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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Catriona und seine Mutter, die ihm von einer verfallenen Mauer aus zuwinkten, die sich fast durchgehend bis zum Haupteingang erstreckte. Da er annahm, dass der Schütze es auf den Hohen Monitor abgesehen hatte, wappnete er sich und rannte dann über den Platz zu einem bemoosten Gebäuderest. Von dort aus lief er zu der langgestreckten Mauer, bis er seine Mutter und Catriona erreicht hatte.

    »Seid ihr beide unverletzt?«, fragte er.
    »Uns ist nichts passiert, Gregory«, antwortete seine Mutter. »Eine Schande, dass das passieren konnte. Schande über uns alle! Wenn man sich vorstellt, dass es unter uns noch immer Idioten gibt, die Probleme mit der Waffe lösen wollen. Theodor versucht gerade herauszufinden, wer das war …«
    »Moment. Onkel Theo sucht nach den Attentätern?«
    Seine Mutter nickte seufzend. »Er glaubt, er wäre immer noch fünfunddreißig. Hat gemeint, das gehöre zu seinen neuen Verantwortlichkeiten.«
    »Wohin ist er gegangen, Mom?«
    »Er hat gesagt, die Schüsse wären von der Hügelkette oberhalb der Ausgrabungsstätte gekommen …«
    Greg ging vorsichtig ein paar Schritte zur Seite und spähte zum dichten Blätterdach und den Baumwipfeln hoch.
    »Willst du ihm etwa nachgehen?«, fragte Catriona plötzlich.
    »Allerdings.«
    »Dann komme ich mit.«
    Ihr Lächeln besagte: Versuch bloß nicht, mich daran zu hindern.
    »Zwei Paar Augen sehen mehr als eins«, setzte sie hinzu.
    »Und geben auch ein besseres Ziel ab«, erwiderte er. »Also gut, dann los!«
    Seine Mutter schüttelte abermals betrübt den Kopf.
    »Aber seid bloß nicht so waghalsig wie mein Bruder, versprochen?«

16 Theo
    Je höher er kletterte, desto dichter wurde der Wald. Die weit herabhängenden Äste und Schlingpflanzen verflochten sich mit dem feuchten Unterholz und bildeten bisweilen ein undurchdringliches grünes Gewirr, das er umgehen musste. Dass der Boden zunehmend uneben wurde, mit dichtem Unkraut bewachsen war, bedeckt mit umgestürzten Bäumen, verrottenden Ästen und halb im Erdreich vergrabenen Felsen, machte es nicht leichter. Trotz der zahlreichen Hindernisse ließ ihn sein Orientierungssinn nicht im Stich - als der Hohe Monitor vom ersten Schuss getroffen worden war, hatte er unwillkürlich die vermutete Geschossbahn bis zu einem dicht bewaldeten Felsgrat zurückberechnet, was vom zweiten Schuss bestätigt wurde, der den Begleiter des Monitors niederstreckte.
    Theo hatte sich die Position des Heckenschützen eingeprägt und hielt zielstrebig darauf zu. Sich mit einem Aststück in der Hand an einen bewaffneten Heckenschützen anzupirschen, war vielleicht nicht besonders klug, doch es war immerhin besser, als überhaupt nichts zu unternehmen. Als ihm durch den Kopf ging, was Rory und die anderen dazu gesagt hätten, dass er in seinem Alter solche Risiken einging, musste er grinsen.
    Sie haben Recht, meine Herren, lautete seine imaginierte Erwiderung. Aber ich habe gelernt, Risiken einzugehen und dennoch am Leben zu bleiben!
    Nachdem er weitere zehn Minuten lang über Findlinge geklettert und über den welligen, sumpfigen Boden gestapft
war, gelangte er zu einer Stelle, wo der Wald sich lichtete. In östlicher Richtung sah er die Schulter des Riesen; die Ruinenansammlungen und die kistenartigen grünen Hütten und Arbeitsschuppen waren gut zu erkennen. Der Attentäter musste sich hier ganz in der Nähe postiert haben.
    Aus der Deckung heraus musterte Theo die Umgebung und wurde sogleich auf eine Stelle aufmerksam, wo das Laubwerk dichter war. Behutsam bewegte er sich durchs Unterholz darauf zu und bemerkte, dass es sich um einen von dichtem Gebüsch eingefassten Felsvorsprung handelte. Er wurde langsamer, und obwohl er davon ausging, dass der Schütze längst das Weite gesucht hatte, hielt er den Knüppel schlagbereit in der Hand. Die feuchte Luft kam ihm auf einmal wärmer vor, das Vogelgezwitscher und das Insektengesumm traten in den Hintergrund, während er seine eigenen Geräusche überdeutlich hörte …
    Geduckt zwängte er sich zwischen den von Schlingpflanzen überwucherten Büschen hindurch und schlich um einen knorrigen Baumstamm herum, dann hatte er das Versteck des Scharfschützen erreicht. Das unkrautdurchsetzte Gras war dort, wo der Schütze sich hingelegt hatte, plattgedrückt. Und da lag auch die Waffe, ein Ballantyne-Gewehr mit Holzschaft und Zielvorrichtung, das er aus eigener Erfahrung kannte. Der Schütze war nicht zu sehen; außer der Waffe und dem Abdruck im Gras hatte er keine Spuren

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