Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
Gedanken überschlugen. Wieso habe ich das gesagt? Wie konnte ich nur so blöd sein? Gregs Mutter war eine jener ultravernetzten Matriarchinnen - sie brauchte sich nur umzuhorchen, und schon wüsste sie, dass Catriona eine gescheiterte Getunte war. Eigentlich gab es keinen Grund, sich deshalb zu schämen, doch es war eine unbestrittene Tatsache, dass die Getunten, ob gescheitert oder nicht, anders behandelt wurden und nicht besonders gut angesehen waren, obwohl das Programm bereits vor Jahren ausgelaufen war. Und nun würde Solvjeg sich fragen, weshalb sie gelogen hatte, und vielleicht würde sie sich einen Reim auf sie und Greg machen …
    Catriona nagte an der Unterlippe - und wenn sie Greg einfach fragte, ob er mit ihr zusammen sein wollte? Das wäre unerträglich peinlich gewesen.
    Ehe sie noch länger vor sich hinbrüten konnte, spielte ihr Comm seine muntere kleine Melodie. Als sie sah, dass der Anrufer Greg war, drückte sie die Annahmetaste.
    »Hallo, Greg.«
    »Cat, ich wollte dir nur sagen, dass unser VIP soeben aus seinem Dienstzeppelin ausgestiegen ist und in Kürze hier sein wird. Treffen wir uns an der Wand mit den Malereien?«
    »Bin schon unterwegs«, sagte sie und wandte sich zur Treppe.
    »Übrigens, kannst du noch ein bisschen bleiben, wenn der Zirkus vorbei ist? Ich würde gern deine Meinung zu ein paar neuen Funden hören.«
    »Klingt interessant«, meinte sie. »Ich bleibe gern.« Hoffentlich bringe ich den Mut auf, dir zu erzählen, was ich angerichtet habe, bevor du es von deiner Mutter erfährst.

    »Sehr schön«, sagte er. »Also bis bald.«
    Sie trank den Rest Likör, stellte das Glas auf den Serviertisch, eilte die Treppe hinunter und wünschte sich zum wiederholten Mal nach Niwjesta zurück.

14 Chel
    Chel saß zusammen mit Lauscher Weynl und zwei anderen Uvovo-Gelehrten in einem Alkoven auf dem grasbewachsenen Hang und beobachtete die Menschenversammlung. Sie hatten aufmerksam dem Dudelsackspieler gelauscht, dem man mit begeistertem Beifall gedankt hatte, und nun spielte eine Gruppe von Musikern mit verschiedenen Saiten- und Blasinstrumenten.
    »Menschen machen immerzu Musik und erfinden Geschichten«, bemerkte Chel. »Interessant, dass verschiedene Völker ähnliche Dinge erschaffen.«
    »Aber nicht verwunderlich«, meinte Lauscher Weynl. »Eine gespaltene Existenz sucht immer nach Einklang, nach einer Möglichkeit, die Kluft zwischen dem Geist und dem Ewigen zu überwinden. Musik und Geschichten sind Ausdruck des Bedürfnisses nach Harmonie, aber wenn daraus die Sehnsucht wird, die Stimme des Ewigen zu vernehmen, führt das zu Göttern und Dämonen, zu heiligen Büchern und Phänomenen wie den Traumlosen.«
    Chel war wie jeder Uvovo mit den Prinzipien der Harmonie vertraut - die kraftvollen Rhythmen Segranas lagen ihnen im Blut und waren für sie so selbstverständlich wie das Atmen und der tägliche Puls des Lebens. Menschen aber mussten sich etwas vorstellen, sich die Ganzheit der Welt außerhalb der Reichweite ihrer eigenen beschränkten Sinne vergegenwärtigen und die Kluft mit Illusionen füllen.
    Ein Stück von ihnen entfernt gelangte eine vierarmige Gestalt in Sicht, die seit über einer Stunde bedächtig am
Rand der Tempelanlage entlangpatrouillierte. Das Wesen - sein Geschlecht war ihm nicht anzusehen -, gehörte zur Leibgarde des Sendruka-Gesandten, einer Gruppe von Ezgara-Kämpfern. Es trug eine Art eng anliegenden, stumpfblauen Ganzkörperpanzer mit nahezu schwarzem Visier; Waffen waren keine zu erkennen.
    Als der Leibwächter seinen wohl vierten Rundgang abgeschlossen hatte, wandte einer der Gelehrten - ein Bewohner von Netzstadt namens Kolumivenur - sich an Weynl.
    »Hochgelehrter«, sagte er. »Wie kann ein Volk wie dieses nach Harmonie streben, obwohl es den Sendrukanern dient?«
    »Ich weiß nur wenig über die Ezgara«, sagte Weynl. »Doch es ist klar, dass sie sich wie viele Menschen hier den Anforderungen und Methoden des Militärdienstes unterworfen haben. Ich habe jedoch gehört, die Ezgara-Soldaten wären ihren Sendruka-Herren fanatisch ergeben, was mich zu der Frage führt, wie ein Volk beschaffen sein muss, dass es von seinen Untergebenen vollständigen Gehorsam verlangt. Andererseits wissen wir, dass jetzt alle Welten der Sendrukaner, ihre Gesellschaft, ihre Kultur und ihre Regierung mit Traumlosen durchsetzt sind. Die Maschinenwesen sind überall, sie spionieren, manipulieren und koordinieren die Ressourcen eines riesigen Reiches, was die Ezgara offenbar

Weitere Kostenlose Bücher