespritzte Hose, die an seinen schweren Stiefeln festklebte. Außerdem hatte er einen verstaubten Hut mit breiter Krempe aufgesetzt und trug eine Brille mit runden Gläsern anstelle von Linsen. Der Unterschied zu seiner sonstigen Erscheinung war so groß, dass er sich Hoffnung machte, einen der Parlamentseingänge zu erreichen. Dann würde er einen Kurier bitten, einer bestimmten Angestellten, die mit den Veteranen Umgang hatte, eine Nachricht zu überbringen - sie hatte sich bereiterklärt, Theo an den strengen Sicherheitsvorkehrungen vorbeizuschleusen und zu einem Lagerraum in der Nähe des Präsidentenbüros zu bringen. Dann würde sie versuchen, ein Treffen zu arrangieren.
    Sundstrom wusste nicht, dass Theo zu ihm wollte, doch Theo wusste, dass er dort sein würde - seit Horst mit Haftbefehl gesucht wurde und kurz darauf verschwunden war, tagten der Präsident und dessen Kabinett fast ununterbrochen und hielten das Parlament auf dem Laufenden. In den letzten Vii-Nachrichten, die er noch bei Sergej gesehen hatte, war gemeldet worden, die verbliebenen Minister seien unterwegs nach Hammergard, wo sie an einer Krisensitzung teilnehmen wollten. Und wie er Sundstrom kannte, waren die Reporter nicht weit.
    Durchs Busfenster sah er gemischte Zweier- und Viererpatrouillen von Erdsphäre-Marines und DFK-Soldaten; einige
waren zu Fuß unterwegs, andere mit Schwebetransportern des Militärs. Je näher er dem Gründerplatz kam, desto mehr Soldaten waren auf den Straßen. Als der Bus an einem kleinen Park anhielt, stieg er aus und ging zu Fuß weiter. Nach dem Anruf des BFD-Saboteurs war er besonders vorsichtig.
    Er ging die Stefanowitsch-Straße entlang, eine der auf den Platz mündenden Hauptstraßen, und war soeben an einer langen Reihe von Blumenverkäufern vorbeigekommen, als sein Comm mit zweimaligem Klingeln den Empfang einer Sprachnachricht meldete. Er nahm es heraus, drückte die Annahmetaste und hielt es sich ans Ohr.
    »Theo, hier ist Donny - wenn Sie diese Nachricht hören, schalten Sie das Comm ab, nehmen Sie den Akku heraus und gehen Sie in Deckung.«
    Es war Donnys Stimme gewesen, außerdem war das sein Stil. Mit klopfendem Herzen widerstand er dem Impuls, sich umzuschauen, steckte das Comm ruhig ein und schaltete es mit einer Hand ab. Dann löste er die Rückseite und nahm den Akku heraus. Gleichzeitig blieb er stehen und betrachtete einen Eimer mit Blumen, dann ging er zurück zu einer Nebenstraße mit vielen überwölbten Durchgängen, die zu Seitengassen führten. Nach mehrmaligem Abbiegen und unter häufigem Umsehen gelangte er zu einem Durchgang in einer Nebenstraße, die auf den Platz mündete. Der Haupteingang des Parlaments war dem Gründerplatz mit dem Versöhnungsmahnmal,

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