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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Lo, höre nicht auf das Geplärr dieses Hsia Jen. Wir müssen das großzügige Angebot der Roug annehmen, und der junge Kao Chih muss unverzüglich nach Darien fliegen!«
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich, und es wurde heftig mit den Köpfen genickt. Zwischen einem der Clanältesten, einem Verbündeten Tan Huas, und einem vorne sitzenden Mann, der vom Publikum angestachelt wurde, kam es zum Streit. Bevor die Stimmung noch hitziger werden
und die Wortwahl entgleisen konnte, klatschte K’ang Lo zweimal in die Hände und rief: »Es reicht!«
    Unvermittelt kehrte Stille ein, und diejenigen, die aufgesprungen waren, nahmen verlegen wieder Platz. Mit zorniger Miene wandte der Duizhang sich an die wartenden Roug.
    »Edle, ungeachtet der Vorbehalte einiger weniger ist es der eindeutige Wille der Ältesten der Menschensippe, das großzügige Angebot anzunehmen. Ich werde dafür sorgen, dass Ihren Wünschen entsprochen wird.« Er schaute umher und fasste Kao Chih ins Auge. »Pilot Kao - tritt vor.«
    Schon wieder im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit, erhob sich Kao und trat vor den Duizhang.
    »Pilot Kao, du wirst zu unserem Emissär ernannt, zu unserem Vertreter gegenüber den Führern der Kolonie Darien und allen unseren Brüdern und Schwestern der großen Menschheitsfamilie. Du wirst unsere Stimme sein und unser Gesicht. Sei schlau wie ein Fuchs und tapfer wie ein Löwe, wenn es erforderlich ist.« Er wandte sich wieder an die großen Roug. »Edle Assessoren, wann soll Pilot Kao aufbrechen?«
    »Binnen einer Stunde, verehrter Duizhang. Ein Erkundungsschiff wurde vorbereitet und befindet sich in diesem Moment im Anflug von Agmedra’a.«
    »Nun gut. Pilot Kao, mein technischer Offizier wird einen Datenspeicher mit einer umfassenden Dokumentation der Leiden unseres Volkes vorbereiten, mitsamt einer persönlichen Grußnote meiner selbst. Möge dich der Geist unserer Ahnen beschützen und leiten. Und da dir nur noch wenig Zeit bleibt, mein Junge, solltest du sie mit deiner Familie verbringen, was meinst du?«
    Noch nie im Leben hatte er solch hektische sechzig Minuten erlebt. Während er sich eilig ein paar Häppchen in
den Mund stopfte, bemühte er sich, ein paar Kleidungsstücke und Habseligkeiten einzupacken, versicherte seiner Mutter, im Hyperraum sei man vollkommen sicher, und versprach, seinem Roug-Begleiter nicht von der Seite zu weichen …
    Sein Vater machte seine Beschwichtigungen sogleich zunichte und erklärte, er sei ein Mann und kein Kind mehr und habe eine große Aufgabe zu bewältigen, die keine Verzärtelung vertrage. Währenddessen erfand sein älterer Bruder Feng lächerliche Heldentaten und Gefahren und stellte sie bildlich dar, was seine Mutter erwartungsgemäß noch mehr ängstigte. Seine jüngere Schwester Ti hingegen brach immer wieder in Tränen aus. Als wäre das noch nicht genug, tauchten ständig Verwandte und Freunde der Familie auf, um sich zu verabschieden und Kao Hsiens Pfirsichlikör zu trinken, bevor sie wieder gingen.
    Dann auf einmal blieb ihm nur noch eine Viertelstunde, um sich seine Jacke und den Kleidersack zu schnappen, im Laufschritt durch die Tunnel und Hallen zur alten Ladebucht zu eilen und den Bekannten zuzuwinken, denen er unterwegs begegnete. Ihm schwirrte der Kopf; er dachte an das Raumschiff, an das Ziel der Reise, an all die unbekannten Welten und Wesen, die in der unermesslichen schwarzen Leere auf ihn warteten. Als er die große ovale Ladebucht betrat und K’ang Lo und die drei Roug erblickte, die ihn an der rechten Seite, am Ende des Laufgangs erwarteten, holte seine Familie ihn ein. In den zerbeulten Armen einer Ankervorrichtung ruhte ein funkelndes, metallisch graues Raumschiff von etwa dreißig Metern Länge, dessen Triebwerke an geschwungenen Flügeln befestigt waren, in denen sich der schnabelartige Bug und die Deckaufbauten spiegelten.

    Erneut hieß es Abschied nehmen; man sprach ihm Mut zu und wünschte ihm alles Gute, während seine Mutter ihn unter Tränen ermahnte und sein Vater ihm einen Fudog-Anhänger aus Jade schenkte, einen alten Glücksbringer, der angeblich noch von der Erde stammte. Dann umarmte er Kao, wandte sich ab und schnäuzte sich die Nase. Der Duizhang K’ang Lo überreichte ihm einen kleinen roten Beutel mit dem Datenchip und einer versiegelten Schriftrolle, eine Vollmacht, die Kao Chih dazu ermächtigte, die Kolonisten von Scheiterhaufen zu vertreten. Kao und Tumakri verneigten sich vor K’ang Lo und den Roug-Assessoren, dann

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