Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
Dann war es vorbei, das Licht ging wieder an, und der Roug klappte den Projektor und das Stativ zu einem flachen Gerät zusammen, das kleiner war als die Faust einer Frau.
    Ich wette, das ist ein digitales Gerät , dachte Chih. Ich wüsste gern, wie sich das mit ihrer Vorliebe für analoge Technik verträgt.
    »Verehrter K’ang Lo und fleißige Führer der Menschensippe«, sagte einer der höhergestellten Roug. »Die gezeigten Ereignisse fanden vor weniger als zwei Tagen statt und gelangten während des letzten Schlafzyklus in unsere Hände. Es stellt eine bedauerliche Tatsache dar, dass Darien in einem Gebiet der Tiefenzone liegt, auf das zwei einander feindlich gesinnte Mächte Anspruch erheben, nämlich der Imisil-Bund und der Brolturan-Pakt. Das Darien-System ist sehr weit von der Erde entfernt und noch weiter von uns, und die dortige Menschenkolonie ist klein und schwach, deshalb sind ihre Überlebenschancen gering.

    Stärke wird jedoch nicht immer nach der Fähigkeit zur Ausübung militärischer Gewalt bemessen. Wird die Not der Unterdrückten und Armen öffentlich gemacht, stellt sie eine gewisse moralische Macht dar, die jene schwächt, die sich zur Erreichung ihrer Ziele ganz auf Gewalt verlassen. In diesem Sinne und angesichts der Einschätzung, zu der wir gelangt sind, haben sich die Kontiguale des Hohen Index zum Handeln entschlossen. Wir wurden angewiesen, der Menschensippe die Auflösung ihres Arbeitsvertrages anzubieten, vorausgesetzt, dass wir in drei Punkten zu einer Einigung gelangen.«
    Erfreutes, beinahe ungläubiges Gemurmel erhob sich, und Kao Chih starrte Tumakri fassungslos an.
    »Edler, haben Sie davon gewusst?«
    Die Gesichtszüge des Roug waren unter dem eng anliegenden, kupferfarbenen Wickelgewand verborgen, doch seine Bewegungen verrieten seine Anspannung.
    »Pilot Kao, ich bin ebenso überrascht wie Sie.«
    Dann erhob sich der Duizhang mit ernster Miene und funkelnden Augen und bat mit erhobener Hand um Ruhe.
    »Edle Assessoren, bitte nennt die Bedingungen, damit wir sie auf Tauglichkeit prüfen können.«
    »Wie Sie wünschen. Die erste Bedingung ist, dass die Menschensippe für die Einarbeitung sorgt, sobald eine Ersatzsippe bestimmt ist. Die zweite Bedingung ist, dass die Führer der Menschensippe sich einverstanden erklären, einen Emissär zur Kolonie Darien zu entsenden, der die dortigen Verantwortlichen um die Erlaubnis bitten soll, dass sich alle überlebenden Kolonisten von Scheiterhaufen bei ihren Landsleuten ansiedeln dürfen. Diese Unternehmung muss unverzüglich erfolgen und ohne vorherige Absprache mit Darien oder der Erdsphäre - sollten der
Sonnenauge-Monoclan oder die Hegemonie zu früh davon erfahren, würden sich die Umsiedlungsmaßnahmen sicherlich verzögern.«
    Kao Chih hatte Mühe, das Gehörte zu verarbeiten. Umsiedlung?
    Duizhang K’ang Lo wirkte ebenfalls verblüfft. »Der größte Teil meines Volkes lebt noch immer in Gefangenschaft auf Scheiterhaufen, Edle. Werden diese Leute in Ihre freundlichen und großzügigen Planungen mit einbezogen?«
    »Das werden sie, Duizhang. Sobald die Führer von Darien ihre Einladung ausgesprochen haben, werden unsere Raumschiffe auf Scheiterhaufen landen und die Evakuierung durchführen. Jedem Versuch, das zu verhindern, wird mit Härte begegnet werden.
    Die dritte Bedingung ist, dass Pilot Kao Chih, Sohn des Kao Hsien, zum Emissär bestimmt wird. Er wurde genau beobachtet, erst kürzlich durch Aufseher Tumakri, und er erfüllt die Anforderungen für eine solche Unternehmung zu unserer vollen Zufriedenheit. Wir werden ihm ein kleines, aber leistungsfähiges Raumfahrzeug überlassen und ihm einen Roug als Begleiter mitgeben, nämlich Aufseher Tumakri, der die Verantwortlichen von Darien vom wahren Charakter der Sendruka-Hegemonie überzeugen soll. Deshalb gilt so lange, bis alle Kolonisten Scheiterhaufen verlassen haben, höchste Geheimhaltungsstufe.«
    Kao Chih sackte erschüttert zusammen. Als Nächstes merkte er, dass sich Leute auf ihn herabbeugten, ihm auf die Schulter klopften, ihm die Hand schüttelten und lächelnd gratulierten. Einerseits war er von Hochstimmung erfüllt, andererseits hatte er ein flaues Gefühl im Bauch, als stünde er vor einem tiefen Abgrund.

    Ich fliege in die Weite des Weltraums, dachte er. Jetzt werde ich all die Orte und Völker sehen, die ich nur vom Hörensagen kenne!
    Als K’ang Lo sich mit seinen Beratern besprochen hatte und wieder dem Roug zuwandte, legte sich Stille über den

Weitere Kostenlose Bücher