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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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junger Russe namens Pjotr.
    »Es tut mir leid, Mr. Cameron«, sagte er ein wenig atemlos. »Aber diese Herrschaften …«
    Pjotr nickte, warf den teilnahmslosen Neuankömmlingen einen nervösen Blick zu und eilte zurück zum Haupteingang. Greg lächelte die Ezgara an, musterte ihren Panzer
und die Zusatzarme und registrierte ihre identische Haltung.
    »Tja«, sagte er. »Sie wirken ja richtig einschüchternd, muss ich sagen. Sind Sie das Vorausteam unseres Ehrengastes?« Als er verstummte, trat einer der Ezgara unvermittelt näher und schob ihm das Gesicht entgegen. Das Visier des Helms beschlug von Gregs Atem, doch er zuckte weder zusammen, noch wich er zurück.
    »Ich bin Juort«, sagte der Ezgara mit tiefer, schnarrender Stimme, die irgendwie synthetisch klang. »Ich führe den Befehl.«
    Die Leibwächter wirkten alle gleich groß, und jetzt merkte Greg, dass er ein wenig größer war als der vor ihm stehende Soldat. Aus irgendeinem Grund ließ das den Ezgara noch furchteinflößender erscheinen, doch Greg war entschlossen, seinen Mann zu stehen.
    »Zufällig gilt das auch für mich«, sagte er mit breitem Lächeln. »Ich trage die Verantwortung für die Ausgrabungsstätte und das Personal - ich führe das Kommando, weshalb ich ermächtigt bin, Ihnen den Eintritt zu gestatten …«
    »Ich befehle Ihnen …«, setzte Juort an.
    »Ah … Moment mal, ich glaube, Sie haben mich nicht richtig verstanden. Sie sollten um Erlaubnis bitten, eintreten zu dürfen …«
    »Mr. Cameron? Auf ein Wort, bitte.«
    Greg drehte sich um und erblickte Ingerson, den einen der beiden Gardeoffiziere, der ihn näher winkte und dessen Blick sagte: Sind Sie komplett verrückt geworden?
    »Mr. Ingerson, womit kann ich Ihnen helfen?«
    »Die Ezgara-Soldaten sollen unsere eigenen Sicherheitskräfte unterstützen, Mr. Cameron«, sagte er. »Sie wurden von uns ausdrücklich dazu ermächtigt.«

    »Ich verstehe«, sagte Greg. »Wenn ich das eher erfahren hätte …« Er wandte sich wieder den Ezgara zu, doch die stapften bereits im Gänsemarsch hinter Ingerson her, ohne Greg weiter zu beachten. »Tja, dann also willkommen auf der Schulter des Riesen! - Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt …«
    Als keine Reaktion erfolgte, wandte er sich achselzuckend ab und setzte seine Bemühungen, das Chaos zu bewältigen, fort.
    Die Sitzgelegenheiten waren aufgestellt und die drei Pavillons aufgebaut; er hatte die anderen alleine auspacken lassen, da die Wettervorhersage einen trockenen, sonnigen Tag versprach. Die Pavillons dienten der Unterbringung von drei Gruppen von Exponaten - Flora und Fauna Dariens, Ruinen und sonstige Überreste sowie Kultur der Uvovo. Die Vitrinen für die Pflanzen- und Tierexponate waren jedoch leer geblieben, da der Ökologe mitsamt seinem Material (beides eine Leihgabe der Universität) bislang nicht eingetroffen war. Eilends überredete Greg Andrej, einen der russischen Forscher, eine kleine Ausstellung aus Archivbeständen zu improvisieren - Figurinen, Skulpturen, verschiedene Schmuckartefakte. Das würde ihn eine halbe Flasche Glenmarra Single Malt kosten, aber wenigstens würden die Vitrinen nicht leer bleiben.
    Dann trafen die ersten Zeppelin-Ladungen von Gästen ein, zusammen mit einem Haufen Reporter von Darien und von außerhalb. Mit dreister Gelassenheit ließen sie die Fremdenführer und Hilfskräfte links liegen und spürten Greg an der Ausrüstungshütte auf, wo er gerade den Wasserstand des Tanks überprüfte. Dem Trommelfeuer der frechen, bizarren und bisweilen auch ausgefallenen Fragen begegnete er mit belustigter Nachsicht und mehr oder minder abstrusen, einsilbigen Antworten; offenbar
hatte sich der Verlauf seiner Begegnung mit Lee Shan bereits herumgesprochen. Als den Reportern klarwurde, dass sie hier auf kein verbales Feuerwerk hoffen konnten, machten sie sich auf die Jagd nach neuer Beute, während Greg zu seinem Quartier ging, um zu duschen und sich umzuziehen.
    Kaum zehn Minuten später war er jedoch schon wieder draußen und bemühte sich, das Forscherteam der Nordleute zu beruhigen, die in ihrer Hütte einen Erdreporter dabei ertappt hatten, wie er Schubladen öffnete und alles filmte. Um zu einer Art Übereinkunft zu gelangen, brachte Greg die wichtigsten Reporter mit Ingersons Kollegen Olsen zusammen: Der Gardeoffizier erläuterte kurz die Sicherheitsvorkehrungen und Verhaltensregeln und wies beiläufig darauf hin, dass die am Rande der Ausgrabungsstätte patrouillierenden Ezgara-Soldaten

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