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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Westfelsens entlang, als wäre nichts geschehen. Als Chel sich Tesobrenilor und Kolumivenur zuwandte, sah er in deren Gesichtern seine eigene Verblüffung und eine gewisse Erleichterung gespiegelt.
    Lauscher Weynl hingegen wirkte nach wie vor gelassen, als er Chel ein paar Schritte hangabwärts geleitete.
    »Wenn die Zeremonie vorbei ist«, sagte Weynl leise, »fliegst du zum Tapiola-Tochterwald im Norden. An der Zepstation wartet ein Luftschiff auf dich.«
    Chel neigte respektvoll den Kopf, auf einmal aufgeregt und erwartungsvoll. »Ich bin bereit, Lauscher.«
    Weynl lächelte. »Ja, das war ich auch, als meine Zeit gekommen war. Ich rate dir, alles zu vergessen, was du gelernt und gelesen hast, denn die Verpuppung wird eine völlig neue Erfahrung für dich werden. So soll es auch sein.« Er atmete tief durch und nickte. »Jetzt muss ich nach Hammergard reisen - ich muss dort an einer wichtigen Versammlung teilnehmen.«

    »Aber, Lauscher Weynl - wer soll unser Volk dann gegenüber den Sendrukanern vertreten?«
    »Eine einfache Aufgabe, Gelehrter, die dir bestimmt keine Mühe bereiten wird. Außerdem weißt du viel besser über die Ausgrabungsstätte Bescheid als ich. Noch ein letzter Rat - sollte etwas Unvorhergesehenes geschehen, lass dich nicht darin verwickeln.«
    »Etwas Unvorhergesehenes?«, fragte Chel. »Rechnest du mit einem Unglück?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Weynl mit melancholischer Verwunderung. »Das Ereignis selbst geht mit einer durchaus reizvollen Vorahnung einher, aber die instinktive Gewalttätigkeit dieses Ezgaras …« Er ließ den Blick über die Ausgrabungsstätte schweifen. »Irgendetwas kommt auf uns zu, etwas ist im Werden begriffen … doch was auch geschehen mag, konzentriere dich ganz auf deine Aufgabe und die vor dir liegende Arbeit. Die ersten Kandidaten versammeln sich bereits im Tochterwald Glenkrylow, und wenn du in ein paar Tagen zurückkehrst, werden wir dem Techwerker-Uvovo Genaueres sagen können.«
    Er klopfte Chel väterlich auf die Schulter und wandte sich ab, um sich von den anderen beiden Uvovo zu verabschieden. Chel dachte an die zahlreichen Notizen, die er über diese alten Ruinen angefertigt hatte, und fragte sich, ob sie wohl noch von Nutzen sein würden, wenn er die Verpuppung durchlaufen hatte.
    Weynl winkte ihnen allen zu, dann beobachtete Chel, wie er über den unebenen Boden des Westbereichs davoneilte. Nach einer Weile hielt er an, winkte noch einmal und verschwand hinter der Hauptmauer. Chel wusste bereits, dass die offensichtlichsten Veränderungen bei der Verpuppung körperlicher Natur waren. Gewisse Knochen verlängerten sich, darunter auch der Schädel. War er
wirklich bereit für eine solche Verwandlung? Diejenigen Lauscher, die er bislang kennengelernt hatte, machten die meiste Zeit über jedenfalls einen ganz vernünftigen Eindruck, selbst Faldri, und das war immerhin beruhigend.
    Dann wurden diese Gedanken durch ein wiederholtes Läuten verscheucht, das aus einer seiner Hüfttaschen kam. Dies war das Signal von Gregori, dass die höheren Mitarbeiter sich vor der Bürohütte treffen sollten - Kuros würde jeden Moment eintreffen. Kurz darauf eilten die drei Uvovo-Gelehrten zurück zum Versammlungsort, wobei sie darauf achteten, den Ezgara-Leibwächtern aus dem Weg zu gehen, die noch immer ihre Kreise um die Ausgrabungsstätte zogen.

15 Greg
    Von dem Moment an, da er fast eine Stunde vor Tagesanbruch aus dem Bett stieg, ging es Schlag auf Schlag. In der Nacht waren Kisten mit Sitzgelegenheiten und zusammenlegbare Pavillons angeliefert worden, und während er den Transport und die Aufbauteams organisierte, waren zwei grau uniformierte Gardeoffiziere mit einer Vollmacht des Instituts eingetroffen, unterzeichnet von Petrowitsch persönlich. Als er sie herumgeführt und dann sich selbst überlassen hatte, waren die Speise- und Getränkelieferanten mit zahlreichen Behältern aufgetaucht und hatten nach einem möglichst sauberen Raum verlangt, in dem sie die nötigen Vorbereitungen treffen könnten. Der einzige halbwegs geeignete Ort war die Freizeithütte, und dorthin schickte er sie auch, sehr zur Verärgerung einer Gruppe von Uvovo-Gelehrten, die soeben aus dem Gebirge zurückkehrten und gern eine Partie Hexadomino gespielt hätten.
    Und dann waren die Ezgara-Leibwächter eingetroffen, drei vierarmige Humanoide in zerschlissenen, stumpfblauen Kampfpanzern, die Köpfe von Helmen mit schwarzen Visieren verhüllt. Ihnen folgte einer der Praktikanten, ein

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